26. November – Legion
Ich höre mich durch die Folgen von Jagoda Marinics Podcast „Freiheit de Luxe“. Erst Helga Schubert, heute Siri Hustvedt. Die Rechten haben Narrative, denen die demokratischen Kräfte scheinbar nichts entgegensetzen können, sagt sie. Wie könnten Geschichten lauten, die weltoffen sind, eine Willkommenskultur pflegen, sich der Komplexität der Welt stellen und trotzdem (oder gerade deswegen!) Hoffnung verbreiten? Das muss doch möglich sein. 
Später zum Ende des Interviews, sagt Marinic, einen Lieblingssatz aus einem Essay von Hustvedt aufnehmend, dass sie das so ermutigt habe, dieser Satz von Hustvedt, dass sie Legion sei. Und später erst, auf dem Weg nach Hause begreife ich, was Hustvedt meinte als sie ergänzte, dass sie sich selbst in all den unterschiedlichen Versionen kennenlernen will. Dass Verwundbarkeit, wenn man es schafft, sie anzunehmen und von ihr zu erzählen, eine Kraft ist, wirkliche Stärke. Ich verstehe das mit der Legion. Denn natürlich bin ich heute eine ganz andere als damals als sehr junge Frau, oder als Mutter von ganz kleinen Kindern und in zehn Jahren werde ich wieder eine andere sein. Und schwierig und schmerzhaft und gefühlt ein Verlust ist das nur, wenn ich an diesem Konstrukt festhalte, dass Identität bedeutet, dass ich immer dieselbe bin. 
Ja, ich will, sage ich zu meinen Gefühlen, euch lieben und ehren, in guten wie in schlechten Zeiten. 
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