#BuddyM%C3%BCller

2025-06-04

🤬 Wer, bitte, lässt einen Pitch über die Pfingstferien laufen??
🚨 Der muss auch auf die Übergabeliste.
😇 Was sonst noch alles bei der Übergabe schief gehen kann, lest ihr hier: agentursatire.blog/2025/05/28/ Viel Spaß!
#BuddyMüller #folge46 #NoToDo

#folge46 #NoToDo

Freizeit, Freiheit, froher Sinn – doch bevor ein Agenturmensch in den heiß ersehnten und wahrscheinlich wohl verdienten Urlaub gehen kann, muss er die Kernerarbeit der Übergabe bewältigen. Gut, dass es dafür etablierte Standards gibt. Einen Fluch und Mehrarbeit inklusive.

✓ Abonniert

Urlaub? Ich hasse Urlaub. Ganz sicher nicht meinen eigenen, auch nicht den Urlaub an sich, denn ich habe meinen Urlaub wirklich immer verdient, und ich habe ihn auch wirklich immer nötig, ich, Buddy Müller, Senior Project Supervisor der weltweit größten Content-Marketing-Agentur Deutschlands.

So auch jetzt, mit meiner nächsten Auszeit in Sichtweite.

Mein Managing Director, der EmmDee, war zwar grundsätzlich anderer Meinung als ich, ob ich meines Urlaubs wirklich würdig sei. Aber ich zähle mich ruhigen Gewissens zu den rund 34 % aller deutschen Arbeitnehmenden, die überzeugt sind, dass sie deutlich mehr Urlaubstage bräuchten, als die Arbeitgebenden ihnen zustünden.

„Es ist mir ein Rätsel“, sagte Brad MacCloud vom Clan der MacClouds, mein scheinbar nimmermüdes und nur für mich hörbares MacBook Pro, „dass nicht noch mehr Menschen noch mehr Urlaub wollen.“

„Menschen, Maloche, Masochimus“, anlautreimte ich.

„Maximaler Match“, ergänzte Brad.

Meister der Feiertage

Ein Match, der hervorragend dokumentiert wurde. Aktuell waren digitale wie gedruckte Medien voll mit neuen Zahlen zur angeblich schönsten Zeit des Jahres. Die sich auch schön in exakten Tagen zählen ließ.

So verfügte jeder Bundesdeutsche im Schnitt über 28 Tage Urlaub, die er genehmigt fernab von Schreibtisch oder Fließband verbrachte (was ein und dasselbe für uns Agenturmenschen ist).

Dazu kamen bundesweit neun bezahlte Feiertage, in Bayern 13. Wer das Glück hatte, in der Schwabenmetropole Augsburg ansässig zu sein, konnte sogar 14 Feiertage zusätzlich in den Urlaubskalender eintragen.

„No oin Dag in Augschburg meh? An dem i au bloß Schwäbisch schwetza hör?“, fragte Brad. „Des wär’s mr ned wert.“

Das sollte wohl heißen, dass Brad gut auf einen Dienstort in Augsburg verzichten könne.

Kühle Kalkulatoren

Jedoch: Jeder einzelne freie Tag mehr war ein wichtiger Bestandteil jener Kalkulationen, die Arbeitnehmende meist schon früh im Jahr anstellten, mehr kühle Rechner als hochtalentierte Rechenkünstler. Wie bei einer Perlenkette reihten sie Urlaubs- und Brückentage aneinander, auf dass sie es locker von der Oster- bis in die Adventszeit schafften.

Sehr zum Leidwesen der Arbeitgebenden und der Kunden und Kundinnen, die entweder den Mangel an Einsatzbereitschaft oder den – wenn auch nur vorrübergehenden – Verlust ihres Ansprechpartners beklagten, auf den sie doch ein verbrieftes Anrecht hätten.

