Von allen Varianten die schlechteste - VCD Dresden kritisiert postfaktische Verkehrspolitik zur Carolabrücke
Nach der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Bau, Verkehr und Liegenschaften am Montag mahnt der Verkehrsclub Deutschland e. V. die in der Stadtratssitzung am 19. Juni 2025 entscheidenden Stadträtinnen und Stadträte zum Mut zur Zukunft anstelle eines Festhaltens am letzten Jahrhundert.
Die Kritik am Änderungsantrag der Fraktionen CDU, FDP/FB und Zastrow ist bekannt, trivial und wissenschaftsgedeckt. Sie wird aber gerade von denen ignoriert, die sonst gerne und häufig anderen ideologiegeleitetes und verschwenderisches Handeln unterstellen. Erinnert sei an die polemische Kritik für die Finanzmittel von Verkehrsversuchen und Radfahrbarometern. Dabei wirkt die Festlegung auf die Zahl der Fahrstreifen zu diesem Zeitpunkt geradezu wie ein Denkverbot. Jetzt kommt es auf den Stadtrat an, nicht einseitig auf kleinbürgerliche Autoliebhaber zu hören, die unsere Stadt auf Jahre lähmen wollen und eigennützig einem disruptiven Zeitgeist folgen.
Mitunter verkennt die dogmatische Fixierung auf eine große Anzahl Fahrstreifen das Bedürfnis von weiten Teilen der Stadtgesellschaft auf Lebensqualität durch ein ausgewogenes Stadtbild. Die Vielzahl der recht erfolgreichen Petitionen und das unüblich breite Meinungsbild in den Umfragen der Lokalzeitungen tragen dem Rechnung. „Hier liegt das Augenmerk der Dresdner Bevölkerung – die Zahl der Fahrstreifen ist eine nachgeordnete, technische Frage,“ so Bauingenieur Gunnar Reichel vom VCD.
Die Dresdner Bevölkerung ist längst nicht so engstirnig: „Dass weniger Auto gefahren wird und der Führerscheinbesitz sinkt, ist langjähriger Trend“, stellt der Verkehrswirtschaftler Clemens Kahrs fest. „Eine überbreite Brücke mit mehr als zwei überbreiten oder drei normalen Pkw-Fahrstreifen steigert sowohl die Investitions- als auch Unterhaltungskosten.“
Auch ein Ersatzneubau kann einige verkehrliche und städtebauliche Defizite der eingestürzten Brücke beheben. Der vom Ausschuss empfohlene Änderungsantrag wird diese Perspektive aber auf viele Jahre buchstäblich verbauen. Es ist jetzt schon abzusehen, wie die auf vier Fahrstreifen fixierten Politiker auf anderslautende Voten von Jurys, Preisrichtern und Begleitgremien reagieren werden. Dem ersten Spatenstich wird ein mit der Königsbrücker Straße vergleichbarer Streit vorausgehen.
„Eine eierlegende Wollmilchsau wird auch in Dresden nicht gefunden werden.“, fasst Straßenplaner Tobias Piotrowski vom VCD Dresden zusammen, „die Umsetzung der Gesamtheit der Forderungen des Änderungsauftrages wird unnötigerweise zu einem anfechtbaren Entwurf, dadurch einem langwierigen Planfeststellungsverfahren und am Ende zu ungedeckten Kosten führen“. Profitieren wird davon niemand – denn das ist das Schlechteste, was Dresden nach dem Einsturz der Carolabrücke passieren konnte.
Von allen Varianten die schlechteste - VCD Dresden kritisiert postfaktische Verkehrspolitik zur Carolabrücke