Robert Temel

Forschung, Prozessbegleitung, Vermittlung zu Architektur, Städtebau, Baukultur, vor allem Wohnen und öffentlicher Raum; Sprecher der Plattform Baukulturpolitik.

2025-06-27

Gestern war die Führung der AzW-Architecture-Lounge: Das Areal *Village im Dritten* (Städtebau Superblock & Yewo) am ehem. Aspangbahnhof, die 2. Phase in diesem Gebiet, ist in Bau und teils bereits bezogen. Bis 2027 entstehen auf 22 Baufeldern um den neuen Bert-Brecht-Park ca. 2000 Whg, 40.000m² Gewerbe und eine AHS. Viele der nun fertigwerdenden Projekte wurden in der Zeit sehr hoher Baukosten vergeben (Stichwort: doch nicht so viel Holzbau), die Qualitäten sind trotzdem hoch, die Dichte auch. Eine Neuerung: 500 Erdwärmesonden+PV+Anergienetz (+Fernwärme) für Wärme/Kälte, also ein lokales Wärmenetz, wie es der STEP 2035 als Strategie für neue Gebiete vorgibt. Ähnliches gibt es bisher meines Wissens nur in Aspern/Seebogen und Viertel Zwei, aber etwas kleiner.

2025-06-27

Heute in der Krone: my two cents zum Thema Abbruch vs Bestandserhaltung am Beispiel des Ex-Leiner-, Ex-Lamarr-, nun Mariahilferstraße-10–18-Gebäudes.

2025-06-24

Gestern wurden 12 „Chancen“ der überparteilichen Initiative „Mehr Grips“ präsentiert, die Lösungsansätze für wichtige Zukunftsfragen in Österreich vorschlagen will: Sie versteht die aktuell Staatsfinanzkrise als Potenzial für neue Lösungen, das ist nachvollziehbar. Was bei den Vorschlägen allerdings einigermaßen untergeht, sind Raumfragen, obwohl diese enorme Bedeutung für Nachhaltigkeit, sozialen Zusammenhalt, aber auch für finanzielle Aufwände in der Verwaltung und im Alltag besitzen. Gewisse Bezüge gibt es bei den Punkten *Ökologisierung klimaschädlicher Subventionen*, *Öffentliche Beschaffung offensiv als Instrument nutzen*, *Nationale Initiative zum Bürokratieabbau*, aber das war es. Im Kleingedruckten am Schluss tauchen dann noch ein paar Raumthemen auf. Das ist zu wenig, finde ich. Ein Themenpapier zum Raum ist fällig: mehrgrips.at/

2025-06-20

2017 beschloss die Bundesregierung die „Baukulturellen Leitlinien des Bundes“ – mit der Hoffnung, dass sie als Anstoß für weitere Aktivitäten dienen. Das Bundesland Kärnten hat den Ball aufgenommen und 2019 eigene Leitlinien beschlossen. Zusammen mit Adaptierungen der Verwaltungspraxis (Förderungen, Beratung, Baukulturlehrgänge etc.) haben diese Leitlinien viel bewirkt, eine eindrucksvolle Zahl herausragender, beispielhafter Projektumsetzungen entstand, Baukultur in Kärnten steht heute viel besser da als damals. Nun wird Bilanz gezogen: Ab Ende Juni startet die Evaluierung und Überarbeitung der Leitlinien in einem Beteiligungsprozess. Anmeldung erforderlich: plansinn.wufoo.com/forms/bauku

2025-06-18

Anfang Juni wurde die jährliche Publikation der Statistik Austria zu Wohnungsbestand, -situation, Kosten und Bautätigkeit veröffentlicht: Wohnen 2024. Die landesweite Durchschnitts-Bruttomiete lag 2024 bei 9,80 Euro (neue Verträge 11,80; 30-jährige Vertragsdauer 6,30). Ein Viertel der Haushalte gibt mehr als 26% des Einkommens fürs Wohnen aus, dazu kommt noch etwa ein Viertel für Energiekosten. Interessant: Von 2013 bis 2023 hat sich die Bauweise von Wohnbauten in Ö stark verändert. Der Anteil von Mauerwerk sank von 60 auf 47%, Stahlbeton legte von 27 auf 38% zu, Holz blieb bei ca. 11% stabil. Im mehrgeschoßigen Wohnbau ist der Holzanteil kaum vorhanden (1,1%). In Wien sind mittlerweile 20% aller Mietverträge befristet (bei Neuverträgen ist der Anteil natürlich viel höher). 2024 waren 6% aller Hauptwohnsitzwohnungen (Wien 4,3%) von Sanierungs-/Umbauarbeiten betroffen (nicht nur Energieeffizienz, natürlich).
statistik.at/statistiken/bevoe