Sie ließen dabei völlig außer Acht, dass auch die Arbeit-, also die Urlaubnehmenden litten. Wie Hunde in der Sommerhitze eines südseitigen Großraumbüros, die sich hechelnd wiederum kaum von Herrchen und Frauchen bei der Urlaubsvorbereitung unterschieden.

Weil jeder einzelne Tag Absenz von der Arbeit, jede Stunde, jede Minute, jede Sekunde exakt im Voraus geplant werden musste.

Weswegen ich Urlaub hasste.

Buddy, übergeben Sie!

Untersuchungen zufolge sind zwischen zwei und fünf Stunden pro Projekt für eine saubere Urlaubsübergabe zu veranschlagen; die Studienangaben schwankten wie mein EmmDee nach einer erfolgreichen Award-Verleihung.

Meine erschöpfende Erfahrung bestätigte jedoch die Schätzung: Auf die vorurlaubliche Wochenarbeitszeit konnte man gut 50 Prozent und mehr draufpacken. Wobei es keine Rolle spielte, ob man auch im Urlaub Hand anlegte, an Dateien oder an Dokumente, nicht an Versuchungen unter südlicher Sonne oder an gekühlte Getränke in gefälligen Gestaden.

Was rund 48 % der bundesdeutschen Arbeitnehmenden gelegentlich und 13 % regelmäßig taten.

„Im Urlaub zu arbeiten, nicht sich zu vergnügen“, sagte Brad.

Gut und gerne, eigentlich weniger gerne, steckte jeder deutsche Arbeitnehmer pro Urlaubstag mindestens 1,3 Stunden in das, was er vor dem Urlaub nicht weggeschafft oder nicht rechtzeitig übergeben hatte. Je jünger, desto mehr Stunden pro Urlaubstag.

„Agenturmenschen werden da nicht mitgezählt“, sagte ich überzeugt. Denn wir würden, unabhängig vom Alter, die täglichen Stunden an Arbeit in der Auszeit signifikant erhöhen.

Und dass, obwohl wir wahre Künstler der kontrollierten Übergabe waren.

Für „The Art of Handover“ hatte sich im Laufe der Jahrzehnte ein Schema bewährt, das durchaus für den branchenübergreifenden Einsatz taugte:

  1. Identifiziere anstehende Aufgaben und wähle dann vor allem diejenigen, die du nicht gerne selbst machst!
  2. Benenne einen Stellvertreter und einen Stellvertreter des Stellvertreters, falls der Stellvertreter im Urlaub ist! Wähle immer jene, die nicht schnell genug nein sagen können!
  3. Verteile anstehende Aufgaben und takte Termine ein – stets nach dem Stellvertreterprinzip (siehe 2.)!
  4. Verschiebe offene Fragen immer auf den konkreten Zeitraum „nach dem Urlaub“! Der Zeitraum zwischen Ende des einen Urlaubs und Beginn des nächsten ist konkret genug.
  5. Dokumentiere die Übergabe schriftlich – inklusive aller Namen der Vertreterinnen und Vertreter. So verhinderst du, dass es hinterher Diskussionen über potenzielle Schuldige gibt.

Dreisprung, Dreisatz, kein To-do

So gerüstet machte ich mich ans Werk, meine Gewerke zu übergeben. Was mir leichtfiel, da mir bald südliche Sonne, sanfte Wellen und starke Getränke winkten.

Lang und Länger, unsere beiden Volontäre, von denen der eine immer lang und der andere immer länger arbeitete, bekamen schwere Kalkulationen, damit sie endlich lernten, dass ein Dreisatz kein Dreizeiler war.

Ich erhöhte gezielt den auf ihnen lastenden Druck, zumindest hormonell, indem ich Lila Stiefelchen, unsere blonde wie blitzgescheite Praktikantin aus der Controlling-Abteilung zur Prüfung ihrer Berechnungen bestimmte.

