#paulcelan

2025-11-25

SELBDRITT, SELBVIERT

Krauseminze, Minze, krause,
vor dem Haus hier, vor dem Hause.

Diese Stunde, deine Stunde,
ihr Gespräch mit meinem Munde.

Mit dem Mund, mit seinem Schweigen,
mit den Worten, die sich weigern.

Mit den Weiten, mit den Engen,
mit den nahen Untergängen.

Mit mir einem, mit uns dreien,
halb gebunden, halb im Freien.

Krauseminze, Minze, krause,
vor dem Haus hier, vor dem Hause.

Aus: #Die_Niemandsrose (1963)

#PaulCelan #Celan #Lyrik #poetry

2025-11-24

DAS LEUCHTEN, ja jenes, das
Abu Tor
auf uns zureiten sah, als wir
ineinander verwaisten, vor Leben,
nicht nur von den Handwurzeln her –

eine Goldboje, aus
Tempeltiefen,
maß die Gefahr aus, die uns
still unterlag.

Aus: #Zeitgehöft (1976)

#PaulCelan #Celan #Lyrik #poetry

JanMontag.dehumpa@janmontag.de
2025-11-23

Sonntag, 23. November 2025, 20:04

Der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau [...]

janmontag.de/sunday-23-11-25-2

JanMontag.dehumpa@janmontag.de
2025-11-23

Dein goldenes Haar Margarete

Was mich heute unglaublich beeindruckt hat ist der Vortrag der Todesfuge von Paul Celan, zu hören, zu lesen. Diese Worte. Für immer Gänsehaut.

[...]

janmontag.de/dein-goldenes-haa

2025-11-23

Literarischer #23November

„Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken."

#PaulCelan #Todesfuge Geburt 1920

2025-11-22

WIR ÜBERTIEFTEN, geeinsamt
in der Gefrornis.
Jedes Hängetal karrt eine Wimper
an den Augenabdruck
und seinen Steinkern
heran.

Aus: #Schneepart (1971)

#PaulCelan #Celan #Lyrik #poetry

2025-11-21

STREUBESITZ, staub-
unmittelbar.

Abend um Abend schweben
die den Gedanken entzognen
Botschaften ein,
königshart, nachthart,
in die Hände der Klage-
vögte:

aus dem Knick
ihrer Lebens-
linien
tritt lautlos die Antwort:
der eine ewige
Tropfen
Gold.

Aus: #Lichtzwang (1970)

#PaulCelan #Celan #Lyrik #poetry

2025-11-17

ICH HABE BAMBUS GESCHNITTEN:
für dich, mein Sohn.
Ich habe gelebt.

Diese morgen fort-
getragene Hütte, sie
steht.

Ich habe nicht mitgebaut: du
weißt nicht, in was für
Gefäße ich den
Sand um mich her tat, vor Jahren, auf
Geheiß und Gebot. Der deine
kommt aus dem Freien – er bleibt
frei.

Das Rohr, das hier Fuß faßt, morgen
steht es noch immer, wohin dich
die Seele auch hinspielt im Un-
gebundnen.

Aus: #Die_Niemandsrose (1963)

#PaulCelan #Celan #Lyrik #poetry

2025-11-15

EINEM BRUDER IN ASIEN

Die selbstverklärten
Geschütze
fahren gen Himmel,

zehn
Bomber gähnen,

ein Schnellfeuer blüht,
so gewiß wie der Frieden,

eine Handvoll Reis
erstirbt als dein Freund.

Aus: #Lichtzwang (1970)

#PaulCelan #Celan #Lyrik #poetry

2025-11-14

IM SPÄTROT

Im Spätrot schlafen die Namen:
einen
weckt deine Nacht
und führt ihn, mit weißen Stäben entlang-
tastend am Südwall des Herzens,
unter die Pinien:
eine, von menschlichem Wuchs,
schreitet zur Töpferstadt hin,
wo der Regen einkehrt als Freund
einer Meeresstunde.
Im Blau
spricht sie ein schattenverheißendes Baumwort,
und deiner Liebe Namen
zählt seine Silben hinzu.