2025-06-18

Die EU arbeitet aktuell an einem Affordable Housing Plan, der nächstes Frühjahr publiziert werden soll, im Sommer ist eine Public Consultation dazu geplant – die Bedeutung des Themas sollte klar sein, auf europ. Ebene wurde sie zuletzt durch die Reports von Draghi und Letta verdeutlicht. Jetzt veröffentlichten GBV und VÖWG dazu ein Positionspapier *Strengthening EU Housing Policy. Lessons from Austria’s Limited-Profit Housing Model and Vienna’s Subsidy Conditionality and Zoning*, um die österr. Erfahrungen dafür nutzbar zu machen. Darin sind wichtige Elemente des österr. Modells dargestellt, die in anderen Ländern als Vorbild dienen könnten: gemeinnützige Bauvereinigungen, die preiswerte Wohnungen zeitlich unbegrenzt zu einer Kostenmiete anbieten und den gesamten Prozess von der Projektentwicklung bis zum langfristigen Bestandshalten in einer Hand konzentrieren; Objektförderung; breite Zielgruppe statt nur für die niedrigsten Einkommen, um Segregation zu vermeiden; Bodenpolitik durch Bebauungsplanung. Was fehlt sind wichtige Elemente v.a. des Wiener Modells, die ja für den wichtigsten Einsatzort, Großstädte, besonders bedeutsam sind: Bodenbevorratung durch den Wohnfonds und Qualitätssicherung (nicht nur mit sozialen und ökologischen Zielen, sondern auch baukulturellen):
gbv.at/Extras/AktuelleMeldunge

2025-06-16

Unser Forschungsprojekt NEBKrit über *Qualitätskriterien für Gebäude und Quartiere auf Basis des New European Bauhaus* wird in der aktuellen Ausgabe von energy innovation austria gefeaturet: energy-innovation-austria.at/a

2025-06-14

Zu groß für Mastodon, deshalb hier der Link. Kleiner Überblick zu Baukultur im Wiener Regierungsprogramm, Teil 5/5: Kreislaufwirtschaft, Energie, Mobilität linkedin.com/posts/robert-teme

2025-06-13

Zu groß für Mastodon, deshalb hier der Link. Kleiner Überblick zu Baukultur im Wiener Regierungsprogramm, Teil 4/5: Klimaschutz, Klimawandelanpassung, Biodiversität linkedin.com/posts/robert-teme

2025-06-12

Zu groß für Mastodon, deshalb hier der Link. Kleiner Überblick zu Baukultur im Wiener Regierungsprogramm, Teil 3/5: Wohnen, Stadt der kurzen Wege linkedin.com/posts/robert-teme

2025-06-11

Richard Ronald über den Wohnungsmarkt in den Niederlanden, Miete und Eigentum und das Gefühl, etwas zu verpassen: „Der Professor nennt Länder wie die Schweiz, Österreich und Deutschland. ‚Sie gehören zu den wohlhabendsten Ländern Europas, haben aber die wenigsten Eigenheimbesitzer. Und die höchsten Wohneigentumsquoten gibt es in Albanien, Rumänien und Bulgarien. Wir assoziieren ein Haus mit Wohlstand, doch das Gegenteil ist der Fall. Ein Immobilienmarkt, der auf Wohneigentum ausgerichtet ist, ist nicht unbedingt gut für die Bewohner dieser Gesellschaft.ʻ “
metronieuws.nl/geld-carriere/w

2025-06-11

Zu groß für Mastodon, deshalb hier der Link. Kleiner Überblick zu Baukultur im Wiener Regierungsprogramm, Teil 2/5: Stadtentwicklung, öffentlicher Raum linkedin.com/posts/robert-teme

2025-06-10

Am 30.8. 14h werde ich im österr. Pavillon in den Giardini in Venedig im Rahmen der *Agency for Better Living* mit Elke Rauth, Christoph Laimer und Aktivist*innen von Quarticciolo über „Commoning Better Living“, über das Entstehen neuer Stadtviertel diskutieren: labiennale2025.at/de/programm/

2025-06-10

Zu groß für Mastodon, deshalb hier der Link. Kleiner Überblick zu Baukultur im Wiener Regierungsprogramm, Teil 1/5: linkedin.com/posts/robert-teme