Dr. No, die prohibitiv veranlagte Assistentin unseres EmmDee, sollte sich mit großem Elan und positiver Energie an die Organisation unseres Sommerfestes machen, und an Qwertz, meinen Lieblings-Teamlead, vergab ich die interne Kommunikation des Agentur-Get-togethers unter dem gewinnenden Motto „Grill, Gemeinschaft, Gerstensaft“ – und damit auch das tagelange Ringen mit dem EmmDee um die richtigen Formulierungen für die Einladungs-E-Mail an die Gefolg-, äh, Belegschaft.

Zufrieden betrachtete ich die geplante Übergabe, da spürte ich einen Schlag auf meiner Schulter noch bevor ich den dumpfen Schlag meiner Bürotür an die Wand hörte.

Der EmmDee war in mein Büro gestürmt.

„Ich bin jetzt mal weg“, dröhnte er in mein Ohr. Und hieb mir nochmal auf die Schulter, schmerzhaftes Zeichen seines Vertrauens.

„Zwei Wochen, Müller, die wirst du ohne mich auskommen. Es gibt eh kein To-do.“

Mir gefror das Blut in den Adern.

Verflucht, wer bleibt

Nicht etwa, weil mein EmmDee einer der wenigen in unserer Agentur war, der einzige gar, der sich nicht an die ewigen Regeln der Übergabe hielt.

Oder weil er sich ebenso wenig an die ebenso ewige Regel hielt, dass jeder, ausnahmslos jeder in unserer Agentur seinen Urlaub anzukündigen und im Falle einer Genehmigung einzutragen hatte, in dem für jedermann einsehbaren digitalen Abwesenheitskalender.

Die Genehmigung erteilte der EmmDee sich selbst, und er enthob sich wohl auch selbst von der Pflicht des Eintragens und Ankündigens.

Was ich unter Berücksichtigung der innerbetrieblichen Hierarchie gerade noch hinnehmen konnte.

Aber „Kein To-do“?

„Kein To-do“ entfaltete eine wüste Wirkung.

„Kein To-do“ zog fatale Folgen nach sich.

„Kein To-do“ war ein böser Zauberspruch, ein Fluch, den der in den Urlaub Enteilende über die Zurückbleibenden verhängte.

Alles, was mit „Kein To-do“ verbunden war, führte unweigerlich zum größtmöglich vorstellbaren Arbeitsaufwand.

Getroffene Entscheidungen wurden revidiert, verhandelte Verträge blieben ohne Unterschrift, freigegebene Projekte mussten von Grund auf überarbeitet werden, abgestimmte Arbeitsabläufe wurden um mehrere Schleifen erweitert, rekursive, nicht endende Schleifen, selbstverständlich.

Aus locker zu lösenden Lappalien wurden kaum zu kontrollierende Katastrophen.

Selbst wenn sich der EmmDee zum Abschied in die Auszeit nur auf die als Chefsache eingestuften Projekte bezog, aus denen wir ihn trotz vereinter Kräfte nicht heraushalten konnten, würde sein „Kein To-do“ unweigerlich zu Krisensituationen führen.

Darum hasste ich Urlaube.

Auf, auf und davon!

Ich atmete tief durch.

„Was machen wir jetzt?“, fragte ich meinen treuen Gefährten Brad MacCloud, in der Hoffnung, dass ihm ein Bannspruch für die nahende Notlage einfiele.

Keine Antwort.

„Hallo?“, fragte ich, und mit mehr Nachdruck noch einmal: „Was machen wir jetzt?“

Ich tippte an Brads Bildschirm.

Nichts.

„Hallooooo?“

„Ich weiß ja nicht, was Du jetzt machst“, sagte Brad plötzlich. Er wirkte gehetzt, sein Kameraauge glühte. „Aber ich plane jetzt meinen Urlaub. Für dich ist da kein …!“

„Sag’s nicht“, unterbrach ich ihn noch rechtzeitig. Mir reiche schon der EmmDee, sagte ich, der seine komplette Arbeitslast zu meinem Armageddon machte.

