Die deutsche Nationalmannschaft ist nach einem hoch spannenden Spiel gegen Spanien im Viertelfinale ausgeschieden und hat durch Leistung und Auftreten als Mannschaft- bis auf die Politikerin und Politiker der AfD – große Sympathien gewonnen, zurück gewonnen. Die werden sicherlich noch über die deutschen Heulsusen von Thomas Müller bis Julian Nagelsmann herziehen. Echte Männer weinen nach deren Vorstellung ja nicht. Und im Nachtreten sind die Rechtspopulisten ja besonders gut.
Besonders viel Sympathie erntete Nagelsmann, der auf der Abschlusspressekonferenz über den Fußballtellerrand hinaus auf die Gesellschaft blickte. Manche mögen das als übertrieben finden. Ich finde dagegen, es ist bemerkenswert, dass er diese Aussagen gegen die deutsche Meckermentalität und für gemeinsames Anpacken zu diesem Zeitpunkt auf dieser Bühne getätigt hat. Hier ist der Mitschnitt der Pressekonferenz. Die Kernaussagen zu gesellschaftlichen Gemeinsamkeit und weniger Negativhaltung findet man ab Minute 25:16. ZDFheute hat eine Zusammenschnitt der wichtigsten Aussagen hier veröffentlicht.
Pöbler, Meckerer, Motzkis und Onkel Erwin
Über Gemeckere, Pöbler, Motzkis und Stammtischparolen haben auch Henning Uhle und Steffen Voß geschrieben.
Vor dem Internet konnte man alles sagen. Dann haben es aber nur die Leute am Stammtisch gehört oder die Familie beim Geburtstag musste es ertragen. Auch dann haben Leute gesagt: „Erwin, halt die Klappe, du redest Unsinn.“ Aber das waren vertraute Menschen und es hatte sonst keine Konsequenzen. …
Es ist einfach etwas anderes, wenn Onkel Erwin steile Thesen ins Netz schreibt … Erwin sieht das aber, und würde es nicht ertragen, so im Zentrum eines Shitstorms zu stehen und meint deswegen, man dürfe nichts mehr sagen.
Meinungsfreiheit: Man darf ja gar nichts mehr sagen… – Kaffeeringe
Heute geht der Unsinn im Netz schnell viral. Kontroversen und Streit werden von Algorithmen „belohnt“ und manch eine und manch einer spielen ganz bewusst damit. Klaus Janowitz nimmt die Veränderungen der Öffentlichkeiten in seinem Blog aufs Korn: „In seinen besten Momenten war Twitter am nächsten an einer globalen Öffentlichkeit, in der sich Nachrichten und Meinungen am schnellsten verbreiteten.“ Ich bin mir da nicht sicher und denke, es war eher ein Journalisten-, Politiker- und Netzgemeindeblase, von der sich zu viele auch heute nicht lösen wollen.
Dem Gunni sein Rant zu X und dem anderen Zeugs
Das Netz – wenn es das je gab – sortiert sich derzeit neu oder versucht es zumindest. Gunnar Sohn ledert in seinem Blog über den Ausstieg noch immer viel zu weniger von X ab:
LinkedIn wird zur Wall Street der Selbstvermarktung, Facebook zum Jahrmarkt der Eitelkeiten, Instagram zur Dauerwerbesendung mit Selfie-Intermezzo. Aber TwitterX, das war noch die Agora, der Marktplatz der Meinungen. Und nun? Nur noch ein X im digitalen Wüstensand.
TwitterX und der Lärm des Ausstiegs – ichsagmal.com
Ein sehr gut und amüsant geschriebener Rant, auch wenn ich wieder einmal nicht einer Meinung mit Gunni bin und auch entsprechend pointiert kommentiert habe:
Jede und jeder, der auf der Plattform bleibt, kriecht Herrn Murks in den Allerwertesten. …
Wir sollten alle an einem dezentralen Netzwerk arbeiten und es fördern, das nicht von einem Elon Murks, Mark Suckerbörg und ähnlichen Gestalten abhängig ist.