2025-06-09

Georgianische Architektur, jedenfalls die in Dublin übliche Form, ist schon eine besondere und seltsame Form des urbanen luxuriösen Wohnens, fast völlig schmucklos, aber elegant und großzügig. Im Südosten Dublins finden sich viele Straßen, Plätze und Parks, die von Zeilen dieser viergeschoßigen Häuser gebildet werden. Der neue Hauptsitz des Energieversorgers ESB mitten in einer solchen Zeile, geplant von den Pritzker-Preisträgerinnen Grafton und von O’Mahoney Pike, integriert sich visuell: Blickt man die Straße entlang, verschwindet der Neubau in der Fassadenreihe. Wenn man frontal darauf schaut, sieht man, dass es typologisch keine Gemeinsamkeit gibt. Der Bürobau besteht zur Straße aus Öffnungen und Lichthöfen, dahinter sind die Bürotrakte bis zu siebengeschoßig. Der Neubau von 2021 ersetzte einen solchen aus den 60er Jahren, der damals Ähnliches versuchte, allerdings nur viergeschoßig und völlig monoton – dafür wurden damals 16 Georgian Houses abgerissen. Direkt ums Eck befindet sich die Miesian Plaza der Bank of Ireland aus 1968–78, heute unter Denkmalschutz, die nicht von Mies stammt (sondern Scott Tallon Walker), aber ihn imitiert. Die Plaza ist allerdings für Normalsterbliche unzugänglich.

2025-06-08

Die Gegengeschichte zu Temple Bar, wenn auch in viel größerer Dimension: Seit 1987 werden zwischen dem Dubliner Zentrum und dem Meer die Docklands (ehemals großteils in öffentlichem Besitz) transformiert, von Hafenarealen und Arbeiterwohnungen zu glitzy Büro- und Wohnhäusern. Und genauso wie einst im 20. Jh. folgt das Programm dem tabula-rasa-Prinzip: Die alten Strukturen werden entfernt, neue anonyme Boxen werden nebeneinandergestellt, die Büros vorn am Fluss, die Wohnungen dahinter. Immerhin bleiben ein paar Relikte als Identitätsanker erhalten und stehen vor oder unter neuen Glasfassaden. Daniel Libeskind errichtete hier ein Theater, das in der Neubaumasse untergeht und mit Theaterprojekten am Wasser wie in Oslo, Reykjavik oder Kopenhagen nicht mithalten kann. Die Gentrifizierung ist hier nicht unintended consequence, sondern bereits Teil des Erneuerungsprogramms. Hier haben beispielsweise Google, Facebook, Twitter und Airbnb ihre Europazentralen, die Situation wurde mit San Francisco verglichen, wo Silicon Valley das Wohnen für Normalsterbliche unbezahlbar macht. Im Städte-Standortwettbewerb sind die Docklands ein wertvolles Asset, zahllose Arbeitsplätze entstanden hier. Wer nicht bei Google oder Twitter arbeiten, und das sind viele in Dublin, hat das Nachsehen.

2025-06-07

Eine Geschichte von Stadterneuerung und unintended consequences: Bis in die 90er Jahre verfiel der zentrale Dubliner Stadtteil Temple Bar und wurde gleichzeitig zum Künstler*innenviertel. Die Verkehrsbetriebe kauften Flächen auf, um einen Busbahnhof zu errichten. Doch Widerstand formierte sich mit politischer Unterstützung, und im Kontext der Kulturhauptstadt Dublin 1991 startete die Revitalisierung. Einen Wettbewerb dafür gewann das Architekt*innenteam Group 91 (8 junge Büros, 6 Frauen und 7 Männer!, darunter Grafton Architects). Sie errichteten über 10 Jahre eine Vielzahl von kleinen und größeren Infill-Projekten und Sanierungen, großteils Kultureinrichtungen, Werkstätten und Ateliers, aber auch einiges an Wohnbau, und gestalteten attraktive, vielfältige öffentliche Räume, tw. Fußgängerzonen. Eine neue staatliche Agentur und Steuererleichterungen trugen dazu bei, dass Temple Bar sich rasch veränderte. Das funktionierte fast zu wunderbar, heute ist Temple Bar der Tourismus-Hotspot von Dublin und somit auch völlig gentrifiziert. Immerhin, die schönen kontextuellen, von der Modernerevision und der kontinentaleuropäischen Architektur beeinflussten Gebäude der Group 91 eignen sich so gar nicht für das Irish-Pub-Disneyland, das heute in Temple Bar vorherrscht. Deshalb stehen sie aber leider teils auch leer...

2025-06-05

Panel mit Pierre Arnold, FR; Johanna Wiedermann, IRL; Alessia Macchi, IT; Ali Grehan, IRL; mir und Maite Arrondo, ESP, über europäische Erfahrungen mit gemeinschaftlichen Wohnprojekten beim ISHF International Social Housing Festival 2025 in Dublin.

2025-06-05

Jetzt geht's los: Collaborative Housing beim ISHF International Social Housing Festival 2025 in Dublin.

2025-06-04

Heute im ganztägigen Beirat für Baukultur des Kulturministeriums im Baugemeinschaftsprojekt Gleis 21: Vorträge von Florian Nagler über Bauen im Bestand, Olaf Grawert und Verena Konrad über HouseEurope!, Stephan Mayer über die deutschen baukulturellen Leitlinien des Bundes.

Client Info

Server: https://mastodon.social
Version: 2025.04
Repository: https://github.com/cyevgeniy/lmst