Ab dem 1. Januar 2024 kann man in Hamburg sein Busticket nicht mehr mit Bargeld direkt beim Busfahrer bezahlen. Für die meisten von uns dürfte das kein Problem sein, für ältere Menschen, Obdachlose und Menschen, die am Existenzminimum leben, schon. Entweder man hat eine Monatskarte, nutzt die HVV-App oder kauft sich eine Prepaid-Karte, die mit mindestens 5 Euro aufgeladen werden muss. Man kann auch ein Busticket am Automaten kaufen, aber an den meisten Bushaltestellen gibt es gar keine Automaten.
Es widert mich einfach an, dass wir uns in Deutschland so groß fühlen und nicht aus den Fehlern anderer Länder lernen. Digitalisierung ist wichtig, aber sie darf nicht diskriminieren. In Spanien sind die Menschen auf die Straße gegangen, weil es gerade für ältere Menschen keinen analogen Weg mehr gab, um zum Beispiel mit Behörden zu kommunizieren. Das hat dann zu einem Umdenken geführt und beide Wege existieren dort jetzt wieder parallel. Und was machen wir in Deutschland als apokalyptischer Reiter der Faxkommunikation: In Hamburg auf jeden Fall den gleichen Fehler wie in ganz Spanien.
Sehr alte Menschen, die auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind, haben oft kein Smartphone. Obdachlose, die vielleicht nur eine Strecke mit dem gesammelten Geld fahren wollen, können das vielleicht nicht mehr, weil sie erst 5 Euro in eine Prepaid-Karte investieren müssen, die nur in 5-Euro-Schritten aufgeladen werden kann. Ähnlich dürfte es Menschen gehen, die am Existenzminimum leben. Und auch Touristen aus dem Ausland dürften erst einmal fragend aus der Wäsche schauen.
Wenn der HVV meint, dass dadurch die Wartezeiten an den Haltestellen verkürzt werden und der Fahrplan besser eingehalten werden kann, dann wird es sicher spannend, wenn die Prepaid-Card-Nutzer ihre Karte immer wieder an das Lesegerät halten, um dann festzustellen, dass ihr Guthaben für die Fahrt nicht mehr ausreicht und sie aussteigen müssen. Das wäre vor allem für ältere Menschen, die sicherlich nicht immer den Überblick darüber haben, wie viel Guthaben sich noch auf ihrer Karte befindet, sehr schlecht.
Für mich ist das ein sehr trauriges Beispiel, wie die notwendige Digitalisierung in unserem Land in eine ganz falsche Richtung laufen kann. Für mich darf Digitalisierung nicht diskriminieren, aber genau das passiert meiner Meinung nach beim HVV und für mich letztendlich auch bei der Deutschen Bahn.