Fanzine-Wettbewerb: DARVO â Das ultimative âMonsterheartsâ-Fanzine
Es geht munter weiter mit Vorstellungen von BeitrÀgen zum Fanzine-Wettbewerb vom System Matters Verlag.
Heute erzĂ€hlen Jasmin und Andrea etwa ĂŒber ihren Beitrag âDARVOâ. Und der Spruch âEin Bild sagt mehr als tausend Worteâ, war nie angebrachter!
Und nun zum kleinen Interview
Wer seid ihr?
Jasmin: Ich bin Jasmin Neitzel (sie/ihr), 39, trans Frau. Ich habe an RollenspielbĂŒchern schon so ziemlich alles gemacht, was man tun kann, vom Schreiben ĂŒber die Redaktion zu Crowdfundings. Gerade mache ich hauptsĂ€chlich Indie-Projekte, an denen ich SpaĂ habe. Ich podcaste mit Nerd ist ihr Hobby auch ĂŒber das Thema.
Andrea: Ich bin Andrea Rick (sie/ihr), Anfang 50, queere nichtbinĂ€re Femme. Ich bin Game Designerin, Grafikdesignerin, Ăbersetzerin, Lektorin, manchmal Illustratorin und vor allem der Hase hinter dem Rollenspielverlag Plotbunny Games. Seitdem ich vor knapp 5 Jahren mit Rollenspiel angefangen habe, ist also viel passiert!
Welche Rollenspiele mögt ihr?
Jasmin: Ich bin da ziemlich breit aufgestellt, aber ich mag Spiele, in denen ich dramatische Charaktere spielen kann, die sich entsprechend durch die Handlung verĂ€ndern können. Ich mag es auch, wenn ich mich tiefer mit einem Thema oder Setting beschĂ€ftigen kann. Oft sind es historische ErzĂ€hlspiele. âVelvet Gloveâ (70er Jahre MĂ€dchengang PbtA) möchte ich hier nennen. âVampire: Die Maskeradeâ als Klassiker. âFrĂ€ulein Bernburgs Pensionat fĂŒr junge Damenâ (50er Jahre, Coming of Age, Firebrands) muss auch genannt werden, auch als Lob an Andrea. Wenn Leute eines meiner Lieblingsspiele schreiben, mache ich natĂŒrlich gerne Projekte mit ihnen.
Andrea: Mein Herz schlĂ€gt vor allem fĂŒr Drama im Rollenspiel, daher mag ich Spiele, die das auch mechanisch unterstĂŒtzen (z.B. âVelvet Gloveâ, âApocalypse Keysâ, âMonsterheartsâ oder âPasiĂłn de las Pasionesâ). In letzter Zeit spiele ich vor allem spielleitungslose Spiele, wo sich alle in der Runde die Verantwortung fĂŒr die Weltbeschreibung, die Nebenfiguren und das Ausdenken von interessanten Wendungen und Konsequenzen teilen (z.B. âGood Societyâ, âDream Apartâ, âOur Hauntâ, âGegen das Monsterâ oder âFollowâ). Ich muss auch nicht immer die ganze Welt retten (oder untergehen sehen), sondern erkunde gern mal alltĂ€gliche Dramen und Slice-of-Life-Geschichten (z.B. âStewpotâ, âFrĂ€ulein Bernburgs Pensionat fĂŒr junge Damenâ, âiâm sorry did you say street magicâ oder âViva la QueerBarâ). AuĂerdem sind mir gut erklĂ€rte und leicht erlernbare Regeln wichtig, denn ich gehöre zu den Leuten, die tatsĂ€chlich gerne *mit* den vorhandenen Regeln spielen.
Welche Rollenspiele mögt ihr nicht?
Jasmin: Es gibt sicher Spielstile und Genres, die mir nicht zusagen, aber das ist eine Geschmacksfrage. Was ich auf einer moralischen Ebene ablehne, sind Spiele, deren Inhalte mit sogenannter KI generiert werden. âAdventure Islandsâ könnte ich hier als eines von mehreren negativen Beispielen hervorheben.
