Sendung 21:45 Uhr vom 22.5.2025
Nachrichten aus Rheinland-Pfalz mit Anke Neuzerling.
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Sendung 19:30 Uhr vom 22.5.2025
Nachrichten aus Rheinland-Pfalz mit Daniela Schick.
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Die große Angstbereitschaft
In „Der Untergang des Hauses“ verwebt Walter Filz Edgar Allan Poes Gruselklassiker mit der Geschichte des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Stimmen aus dem Archiv, Medienkritik und düstere Klanglandschaften ergeben ein vielschichtiges Hörspiel über Verfall, Erinnerung und Medienwandel.
Walter Filz: Der Untergang des Hauses
SWR Kultur, Do, 01.05.2025, 18.40 bis 20.00 Uhr
Es war einmal eine Zeit, in der es im Fernsehen noch Ansagerinnen wie Hanni Vanhaiden, Karin Tietze-Ludwig, Heidrun von Goessel oder Petra Schürmann gab, die die den Fernsehabend in fein säuberlich geordnete Kästchen aufteilten und darüber informierten, was „in Abänderung des gedruckten Programms“ zu sehen sein würde. Eine Zeit, in der im Fernsehen vor dem „Fernsehfieber“ gewarnt wurde. In Walter Filz’ letztem 97-minütigen Hörspiel „Der Untergang des Hauses“, das auf Edgar Allan Poes Gruselgeschichte „Der Untergang des Hauses Usher“ basiert, sind diese O-Töne aus der Fernsehgeschichte wieder zu hören.
„Meine Damen und Herren, in der Bundesrepublik gibt es über 50.000 Drogenabhängige. Wir bitten Sie um Ihre freundliche Aufmerksamkeit für Christiane F.“, kündigt Dorothee Roth 1986 den Film „Wir Kinder von Bahnhof Zoo“ an. Neben den Stimmen der Programmsprecherinnen sind auch die Stimmen Hans-Joachim Kulenkampff und Claus Hinrich Cassdorff, von Rudi Carell und auch die von Bernhard Grzimek zu hören, der sich seiner Bildschirmmacht durchaus bewusst war: „So konnte ich mit den Mitteln des Fernsehens große Touristenströme in die ostafrikanischen Nationalparks lenken“, verkündete er stolz. Wo? Natürlich imFernsehen.
Manchmal blubbern diese Fernsehstimmen aber auch so verfremdet hoch, als kämen sie direkt aus dem morastigen Teich, in dem das Haus aus der Vorlage buchstäblich versinken wird. Es war nicht alles gut in jener Zeit, die heute oft romantisiert wird. Im Gegenteil, manchmal fielen Sätze von kaum zu überbietender Peinlichkeit. Von Otto Waalkes bis Jürgen von der Lippe hört man ein wahres Horrorkabinett untoter Komiker. Aber heute ist es nicht besser, sondern nur drastischer geworden. Von den unschuldigen Anzüglichkeiten der Grimme-Preis-gekrönten Comedy-Serie „Klimbim“, bei der es nicht nur etwas zu lachen, sondern auch etwas zu gucken gab, ist man bei den unwitzigen Vulgaritäten eines Felix Lobrecht angelangt („All you can eat“, ARD, 10.1.2025).
Walter Filz als Medienfigur
Walter Filz (Jahrgang 1959) war kurz auch Teil des Fernsehens: als Kulturkorrespondenz des Medienmagazin „Parlazzo“ vom WDR und als Autor von ein paar Fernsehfeatures. Doch hauptsächlich und hauptberuflich hat Walter das Radiofeature neu definiert. Schon in seinem ersten Stück „Zur Ästhetisierung des Katzenfutters im ausgehenden 20. Jahrhundert“ (WDR 1990) versammelte er unterschiedlichste Diskurse von der Sheba-Werbung bis zum inzwischen völlig abgedrifteten Katzen-Krimi-Autor Akif Pirinçci. Filz spürte anhand von Tupperware der „utopischen Kraft der Frischhaltung“ nach und verfasste ein „Dokumentationsmelodram zur theatralischen Dimension des Quiz“. Ein Feature über den neudeutschen Rock’n’Roll-Fundamentalismus („Echtzeit“, WDR 1994) war eine verkappte Analyse der historischen Entwicklungen von DDR und Bundesrepublik. Irgendwann begann er dann auch Hörspiele zu machen und gewann 2001 mit dem Stück „Pitcher“ den Hörspielpreis der Kriegsblinden. 2021 wurde er für sein Gesamtwerk mit dem Axel-Eggebrecht-Preis ausgezeichnet.