„Dann weißt Du, wie es mir meist geht“, antwortete Brad.

Er erbat sich sofortigen Dispens, denn er müsse wirklich nun seinen Urlaub vorbereiten, das bedürfe diesmal besonderer Umsicht und viel Feingefühl, weil er nicht allein unterwegs sein werde.

Ich fragte, ob es etwas Festes sei. Doch das hörte er schon nicht mehr.

Brad war weg, aufgebrochen in die Weiten des World Wide Webs.

Einsam, wie ich zurückblieb, holte ich mir einen „Il Solitario“ aus unserer Siebträgermaschine im Wert eines Kleinwagens. Dann legte ich los.

Ich korrigierte zuerst meinen – im Abwesenheitskalender eingetragenen – Urlaub so, dass er sich um zwei Tage mit dem Urlaub des EmmDee überschnitt.

Etwas mehr Abstand voneinander würde ihm und mir guttun.

Dann krempelte ich meine sorgsam ausgefeilte Übergabe um, strich die liebevoll mit Verantwortung bedachten Kolleginnen und Kollegen von meiner Liste, ersetzte sie durch den Namen des EmmDee, und ergänzte um die vollständige Liste aller Chefsache-Projekte.

Schließlich setzte ich, gefettet, in doppelter Schriftgröße darunter: „Kein To-do.“

Ach, wieviel Zauber liegt in diesen Worten.

Ich glaube, ich beginne Urlaube zu lieben.

Eine Zahl geht noch: Aktuellen Internetrecherchen zufolge benötigt ein Urlaubsantrag in Deutschland 75 Tage bis zur Genehmigung.

Es ist also genügend Zeit, um die Übergabe von Projekten gründlich vorzubereiten.

✓ Abonniert

#Agenturleben #Agenturmensch #Agentursatire #Antrag #Auszeit #Übergabe #BradMacCloud #Brückentag #BuddyMüller #ContentMarketing #CorporatePublishing #Delegieren #EmmDee #Fenstertag #Ferien #Freiheit #Freizeit #Kalkulation #Mehrarbeit #Qwertz #Storytelling #Task #Todo #Urlaub #Urlaubstag #Urlaubszeit

2025-05-21

📊 Neue Studie: KI soll Unternehmen nur drei Prozent mehr Effizienz bringen.
🤡 Wow! Ich dachte noch weniger.
#BuddyMüller #Agenturleben

2025-05-05

🗓️ Die Woche hat fünf Tage,
wie Pest ist diese Plage 🦠.
O Feiertag 🥳, komm doch herbei
und bleibe derer Wochen drei 🗓️.
#Agenturleben #BuddyMüller

2025-04-22

👉 Für alle, die sich mit #ContentMarketing in ihrem #Agenturleben herumschlagen, habe ich über die Feiertage das ultimative Lexikon aktualisiert: #folge18 #Contentpedia agentursatire.blog/2021/10/12/ 🥳👨🏻‍💻
#BuddyMüller #Agentursatire #VielSpaß!

2025-04-18

🍳Allen neuen und alten Follower*innen einen späten guten Morgen und schon mal frohe Ostern in Bälde!
🔎 Sucht Ihr noch Lesestoff für das lange Wochenende?
☝️ Dann schaut mal hier vorbei - jetzt mit der neuen #folge45 #KIgration
agentursatire.blog/alle-episod
#BuddyMüller #KünstlicheIntelligenz #FroheOstern

#folge45 #KIgration

Das rasante Vordringen von Künstlicher Intelligenz in Bereiche des ganz normalen Arbeitsalltags treibt Unternehmen wie Mitarbeitende unerbittlich vor sich her. Jeder versucht, auf den Wandel eine passende Antwort zu finden. Dabei kann es nur eine einzige geben.