Andrea: Ich habe in meinem Rollenspiel wenig Interesse an detailliertem, simulationistischem Ressourcenmanagement, komplizierten Ergebnisberechnungen und epischen Settingbeschreibungen. Auch taktischer Kampf langweilt mich sehr schnell, vor allem, wenn wĂ€hrenddessen jedes Charakterspiel aufhört. Spielrunden ohne explizite Konsens- und Sicherheitstechniken sind auch nicht mein Ding â und zwar egal, wie flauschig das Spiel ist. Und KI-Texte oder -Bilder gehen einfach gar nicht!
Wo findet man euch?
Jasmin: In den sozialen Medien hauptsÀchlich bei Bluesky, meinen Podcast Nerd ist ihr Hobby habe ich schon erwÀhnt. Schaut einfach bei Linktree.
Andrea: Alles, was ich mit Plotbunny Games mache, findet man dort auf der Website, inklusive Links zum Verlags-Discord, Newsletter, YouTube und Social Media. Private Accounts habe ich bei Bluesky und Mastodon. Zum Spielen bin ich meistens auf dem Plotbunny-Discord oder in der Open Hearth Community unterwegs, zum Quatschen hopse ich quer durch alle möglichen deutsch- und englischsprachigen Rollenspiel-Discords.
Und nun zum Zine â wie wird es heiĂen?
Beide: âDARVO â Das ultimative âMonsterheartsâ-Fanzineâ
Und worum geht es?
Beide: Wir haben eine Jugendzeitschrift aus der Welt von âMonsterheartsâ geschrieben, komplett mit Beratungsbriefen, Foto-Love-Story, Psychotest, Starschnitt und allem, was dazu gehört.
All das lĂ€sst sich ĂŒbrigens tatsĂ€chlich als Spielmaterial und Inspiration fĂŒr Monsterhearts-Runden nutzen â einige Tipps dazu gibt es im Heft.
Um das stilechte Jugendzeitschrift-Layout angemessen zur Geltung zu bringen, werden wir das 24-seitige Heft im A4-Format drucken â natĂŒrlich vollfarbig!
Die PDF-Version ist screenreader-geeignet mit PDF-Tags, Bildbeschreibungen und klickbaren Links, fĂŒr maximalen Nutzungskomfort.
Ist das euer erstes Zine?
Jasmin: Ich hatte mal die Redaktion fĂŒr den âAventurischen Botenâ und ich habe im Kinkbereich zu Zines beigetragen, aber es ist mein erstes Rollenspielzine.
Andrea: Ich habe letztes Jahr schon âDas praktische Brindlewood Bay Bundle im handlichen Handtaschenformatâ beim Fanzine-Wettbewerb eingereicht (und einen Sonderpreis dafĂŒr gewonnen). AuĂerdem habe ich in den spĂ€ten 90ern auch einige queere Punk-Zines gemacht â damals noch mit Schreibmaschine, Schere, Kopierer und Fixogum. Und ich habe dieses Jahr auch beim âZiemlich zufĂ€lligen Zineâ meine Finger mit drin, wo wir mit âEnsemble E â Emiliaâ einen gemeinsamen Fall fĂŒr Brindlewood Bay geschrieben haben, den ich dann layoutet habe.
Wer macht noch bei âDARVO â Das ultimative Monsterhearts-Fanzineâ mit?
Beide: Wir haben gemeinsam die Texte geschrieben, Bildrecherche gemacht und uns gegenseitig lektoriert. Layout und Bildbearbeitungen sind von Andrea. AuĂerdem geht ein Riesendank an die vielen, vielen Fotograf*innen, deren kostenlos bei Pexels und Unsplash zur VerfĂŒgung gestellte Bilder Andrea bei der Gestaltung des Layouts genutzt hat!
Wie bist du (oder ihr) auf das Thema gekommen?
Beide: Wir haben im Anschluss an einen der Rollenspiel-Lesekreis-Termine auf dem Plotbunny Games Discord ĂŒberlegt, zu welchen Spielen von System Matters wir welches Fanzine schreiben wollen wĂŒrden. Dabei sind wir ziemlich schnell bei Monsterhearts gelandet, weil wir es beide sehr mögen.
Wer das Spiel nicht kennt: In âMonsterheartsâ spielt man Teenager, die auch Monster sind und sich entsprechend verhalten. Es ist ein ErzĂ€hlspiel mit viel Drama und komplexen Beziehungen, bei denen die Figuren meistens alles andere als nett zueinander sind.
