Der Börsengang von Snapchat war ein weiteres deutliches Zeichen dafür, dass sich im Tech-Sektor erneut eine Blase aufbläst, wie sie einst schon einmal zur Jahrtausendwende am "Neuen Markt" geplatzt ist. Für die Entwicklung einer "Dotcom-Blase 2.0" ist vor allem die Nullzinspolitik der Notenbanken und ihre Geldschwemmen verantwortlich.
Dass sich bestimmte Firmen gern zu Maschinen zum Geldverbrennen entwickeln, ist bekannt. Twitter macht das seit elf Jahren vor, in denen schon mehr als 2,3 Milliarden Euro an Verlusten aufgehäuft wurden. Mit Snapchat wird aller Wahrscheinlichkeit nach das nächste Börsen-Sternchen verblassen, das lässt sich schon jetzt deutlich zeigen. Denn der kostenlose Instant-Messaging-Dienst musste erstmals Quartalszahlen vorlegen. Die waren offenbar für viele, die sich gegen jede Vernunft auf die Aktie gestürzt hatten, sehr ernüchternd.
Denn alle veröffentlichten Geschäftszahlen waren ein Desaster. So fiel zunächst der enorme Verlust von 2,2 Milliarden Dollar auf, der vor allem auf einmalige Belastungen durch Aktienoptionen im Zuge des Börsengangs zurückgeht. Fast 200 Millionen hat die Firma im aktiven Geschäft in den vergangenen drei Monaten verbrannt, dabei hatte sich der Umsatz auf fast 150 Millionen Dollar vervierfacht - das war allerdings deutlich weniger als erwartet.
Geld lässt sich erwartungsgemäß bei einem auf Werbeeinahmen ausgerichteten Geschäftsmodell eigentlich nicht erwirtschaften. Doch auch beim Wachstum der Nutzerzahl blieb Snap hinter den Prognosen zurück, weshalb die Zukunft der Foto-App noch trüber aussieht. Es wurden täglich nur 166 Millionen aktive Nutzer verzeichnet, wobei mit mindestens 169 oder sogar 173 Millionen gerechnet worden war. Abzusehen ist, dass auch das viele Geld, das über den Börsengang eingenommen wurde, auf diesem Kurs schnell verbraucht sein wird.
Und Hoffnungen auf eine optimistische Zukunft muss man sich bei der Firma aus Los Angeles wahrlich nicht machen. Um das zu verdeutlichen, ist ein ausführlicherer Blick auf Twitter interessant. Denn der Konzern, ebenfalls in Kalifornien angesiedelt, verbrennt seit elf Jahren viel Geld. Das Unternehmen aus San Francisco befindet sich nun längst am Scheideweg.
Der Konzern denkt angesichts der Verluste auch schon über Bezahl-Funktionen nach und will nun aber zunächst einen Live-Video-Dienst aufbauen, um an mehr Werbeeinnahmen zu kommen. Nutzer und einige Aktionäre wollen dagegen einen ganz anderen Weg einschlagen und das soziale Netzwerk in eine Genossenschaft überführen.
Bekannt ist, das Twitter wirtschaftlich in immer schwereres Gewässer gerät.
https://www.heise.de/tp/features/Tech-Sektor-Blase-Das-alte-Dilemma-am-nicht-mehr-Neuen-Markt-3713620.html https://www.heise.de/tp/features/Tech-Sektor-Blase-Das-alte-Dilemma-am-nicht-mehr-Neuen-Markt-3713620.html #
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