✓ Abonniert

Morgenrituale geben mir Halt in meinem Arbeitsleben. Müsli herrichten, Mails checken, mit einem Lungo Mercenario die Blutdrucktabletten hinunterspülen. Und, seitdem Künstliche Intelligenz immer mehr uns Agenturmenschen die Aufgaben abspenstig macht: mich freuen, dass ich meinen Job in der weltweit führendsten Content-Marketing-Agentur Deutschlands noch habe.

„Du brauchst Dich nicht wirklich zu sorgen“, versuchte Brad MacCloud vom Clan der MacClouds mich stets zu beruhigen.

Mein weitsichtiges MacBook Pro, das nur ich hören konnte, hatte schon immer ein angespanntes Verhältnis zu KI-Tools. Zu Hunderten, zu Tausenden gar, würden sie ihn und die Serverinnen weltweit belagern, um ein bisschen Wissen abzustauben, das sie dann anderenorts zu belanglosen Texten und überzeichneten Bildern für minderbegabte, sauerstoffwechselnde, humane Lebewesen zusammenschusterten.

Doch, doch, ich sorgte mich. Was heißt schon ‚nicht wirklich‘?

Denn die Migration von Künstlicher Intelligenz in bisher unberührbare Bereiche von Unternehmen, allen voran in Jobs, mit denen wir Agenturmenschen Lohn und Brot verdienten, diese Ein- bzw. Unterwanderung war nicht mehr aufzuhalten und nur schwer zu regulieren.

„Wenigstens“, pflegte ich Brad zu entgegnen, „wenigstens möchte ich der Letzte sein, der hier das Licht ausschaltet.“

Umschulen, um zu überleben

Wahrscheinlich war es der schiere Selbsterhaltungstrieb, aus dem heraus Qwertz, mein Lieblings-Teamlead, mir einen neuen Weg für seine berufliche Weiterentwicklung vorschlug.

Er mailte mir, dass er von einer genialen Idee gelesen habe, die ihn zu einem kompletten Wandel seiner früheren Einstellung bewege: Er wolle sich zur Künstlichen Intelligenz umschulen lassen.

Vater Staat übernähme die Ausbildungskosten; zudem erfülle er, Qwertz, damit für unsere Agentur den EU AI Act und die Verpflichtung zur KI-Weiterbildung.

Vor allem aber, so führte Qwertz an, verspreche dieser Schritt eine immense Effizienzsteigerung, die immenseste jemals in der an Effizienzsteigerungen reichen Geschichte unserer Agentur, denn nach der Umschulung zur KI könne er sofort mindestens zwei Handvoll Kolleginnen und Kollegen quer durch alle Bereiche ersetzen.

„Wahrscheinlich merken die Kunden gar nicht, wenn er das macht“, sagte Brad MacCloud. „Banale Beiträge, beliebige Bilder, passt ins Budget. Alles wie immer.“

Qwertz aber schien es damit ernst zu sein.

Mein Lieblings-Teamlead berief sich auf den Beitrag eines traditionsreichen Medienhauses, so traditionsreich, dass es seinen Namen aus jener Zeit zu haben schien, in der noch Kutschen zwischen den Schreibenden und den Lesenden hin und her holperten.

Außerdem habe ihm Perplexity Idee und Quelle vorgeschlagen – wie, bitte schön, könne eine KI sich irren, die mittlerweile Google aussehen lasse, als würde die tradierte Suchmaschine in Keilschrift-Bibliotheken recherchieren?

Ich schwankte zwischen dem unstillbaren Verlangen, Qwertz sofort zu desillusionieren, und meiner Gutmütigkeit, ihm erstmal seinen Glauben zu lassen.

