Drop your weapons! You are surrounded by armed bastards!
Life On Mars â ab 23. November wieder bei ARTE
Klar, alle COP-Serien spielen in einem Paralleluniversum. Aber diese hier ist aus einem Parallel-Univerum mit multiplen (parallelen?) Zeitachsen auf unterschiedlichen (BewuĂtseins-) Ebenen. Sie bekommen hier Cops, Mystery, Crime, Humor â ermöglicht durch eine geniale Besetzung, eine intelligente Geschichte, ein ĂŒberragendes Dialog-Buch und, nur ganz nebenbei â dank der Tatsache, dass der BBC zu ihrer Zeit (2006) wohl der gesamte verbleibende Automobilbestand der Insel aus den spĂ€ten 60ern und 70ern zur VerfĂŒgung stand um ihre Szenen damit auszurĂŒsten â Oldtimer-Car-PornâŠ
Gene Hunt: Anything happens to this motor, Iâll come âround your houses and stamp on all your toys. Got it? Good kids.
Trailer: Life On Mars â Season One â BBC1
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Content-Warnung: Siebziger Jahre!
Eigentlich mĂŒsste jeder Episode von âLife On Marsâ heutzutage eine Warnung vorgeschaltet sein, die vor Homophobie, Misogynie und obszöner Sprache warnt. In soweit stehen die nur 18, seit der Erstausstrahlung vergangenen Jahre fĂŒr gleich mehrere EvolutionssprĂŒnge unseres kollektiven Bewusstseins. Umso mehr, als der zentrale Held der Serie, Sam Tyler, seinerseits um 23 Jahre in der Zeit zurĂŒckreisen muĂ â nur um ganz die gleiche Erfahrung zu machenâŠ
Eine Content-Warnung kriegen sie von mir nicht. Erstens waren es die Siebziger, zweitens ist es Kunst und drittens und letztens ist es ein groĂer SpaĂ auf dieser Zeitreise mitzugehen.
âDetective Sam Tyler arbeitet mit seiner Kollegin und Freundin Maya an einem brisanten Fall in Manchester. Sam ist endlich einem VerdĂ€chtigen auf der Spur, doch die Beweislage reicht nicht aus. Als dann Maya verschwindet, ist Sam völlig durch den Wind. Er steigt mitten auf der StraĂe aus und wird von einem Auto ĂŒberfahren. Als er wieder zu sich kommt, ist er plötzlich in den 70er Jahren gelandet. Auch hier ist er Kommissar und muss einen Fall lösen, der dem aus der âZukunftâ verblĂŒffend Ă€hnelt. Eine rĂ€tselhafte Zeitreise, die Sam so schnell wie möglich beenden willâŠâ
(Auszug aus der ARTE Programvorschau)
Ich war zu seiner Zeit, also zur Ausstrahlung der Serie in 2006 (mir gehtâs wie Tyler, 1973 war ich allerdings 4 Jahre Ă€lter), begeistert und âaddictedâ genug, mir alle Staffeln der Serie in miserabler QualitĂ€t ĂŒber halblegale KanĂ€le aus dem UK zu besorgen. FĂŒr mich war das âErinnerungsfernsehenâ⊠heute ist es eine Geschichte aus einer Zeit â vor der Zeit â der allermeisten potentiellen Zuschauer:innen in der werberelevanten Zielgruppe (14-49). Und gerade aus dieser Zielgruppe dĂŒrften nur die wenigsten eingeschaltet haben, als die erste Staffel seinerzeit (2007) bei Kabel1 ausgestrahlt wurde.
Gene Hunt: They reckon youâve got concussion â I couldnât give a tartâs furry cup if half your brains are falling out. Donât ever waltz into my kingdom acting king of the jungle.
Sam Tyler: Who the hell are you?
Gene Hunt: Gene Hunt. Your DCI. And itâs 1973. Nearly dinner time. Iâm âaving âoops.
Der Originalton ist eine herrliche Zumutung!