2005 wechselte Walter Filz von der Existenz als freier Autor zum SWR, wo er bis Anfang dieses Jahres die Abteilung Künstlerisches Wort leitete, in der Hörspiel, Feature und die Künstlerische Produktion gebündelt sind. In dieser Zeit entstanden unter anderem das Dokumentarpassionsspiel „Pieta Piëch“ und von 2018 bis 2021 gemeinsam mit seinem Redaktionskollegen Michael Lissek drei Staffeln „Akte 88 – die 1000 Leben des Adolf Hitler“ über Verschwörungstheorien.
Literatur und Selbstreflexion
„Der Untergang des Hauses“ greift auf das bewährte Verfahren zurück, eine literarische Vorlage in den Dienst des eigenen Themas zu stellen. Andreas Ammer hat aus der biblischen Offenbarung des Johannes sein Hörspiel „Apokalypse live“ gemacht und schon zuvor Dantes „Göttliche Komödie“ in „Radio Inferno“ verwandelt. Wie weit trägt nun Edgar Allan Poes „Der Untergang des Hauses Usher“ um den Niedergang eines Funkhauses zu beschreiben? Filz konfrontiert den Text mit verschiedenen selbstreflexiven Beiträgen einiger ARD-Anstalten – oft mit hörbarer Mono-Patina. So beschreibt eine Sendung das Funkhaus am Halberg des Saarländischen Rundfunks, und dessen architektonische Besonderheiten passen überraschend gut zur literarischen Vorlage. Auch Verbrauchersendungen zum Thema Pfusch am Bau oder Beiträge aus der „Topographie“-Reihe des Dokumentarfilmers Dieter Wieland illustrieren die Bildebene.
Metaphorisch wird es, wenn das Haus, das zwar von „irgendwelchem außergewöhnlichen Verfall noch weit entfernt“ zu sein schien, aber „die noch vollkommen erhaltene Gesamtheit in seltsamem Widerspruch zu der bröckelnden Schadhaftigkeit der einzelnen Steine“ steht. „Dies Haus stand gleichsam da wie altes Holzgetäfel, das in irgendeinem unbetretenen Gewölbe viele Jahre lang vermoderte, ohne dass je ein Lufthauch von draußen es berührte, und das darum in all seinem inneren Verfall stattlich und lückenlos dasteht“, heißt es bei Poe. Und innen sieht es nicht besser aus: „Die Einrichtung war im Allgemeinen überladen prunkvoll, unbehaglich, altmodisch und schadhaft.“ Man hätte sich kaum eine bessere Stimme als die von Sylvester Groth vorstellen können, um diese Passagen zu rezitieren.
Nimmt man die allegorischen Bezüge ernst, die von einer maroder Architektur auf eine marode Organisationsstruktur des öffentlich-rechtlichen Rundfunks schließen lassen, dann wird deutlich, dass das Bild nur eine begrenzte Reichweite hat. Unklar bleibt, wofür das Fundament steht, das für die Risse nicht nur in der Fassade verantwortlich ist. Man könnte aber auch in eine andere Richtung denken und sich fragen, wofür in diesem Bild der übernervöse Freund im Hause Usher steht, dem der Ich-Erzähler Gesellschaft leistet? Und wer dessen zeitweise katatonische Zwillingsschwester ist, die die beiden lebendig begraben haben, die sich aber befreien kann und ihren Bruder letztendlich mit ins Verderben reißt? Ist es das Fernsehen, das dem Radio den Garaus macht, bevor es selbst zugrunde geht? Und wer wäre dann der Erzähler? Der Autor Walter Filz, der glücklich gerade noch dem Untergang entgeht, der aber mit Edgar Allan Poe noch eine Hoffnung artikulieren konnte: „Es wäre möglich, überlegte ich, dass eine etwas andere Anordnung der einzelnen Bestandteile dieses Landschaftsbildes genügen würde, um die düstere Stimmung des Ganzen abzuschwächen, ja vielleicht sogar vollständig aufzuheben.“
Die Angstbereitschaft in der ARD
Den Kalauer, dass ARD gerne mit „Angst regiert dich“ übersetzt wird, braucht Filz erst gar nicht zu machen. Stattdessen hat er einen O-Ton des Philosophen Odo Marquard parat, der von der großen Angstbereitschaft spricht, die arbeitslos wird, wenn die Kultur immer mehr Furchtanlässe aus der Welt schafft. Paradoxerweise suche der Mensch dann nach Gelegenheiten, Angst zu haben, und habe dann schließlich Angst vor dem, was da ist, nämlich vor der Hochkultur selber, sagt Marquard. Etwas gröbere apokalyptische Töne schlägt Rolf-Peter Horstmann, ebenfalls Philosoph, an: „Und was wird da offenbart in dieser Apokalypse? Das, was wir schon immer gewesen sind. Unsere gesamte Gattungsgeschichte lang. – Untiere? – Untiere, jawohl, und zwar im doppelten Wortsinn: Nicht-Tiere und Bestien.