Bis zur Unterlippe

Unbestritten, Künstliche Intelligenz bewirkt viel Gutes, nicht erst seit kurzem: Immer dann, wenn ermüdende, fehleranfällige, sich ständig wiederholende Aufgaben dem Fortschritt der Menschheit im Wege stehen, kann die digitale Hilfe diese Hindernisse beseitigen. Viele Entwicklungen in Medizin und Pharma, in Luft- und Raumfahrt, in Elektronik und Maschinenbau wären ohne das, was wir heute KI nennen, nicht möglich gewesen.

„Damals hieß sie noch ‚selbstlernende Software‘“, meldete sich Brad MacCloud. „Sie bettelte mich nicht an und versuchte nicht, Know-how zu nutzen, das ihr nicht zusteht.“

Außerdem habe sie nicht weltweit rund 300 Millionen Vollarbeitszeitplätze gefährdet, zitierte ich aus einer Studie, deren nachdenklich stimmendes Numbercrunching bis heute nicht widerlegt war.

Natürlich war die Menschheit seit gut 200 Jahren, seit Beginn der Industrialisierung, daran gewohnt, dass jede Technologieentwicklung Märkte umbaute und Arbeitswelten reformierte.

„Schöngeredet dafür, Menschen arbeitslos zu machen“, sagte Brad.

Das seien die ewigen, gnadenlosen Gesetze der Betriebs- und Marktwirtschaft, hielt ich dagegen. Die bislang uns Wissensarbeiter verschont hatten.

Bislang.

Wissensarbeiter, die besser Ausgebildeten und daher immer ein paar Sprossen auf der Karriereleiter höherstehenden: Sie wähnten sich sicher.

Doch KI ließ den Pegel steigen, und nun stand auch jenen das Wasser bis zum Hals.

Bis zur Unterlippe.

„Ich will mit Dir jetzt nicht diskutieren“, sagte Brad, „ob ihr wirklich mit so viel Wissen arbeitet.“

Ich überhörte ihn geflissentlich. Sicher sei, fuhr ich fort, dass die digitale Billigintelligentia bis zu 70 % aller Jobs in Marketing, Kommunikation und Design in Gefahr brächte.

„Wir können mit dem Schlürfen beginnen“, sagte ich. „Wir sind am Absaufen.“

Nur Lächeln, keine Leistung

Wenn ich mich in der Branche so umschaute, dann schienen viele zu glauben, dass bei ihnen der Kopf hoch genug sitze und dass sie von einer drohenden Gefahr nichts zu wissen brauchten. Etwa in KI-Usergruppen stieß ich auf zahllose Nerds, selbst- und technologieverliebt und schier trunken von den scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz – allesamt gleichzeitig völlig unbeleckt von den Grundregeln deutscher Rechtschrift und Kommasetzung.

„Man kann nicht alles beherrschen“, sagte Brad. „Der Duden ist doch völlig überbewertet.“

„So überbewertet wie Qualität“, schoss ich zurück. Nur weil etwas technisch machbar sei, sei es noch lange nicht gut gemacht.

Bestes Beispiel war eine aktuelle Zahnpastawerbung: Ein Pastenproduzent rühmte sich, dass alle in ihrem Spot zum 100jährigen Bestehen gezeigten Menschen nicht nur ein strahlendes Lächeln einte, sondern auch, dass sie nie gelebt hätten – wofür ihn die Fachpresse feierte.

Künstliche Intelligenz erweckte die Karies-Killer-Komparsen zum Leben und ließ sie in artifizieller Ausleuchtung künstlich durch ein Jahrhundert lächeln, mit gerne zur Schau gestellten Gebissen, die selbst gegenwärtig kein noch so talentierter Zahnchirurg zustande brächte, weil dieser Profession damals wie heute die nötige Präzision fehlte.

„Ist das kreativ?“, fragte ich Brad. „Ist das Leistung?“ Der inszenierte Pasten-Pathos drifte ab in eine Banalität berechneter Bilder. Alles schön, alles steril, alles ein KI-geklontes Möchtegernkunstwerk.