Aus: #Von_Schwelle_zu_Schwelle (1955)

#PaulCelan #Celan #Lyrik #poetry

2025-11-12

DIE KLEINZWEIIGE
Wirklichkeit
schiebt ihren Wahn
um dich her,
den einen, den andern,

morgen
tritt all das in sich zurück,
die Worte, unverhüllt,
kommen,
die ersten.

Aus: #Die_Gedichte_aus_dem_Nachlaß (1997)

#PaulCelan #Celan #Lyrik #poetry

2025-11-10

DIE WEINBERGSMAUER ERSTÜRMT
vom Ewigkeitsklirren,
die Reben
meutern,

miterklirrt
das Rückenmark, bei
Herzschwüle, im
wirklicheren Gehäus,

die fünf Körner verteilt
auf die vier Meere,

tauch ein.

Aus: #Zeitgehöft (1976)

#PaulCelan #Celan #Lyrik #poetry

2025-11-09

FLUTENDER, groß-
zelliger Schlafbau.

Jede
Zwischenwand von
Graugeschwadern befahren.

Es scheren die Buchstaben aus,
die letzten
traumdichten Kähne –
jeder mit einem
Teil des noch
zu versenkenden Zeichens
im
geierkralligen Schlepptau.

Aus: #Atemwende (1967)

#PaulCelan #Celan #Lyrik #poetry

2025-11-08

AUSGESCHLÜPFTE
Chitin-
Sonnen.

Die Panzerlurche
nehmen die blauen Gebetmäntel um, die sand-
hörige Möwe
heißt es gut, das lauernde
Brandkraut
geht in sich.

Aus: #Fadensonnen (1968)

#PaulCelan #Celan #Lyrik #poetry

2025-11-07

VOR MEIN
wetterleuchtendes Knie
kommt die Hand zu stehn,
mit der du
dir übers Aug fuhrst,

ein Klirren
holt sich Gewißheit
im Kreis, den ich zog
um uns zwei,

manchmal freilich
stirbt der Himmel
unsern Scherben
voraus.

Aus: #Zeitgehöft (1976)

#PaulCelan #Celan #Lyrik #poetry

2025-11-06

ICH BIN ALLEIN, ich stell die Aschenblume
ins Glas voll reifer Schwärze. Schwestermund,
du sprichst ein Wort, das fortlebt vor den Fenstern,
und lautlos klettert, was ich träumt, an mir empor.

Ich steh im Flor der abgeblühten Stunde
und spar ein Harz für einen späten Vogel:
er trägt die Flocke Schnee auf lebensroter Feder;
das Körnchen Eis im Schnabel, kommt er durch den Sommer.

Aus: #Mohn_und_Gedächtnis (1952)

#PaulCelan #Celan #Lyrik #poetry

2025-11-05

LIPPEN, SCHWELLGEWEBE der Du-Nacht:

Steilkurvenblicke kommen geklettert,
machen die Kommissur aus,
nähn sich hier fest –:
Zufahrtsverbote, Schwarzmaut.

Es müßte noch Leuchtkäfer gehen.

Aus: #Fadensonnen (1968)

#PaulCelan #Celan #Lyrik #poetry

2025-11-04

STEINSCHLAG hinter den Käfern.
Da sah ich einen, der log nicht,
heimstehn in seine Verzweiflung.

Wie deinem Einsamkeitssturm
glückt ihm die weit
ausschreitende Stille.

Aus: #Schneepart (1971)

#PaulCelan #Celan #Lyrik #poetry

Letras PrestadasLetrasPrestadas@masto.es
2025-11-03

Desde “La isla de los muertos” ⛰️⚰️letrasprestadas-clubpickwick.b Acércate al cuadro de #ArnoldBocklin, que sirvió de fuente de inspiración para obras literarias y musicales. Nos acompañan #Rachmaninoff, #MaxReger, #FelixWoyrsh, #PaulCelan, #RubenDario y #Zelazny

2025-11-02

DAS UNBEDINGTE GELÄUT
hinter all der gemanschten Tristesse.

Hilfsgestänge, gedrungen,
im zeitgeschwärzten Emblem.
Frostfurchen der
Devise entlang.

All das bei halbem
Muttermal-Licht.

Aus: #Fadensonnen (1968)

#PaulCelan #Celan #Lyrik #poetry

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