Das ganze Elend solch herausragender auslĂ€ndischer TV-Produktionen im deutschen Fernsehen ist, dass sie bei der Ăbertragung in den germanischen Synchronisationsstandard mindestens 50% ihres Charmes und Charakters einbĂŒĂen. Der Originalton ist da natĂŒrlich auch hier obligatorisch fĂŒr den vollen Genuss.
Benutzen sie, wenn es denn irgendwie geht, die englische Tonspur. Auch wenn die, darauf seien sie hiermit vorbereitet, eine absolut herrliche Zumutung fĂŒr alle ist, die Englisch nur in der Schule, der Uni oder dem BĂŒro benutzen mĂŒssen. Ich war selbst oft und regelmĂ€Ăig lĂ€nger im Vereinigten Königreich⊠ich habe Freund:innen all over the place. But in Manchester wusste ich oft nicht, ob das verfluchte Mancunian noch Englisch war, oder etwa ein Alien-Accent-from-another-world. Das macht aber nichts. Nach einer halben Stunde sind sie drin. Und nach zwei Staffeln sind sie vermutlich komplett Angst-befreit fĂŒr alles was danach noch kommen kann. Carry on and just watch to enjoy!
Besser als die Vorbilder?
UK-Krimi oder Buddy-Cop-Serien aus England sind im deutschen TV immer gut gelaufen. Ich erinnere mich zwar nur noch dunkel an âMit Schirm, Charme und Melone / The Avengersâ, doch an âDie Zwei / The Persuaders!â und vor allem âDie Profis / The Professionalsâ erinnere ich mich als prĂ€gende Erfahrung meiner Kindheit. Und nicht ohne Grund laufen sowohl die Originale, als auch immer wieder ihre Remakes durch die Kinos und TV-KanĂ€le. Eben weil es auĂer mir wohl noch vielen so geht. Es stimmt: Das ist Fernsehen fĂŒr âalte Leuteâ.
âLife On Marsâ steht in genau dieser Tradition, hat sie dabei aber, sowohl in der Produktion als auch, ganz besonders, im Storytelling, auf ein wesentlich moderneres Level gehoben und brutal in die Gegenwart transformiert. Im Vergleich zu dem, was sonst an Krimiware bei der BBC die Mediathek verstopft â von den unseren mal gar nicht zu reden â ist diese Serie ein echter Edelstein und mindestens so modern wie Tarantinos Zeitreise âOnce Upon a Time in Hollywoodâ â und der Film ist von 2019.
Was ich an der Serie noch besonders liebe, und was sie ebenfalls zu etwas wirklich besonderen macht, ist ihr vorzĂŒglicher zeitgenössischer Soundtrack. Damit bekommen wir noch heute jede gute Party zum kollektiven ausflippen! Jedenfalls die Art von Partys die ich freiwillig besuchen wĂŒrdeâŠ
Der Soundtrack ist ein Hit
(Quelle: Wikipedia.de)
Und das sind nur die Titel, die es auf das Album geschafft haben.
Schaut es euch an! Ihr habt ja schon dafĂŒr bezahlt! Bessere und intelligentere Unterhaltung werdet ihr kaum finden. Nicht öffentlich-rechtlich und vermutlich auch nicht kommerziell. Es ist, was es ist: Eine Mediathekperle, die unterzugehen droht, weil kein Algorithmus sie uns in die Timeline boxt. Nur deshalb und dafĂŒr mach ich das hier.
I just want to smack it in your face. And I donât want to hear you complaininâ!
âLife On Marsâ â verfĂŒgbar in der ARTE-Mediathek wieder ab 23. November 2023
TV Serie, BBC1, UK, 2006 â 2 Staffeln, 16 Episoden
Regie: John McKay u.a.
Drehbuch: Matthew Graham, Tony Jordan, Ashley Pharoah
Mit John Simm (Sam Tyler), Philip Glenister (Gene Hunt), Liz White (Annie Cartwright)