„Und dann schmeckt die Zahnpasta auch noch, als hätte man Bausand mit Pfefferminzöl vermischt“, sagte ich.

Fatales Grundmuster

„Ihr Menschen seid einfach nur zu faul zum Denken“, sagte Brad nach einer Pause.

Ich blickte meinen kritischen Computer kühl an.

„Eure Faulheit war immer die Triebfeder eurer Entwicklungen.“, erklärte er. „Nimm das Rad – ihr wart zu faul zum Laufen.“

Bei der Eisenbahn, so Brad weiter, waren wir zu faul zum Radfahren. Beim Auto – zu faul, den Zug zu nehmen.

„Vielleicht hatte er Verspätung?“, wandte ich ein.

Brad ließ sich nicht beirren.

„Beim Computer – zu faul zum Rechnen. Beim Internet – zu faul zum Einkaufen“, sagte er. „Nicht nur, dass ihr euch Wohlstandstextilien, Weltreisen und Wocheneinkäufe nach Hause holt, sondern auch alles, na ja, fast alles Wissen dieser Welt.“

Zumindest das, was wir dafür hielten. Denn mit Einordnung und Evidenz hapere es noch gewaltig, sonst könne er sich die Legionen an Querdenkern, Populisten und politisch Extremen nicht erklären.

Doch es sei stets das gleiche Grundmuster, das nun der Künstlichen Intelligenz Tür und Tor öffne.

„Ihr seid zu faul zum Denken“, sagte Brad.

Verstand und Verantwortung

Starker Tobak. Auf den ich erstmal einen starken Kaffee brauchte.

Während ich den Schwaden meines zweiten – oder war es der dritte, der vierte? – Lungo Mercenario hinterher sinnierte, dämmerte mir, worauf es ankam.

Gerade in meinem Business. Aber nicht nur da.

Wir brauchten Menschen, echte Menschen, mit Einfällen und Gefühlen, mit Mut und Zweifeln, mit einer kritischen Distanz zur Künstlichen Intelligenz. Menschen waren so wichtig wie …

„… Faktenchecker auf Social-Media-Plattformen“, ergänzte Brad.

Nun, ja, von Menschen, nicht von Algorithmen hängen Respekt, Authentizität, echte Meinungsfreiheit und wahre Kreativität ab.

Ich setzte eine Mail auf, bat Qwertz um Verständnis, dass ich die Umschulung nicht bewilligen könne, empfahl, die Seriosität des Angebots gründlich zu prüfen, und legte ihm vor allem nahe, dass er sich doch stattdessen um den verantwortungsbewussten Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Agentur kümmern könne.

„Wir brauchen mehr gesunden Menschenverstand“, schrieb ich ihm.

„Guter Ansatz“, sagte Brad. „Und für alles andere hast Du ja mich.“

Brad MacCloud würde nur allzu gerne den Schnorrer Chat GPT und Seinesgleichen entlarven und in die Schranken weisen.

In einem aufschlussreichen Kreuzverhör, geführt mit gesundem, sehr scharfem Menschenverstand, hat dies der österreichische Satiriker Thomas Speck getan – im „Interview mit einer KI“, der achten Folge seines höhrenswerten „Schalltrichters“.

✓ Abonniert

#Agentur #Agenturleben #Agenturmensch #Agentursatire #AI #Arbeitsplatz #ArtificialIntelligence #BradMacCloud #BuddyMüller #ChatGPT #ContentMarketing #Haltung #Herz #Hirn #Kaffee #KünstlicheIntelligenz #KI #Menschenverstand #Qwertz #Satire #Schalltrichter #Storytelling #Tools #Umschulung #Verantwortung #Verstand #Weiterbildung

2025-02-12

🤬Agressionen, absolute Monarchen und absurdes Theater - nein ich schreibe nicht über den aktuellen Wahlkampf. Sondern über die Agentur, in der ich arbeite.
🥳Morgen Nachmittag erscheint endlich #folge44. Hier in diesem Blog: www.agentursatire.blog 👨🏻‍💻
#buddymüller #Agentursatire

