Das Frankfurt Wohnbauprogramm war kleiner als jenes in Wien: 12k vs. 65k Wohnungen, allerdings in 8 vs. 15 Jahren und mit ca. 500k vs. 2.000k Einwohner*innen. Es war architektonisch und städtebaulich modernistischer, die Siedlungen waren ausschließlich am Stadtrand im Grünen im Vergleich zu Wien, wo es neben den großen Volkswohnungspalästen und Siedlungen auch viele Baulückenfüllungen gab; mit weniger ergänzenden Einrichtungen als in Wien, dafür mit Privatgärten bei jeder Wohnung; und bautechnisch moderner mit Bimsbeton-„Plattenbau“. Frankfurt schaffte es im Vergleich zu Wien nicht, die Arbeiterschicht zu erreichen, die Wohnungen gingen vorrangig an die Mittelklasse, was allerdings wohl weniger mit der Bautechnik als der Finanzierung zu tun hat. In Wien betrug die Miete ca. 5–10% des Arbeiterlohns, in Frankfurt konnten die angestrebten 20% nicht erreicht werden. Im Stadtlabor des Historischen Museums läuft unter dem Titel *Alle Tage Wohnungsfrage. Vom Privatisieren, Sanieren und Protestieren* eine Auseinandersetzung mit der aktuellen Situation anhand dreier Siedlungen aus den 1890er, 1930er und 1960er Jahre mit Fokus darauf, welche Wirkungen die wechselnden Zeitläufte auf die Mieter*innen hatten – ergänzt durch einen Vergleich mit Tel Aviv. Im Herbst folgt eine Ausstellung, die die Wohnbauprogramme Frankfurts, Wiens und Hamburgs vergleicht.