Wie formuliert es André Claaßen in seinem Kommentar so treffend:
Dennoch, …, möchte ich anmerken, dass für mich Mastodon das Licht in der Düsternis der sozialen Medien ist. Hier finde ich noch eher authentische Menschen und Diskussionen.
Vor allen liebe ich eines am #Fediverse: Es gibt keinen Algorithmus.
Mal wieder ein Plädoyer für Fediverse und Activity Pub
Es gibt nicht nur keinen Algorithmus. Es gibt vor allem auch die Möglichkeit durch das ActivityPub-Protokoll über Plattformen hinweg einander zu lesen, zu kommentieren und miteinander zu diskutieren. Ich habe das Fediverse oft mit E-Mail verglichen. Durch SMTP ist es möglich, zwischen Gmail, GMX, Outlook oder in meinem Fall mailbox.org Nachrichten auszutauschen. Genau dahin sollte die Reise auch in sozialen Netzen gehen.
Soziale Medien erzielen Werbeumsatz wie TV und Suchmaschinen
So können wir zumindest ein Stück mehr Unabhängigkeit von Zuckerberg, Murks oder der KP Chinas gewinnen. Übrigens: Soziale Medien wie Facebook, Instagram und Tiktok erzielen in diesem Jahr den größten Werbeumsatz und lassen die Suchmaschinen und das Fernsehen weit hinter sich, berichtet die FAZ (€). Wie war das noch? Kontroversen, Provokationen, Plattitüden, vereinfachende Parolen erzielen Reichweite und bringen Geld.
Lesezeichen: I don’t like Abos
Zum Abschluss noch einige Lesezeichen. Der Bitkom bombardiert uns seit geraumer Zeit mit Umfragen. Bei #9vor9 haben wir über Digitalisierung in Restaurants und Cafés gesprochen. Jetzt wurde eine Umfrage zur Bereitschaft der deutschen Internetnutzerinnen und -nutzer, für Journalismus im Netz zu zahlen veröffentlicht. Worauf springe ich natürlich an? Auf die vermaledeiten Abos und die fehlende Möglichkeit, Artikel einzeln zu erwerben. Passend dazu: Die FAZ verzeichnet erstmalig mehr Digital- als Print-Abonnements. I don’t like Abos. Egal ob Print oder digital. Punkt.
Lesezeichen: Der nächste Punkt beim Tennis
Dirk von Gehlen hat mich auf ein YouTube-Video eines Vortrags von Roger Federer aufmerksam gemacht. „Wenn du einen Punkt spielst, muss er die wichtigste Sache der Welt sein. Aber wenn er hinter dir ist, ist er hinter dir.“ Nicht nur für Tennisspieler interessant.
Lesezeichen: Enshittification von Windows
Volker Weber schreibt über die Enshittification von Windows, wie man all den Müll los wird, den Microsoft erst einmal mit installiert: „Ich hoffe, dass Nadella irgendwann erkennt, was einige Teile des Unternehmens da anrichten.“ Die Hoffnung stirbt …
Der demokratische Präsidentschaftskandidat
Ich hätte gerne in dieser Wochenschau etwas über einen neuen Präsidentschaftskandidaten der Demokraten in den USA geschrieben. Leider gibt es den (noch) nicht.
Und wieder kam ideogram.ai für die Generierung des Titelbilds zum Einsatz: A vibrant and satirical political cartoon featuring a large, grinning soccer player in Germany’s white national jersey, attempting to shout through a massive megaphone against the wind. The oversized soccer ball has been transformed into a globe, with a variety of comical characters inhabiting it. These include a grizzled ‚Onkel Erwin‘ clutching a beer mug and angrily tapping on his smartphone, a politician bearing the AfD logo trying to manipulate the ball’s direction, and a group of ‚Motzkis‘ represented as weeping emojis adorned in soccer shirts. The background is filled with speech bubbles bearing negative icons that float like clouds, adding to the whimsical and comical atmosphere.
https://stefanpfeiffer.blog/2024/07/07/vom-fusballfeld-aus-appell-zu-mehr-gesellschaftlicher-gemeinsamkeit/
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