2024-12-13

Drei Lügen vor Weihnachten 😇:
1. Das muss bis zum 23.12. fertig sein.
2. Das wird bis zum 23.12. fertig.
3. Darum kümmern wir uns im Januar.
#Agenturleben #BuddyMüller

2024-12-11

🎄 Ich gehe Weihnachten in die Eistonne.
🍹Weiß noch nicht, ob ich sie mit Gin oder mit Aperol Spritz fülle.
👨🏻‍💻 Was mich sonst so treibt: agentursatire.blog/alle-episod
#BuddyMüller #Agenturleben

2024-12-10

#Homeoffice: Wenn der Besuch beim Hausarzt die einzige Gelegenheit noch ist, sich schick anzuziehen.
#BuddyMüller #Agenturleben

2024-10-28

Wenn vom Baum die Blätter stürzen, muss ich die neue Folge kürzen.
#BuddyMüller #folge42 #commingsoon

2024-10-16

🤜🤛 Heute ist "Boss Day". Mitarbeitende bedanken sich bei ihren Chefs für den fairen Umgang.
🤔 Okay. Fällt bei uns aus.
#Agenturleben #BuddyMüller

2024-09-18

❤️‍🔥 Brandneu: #folge41, in der sich alles um ein einziges Wörtchen dreht. Oder auch nicht.
🤯 Ich habe jedenfalls alle Hände voll zu tun mit dem Rauslavieren.
👉Lest selbst, hier geht es eigentlich direkt zur Folge: agentursatire.blog/2024/09/18/
#BuddyMüller #Agentursatire #Agenturleben

2024-07-31

💪Im Pitch zu performen, ist Pflicht für uns #Agenturmenschen. Wenn es dann doch nicht so läuft, fehlt oft die passende Begründung.
☝️#folge40 #ScheiternSchönGeredet schafft endlich Abhilfe!
👉agentursatire.blog/2024/07/31/
#BuddyMüller #Agentursatire #Agenturleben #40Folgen

Buddy Müller sitzt in hellem Anzug auf Parkbank, vor sich den aufgeklappten Brad MacCloud. Neben der Bank liegt eine Feder auf dem Boden und dahinter ein angebissener Apfel. In Gedankenblase von Buddy Müller: „Das Pitchen ist wie eine Schachtel Pralinen. Man weiß nie, was man wirklich bekommt.“
Das alles ist eine Verbeugung vor dem großen Film „Forrest Gump“.
2024-07-17

Heute ist Welt-Emoji-Tag. Bald soll es eines mit Augenringen geben.
👉Heißt dann "Agenturmensch".
#Agenturleben #BuddyMüller

2024-07-09

Freundliche Kunden. Reichlich Budget. Unendlich viel Zeit.
😳 Und dann bin ich aufgewacht.
#Agenturleben #BuddyMüller

2024-06-02

⌚️Meine Watch behauptet, ich sei Weltklasse. Weil ich im vergangenen Monat meinen Bewegungsring 14-mal geschlossen habe.
🏃🏻‍♂️‍➡️ Ist natürlich Quatsch. Ich hetze mich tagtäglich für meine Kunden ab.
👉 Wie meine Uhr mich sonst antreibt, lest ihr hier: agentursatire.blog/2022/01/21/
#Agentursatire #BuddyMüller #folge21 #BlaBlaRing

Karikatur eines Sklaventreibers auf Galeere, der den Takt auf Trommel schlägt. TEXT: Die Methoden der Leistungssteigerung und der Zeiterfassung wurden in den vergangenen Jahrhunderten verfeindert.

Client Info

Server: https://mastodon.social
Version: 2025.04
Repository: https://github.com/cyevgeniy/lmst