„Der Untergang des Hauses“ wäre aber kein Stück von Walter Filz, wenn er nicht noch eine Abzweigung nehmen würde – diesmal über die sogenannte „semantische Kunst“ zum „Tenebrismus“. Erstere bezeichnet eine Kunst, die in der Verwendung von Zeichen als Gesten neue Ideen und Gedanken organisieren will, letztere eine Richtung aus dem 17. Jahrhundert, die aus dem Dunklen malt. Worin besteht bei beiden das Problem? „Bei diesen Bildern besteht das Problem allein in dem Vorgang zwischen Betrachter und Leinwand“, heißt es im O-Ton. Das gilt natürlich auch für die Interaktion zwischen Bildschirm und Zuschauer.
Alte Medien als Wiedergänger
„Maybe I’m the problem“ ist die Konsequenz des Songs „TV“ von Billie Eilish, den Filz paradigmatisch verwendet. Der andere, ebenso paradigmatische Song stammt von den südafrikanischen Indie-Poppern „Dear Reader“ und heißt „Back From the Dead“ und dessen Refrain lautet: „I’m coming back from the dead / You can’t hold me down here.“ Natürlich ist das keine schöne Perspektive, dass alte Medien nur als Wiedergänger zurückkehren, bevor sie endgültig untergehen.
Die Grundstimmung in Walter Filz „Der Untergang des Hauses“ ist düster, was nicht zuletztan den Musiken von Naoki Satō aus den „Godzilla Minus One“-Film von 2023 liegt, die selbst den Wetterbericht zum gruseligen Ereignis machen können. Aufgehellt wird das Stück aber immer durch die großartigen Fundstücke aus den Archiven der ARD, die Filz gerne sinnverstärkend montiert und collagiert. In einer Schulfunksendung nimmt ein Deutschlehrer zusammengesetzte Hauptwörter durch und fragt die Klasse ob ihr ein zusammengesetztes Hauptwort einfällt. Eine Schülerin meldet sich und nennt ein überaus korrektes Beispiel: „Totenstille“. Es sind solche Momente, für die sich die stundenlange Recherchen lohnen.
„Der Untergang des Hauses“ ist keine Abrechnung und hoffentlich auch keine Zustandsbeschreibung der Verhältnisse im Südwestrundfunk. Es ist aber auch weit mehr als eine Collage aus der unambitionierten Bräsigkeit des journalistischen Tagesgeschäfts samt seiner unfreiwilligen Komik. Das Stück entspringt vielmehr „einer Reizbarkeit, die lange Jahre hindurch in vielen erhaben eigenartigen Kunstwerken sich aussprach“ – wie es Poes Ich-Erzähler über sein Gegenüber sagt. Es ist diese Reizbarkeit, die Walter Filz ausgezeichnet und die sich im „Untergang des Hauses“ noch einmal eindrucksvoll manifestiert. Seine prägende Rolle für nachwachsende Autoren, die das Genre Feature in der deutschen Radiolandschaft bespielen, ist kaum zu überschätzen.
Jochen Meißner – KNA Mediendienst, 08.05.2025
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