Eine Jugendzeitschrift fĂŒr diese monströsen Teens war erst nur eine witzige Idee, aber wir haben schnell sehr viel Inspiration gefunden und uns an die Umsetzung gemacht. Und dann ist alles ein bisschen eskaliert!
Was gefÀllt euch besser: die Konzeptionsphase oder die Umsetzung?
Jasmin: Beides macht SpaĂ, ich fĂŒhle mich beim Spieldesign oft wie eine Kunsthandwerkerin und dazu gehört sowohl das Kreative und das Handwerkliche. Ein Konzept zu entwickeln und dann nicht umzusetzen ist dann ja auch irgendwie unbefriedigend und ich konzipiere so, dass ich dann auch Lust auf die Umsetzung habe.
Andrea: Ich mag beides! Rumspinnen und Ideen entwickeln ist super â am liebsten zusammen mit anderen Menschen. Aber alleine Texte schreiben, Illustrationen anfertigen und Layouts erstellen ist auch super. Ich mag den Wechsel zwischen gemeinsamer Arbeit und Solo-Herumwerkeln.
Wenn ihr selber Zines von anderen habt: empfehlt bitte mal etwas, was euch gut gefallen hat.
Jasmin: Ich bin keine Sammlerin und hatte lĂ€nger keines aus dem Rollenspielbereich mehr in der Hand. Ăber den Tellerrand geschaut, bin ich immer wieder beeindruckt, welche QualitĂ€t âShibari Flowâ inhaltlich und von der Gestaltung anbietet.
Andrea: Letztes Jahr haben mich besonders die Illustrationen in âSemesterstartâ von Olaf Lorenz begeistert, speziell das Chicken Burger Poster zum Rausnehmen â perfekter DIY-Vibe! âAm Wegesrandâ von Mai-Britt Illner ist auch jedes Mal eine charmante Mischung aus Ideen und liebevoll-handgemachten Illustrationen. âVon A bis Zineâ von PenPaperDice hat ein tolles, abwechslungsreiches Layout und ist auĂerdem eine echt gute EinfĂŒhrung ins Zine-Machen selbst. AuĂerdem mag ich die multikreativen Projekte von Frau Knurrkater (z.B. ihr âNSC Portrait Artpackâ fĂŒr Spiele in realitĂ€tsnahen Settings oder ihre FĂ€lle fĂŒr âBrindlewood Bayâ). SpĂ€testens da verschwimmt fĂŒr mich aber auch die Grenze zwischen Fanzines und anderem Erweiterungsmaterial â aber die ist vielleicht auch gar nicht so wichtig.
Was fĂŒr Zines oder Blog-Content gefallen euch generell?
Jasmin: Ich mag es, wenn Leute sich mit Ideen auseinandersetzen, gut geschriebene Theorie, die mir etwas Neues sagt, kommt gut an. Sonst mag ich auch Besprechungen, die Rollenspiel als Medium ernst nehmen. ZusĂ€tzliche Spielinhalte mĂŒssen sich bei mir mit professionellen Veröffentlichungen messen können. Nichts muss edgy oder retro sein fĂŒr mich. Queere Perspektiven sind immer ein Bonus. Aber am Ende bin ich zufrieden, wenn mich der Text zum Nachdenken gebracht hat oder ich etwas Neues gelernt habe.
Andrea: Ich mag gut strukturierte Texte mit Substanz, vielfĂ€ltige Perspektiven (insbesondere auch von Leuten, die keine weiĂen cis MĂ€nner sind) und Dinge, bei denen ich die Persönlichkeit der Verfasser*innen spĂŒren kann. Dazu gehören fĂŒr mich der âRollenspielblogâ, der Podcast âNerd ist ihr Hobbyâ, der âExplorers Designâ Newsletter und das âJapanese Journal of Analog Role-Playing Game Studies (JARPS)â. Rollenspiel-Zines im klassischen Sinne gehen allerdings oft an meinen Spielinteressen vorbei â fĂŒr PbtA oder ErzĂ€hlspiele schreiben Leute halt eher Zusatzmaterial oder Hacks in anderen Formaten oder entwickeln direkt eigene neue Spiele! Die finde ich dann meistens beim Stöbern auf Itch.io oder im GesprĂ€ch mit anderen Game Designer*innen.
Vielen Dank!
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