#SSP0

Zur Stadt gehörten auch mehrere hundert Dörfer mit teils 1000 Einwohnern in 2026. Und angrenzend an diese Großgemeinde lagen weitere Dörfer und deren Verwaltungszentren.

Als der Stadtrat im Jahr 2026 in alter Zeitrechnung beschloss, die Gemeinschaft Kollaps-reslient zu machen, war das Gelächter überall groß.
Aber der Stadtrat ging klug vor, rechnete aus, was die Bestandsaufnahmen der Arbeitsgruppen an Zeit und Geld kosten würden und warb darum, dass wenigstens diese Vorarbeit doch auch in den Dörfern und angrenzenden Großgemeinden in Angriff genommen würde.

Denn je mehr Gebiet um die Stadt herum ebenfalls Kollaps-resilient würde, desto geringer das Risiko, "wenn es soweit war" von marodierenden Plünderern heimgesucht zu werden.

So zog das Projekt tatsächlich Kreise. In einem Dorf mit 1000 Einwohnern widmete sich der Junggesellenverein zusammen mit dem Eselsverein so intensiv und wohlinformiert dem Projekt, dass der Austausch zwischen Stadt und Dorf sehr konstruktiv und tiefgehend wurde.

Das Dorf war lange schon zur Schlafstadt geworden, hatte aber tragfähige gesellschaftliche Strukturen erhalten, die weit über den üblichen Fussball- und Schützenverein hinausgingen. Diese Strukturen halfen hier im Dorf auch, das Projekt nicht zum Witz verkommen zu lassen. Denn der kulturelle Zusammenhalt war nach wie vor groß und dazu fähig, uninformierte Nörgler an den ungefährlichen Rand zu drängen, wo es denen bald zu langweilig wurde und sie sich lieber ebenfalls beteiligten.

Gleich hinter dem Dorf fing das Gebiet der nächsten Großgemeinde an.
Dort wurde das Projekt nicht aufgenommen. Zuviele Nörgler, zuwenig kultureller Zusammenhalt.

Also musste das Dorf tatsächlich auch eine Mauer zum Schutz bauen, damit die Verhungernden aus der benachbarten Großgemeinde "wenn es so weit war" nicht zur Gefahr würden.

Die Stadträte halfen dem Dorf beim Mauerbau und schlugen vor, Munition zur Verteidigung einzuplanen und diese "wenn es soweit war" nicht zur Jagd zu verwenden.
Der Junggesellenverein erlernte daraufhin das Fallenstellen und Bogen-Fertigen, weil sie 3 Mitglieder nach Kanada zur Fortbildung schickten und diese 3 jede neue Generation von Junggesellen anlernten. Das lief mit viel Bohei, Bier und Schnäpsken ab und war ein Gewinn auf ganzer Linie für die Dorfkultur.

So kam es, dass die Junggesellen im Jahr 2 nach neuer Zeitrechnung zum Stadttor kamen und mit ihren Kenntnissen erfreuten Einlass fanden. Sie wollten aber wieder zurück in ihr eigenes Dorf. Nur ihre Kenntnisse im Fallenstellen wollten sie verbreiten.
Damit nicht aus der Stadt womöglich doch irgendwann Hungernde zu ihnen ins Dorf geschlichen kämen und ihnen die kostbaren geräucherten Fleischstücke klauten...

Wissen zu teilen bedeutet die eigene Sicherheit zu erhöhen. Ressourcen zu teilen bedeutet die eigene Sicherheit zu erhöhen.

Ne ganz einfache Rechnung.

#SSP0-collapse 004

Eine Arbeitsgruppe wurde beauftragt herauszufinden, wie groß die letztendlich überlebende Bevölkerung sein würde,
damit daraufhin das benötigte Stadtgebiet mit neuer Stadtmauer umgeben werden könnte und die umliegenden Felder zur Brennholz- und Nahrungsversorgung vorbereitet würden.
Neue Baumpflanzungen nahebei wurden als unbedingt notwendig erachtet. Aber wieviel – das hing unter anderem von der geschätzten Bevölkerungsgröße nach der letzten Sterbewelle ab, und davon, ob Metallverarbeitung sich als nötige oder lukrative Industrie ergeben könnte, "wenn es soweit war".

Es gibt nahe der Stadt zwar ein Flüsschen, aber auf Wasserkraft daraus wollte man sich für wichtige Versorgungsprozesse nicht verlassen, dafür waren die Jahre 2017 und 2018 mit ihrer großen Trockenheit ein Warnruf gewesen.

Nachdem anonymisierte Krankenakten der Bürger ausgewertet waren, schätzte man, dass ungefähr 30% die Sterbewellen nicht überleben würden, weil sie zu alt und gebrechlich oder abhängig von lebenserhaltenden Medikamenten waren, die es dann alle nicht mehr geben würde, "wenn es soweit war".

70% Überlebensrate – vorausgesetzt, die Versorgung mit Brennholz, Nahrung und Trinkwasser könnte unterbrechungsfrei gewährleistet werden und vorausgesetzt, es käme nicht zu Gewaltexzessen.

Weitere Arbeitsgruppen wurden daraufhin beauftragt, unterbrechungsfreie Versorgung und Polizeiarbeit zu planen.

70% hieß für die Stadtbevölkerung im Jahr 2026 dann 5600 Menschen.
Also wurde 7000 Einwohner für alle Planungen für "wenn es soweit war" zugrunde gelegt. Der Überhang von 1400 wurde für ein eventuelles Anwachsen der Bevölkerung bis zum Tag X und für Asylsuchende mit wichtigen Kenntnissen oder Ausrüstung mit eingeplant.
Dass die Einwohnerzahl "danach" nach einigen Jahren auch darüber hinaus wachsen könne, wäre für das zu umfriedende Gebiet tragbar, denn mitten im Stadtgebiet standen auch viele Mehrfamilienhäuser und die vielen, viel zu großen Einfamilienhäuser konnten viel mehr Menschen beherbergen als im Jahr 2026. Man würde halt zusammenrücken – was wegen der Körperwärme auch Brennholz im Winter sparen würde. ^^

#SSP0-collapse 003

Vor 20 Jahren, im Jahr 2026 nach alter Zeitrechnung, war im Stadtrat beschlossen worden, die Gemeinschaft Kollaps-resilient zu machen.

Dafür wollte man auf den nächsten regulären Mittelalterfesten die Aussteller der mittelalterlichen Handwerke anwerben, damit sie ihre Kenntnisse auch in VHS-Kursen in der Bevölkerung verbreiten würden.
Metallverarbeitung wurde als besonders notwendig erachtet.

Auch wurde eine Arbeitsgruppe beauftragt, Baupläne für Trink- Brauch- und Abwasser-Versorgung im Stadtgebiet zu erstellen, die den zu erwartenden technischen Betriebs- und Instandhaltungs-Möglichkeiten entsprechen würde. Im Stadtarchiv befanden sich noch Aufzeichnungen von vor und nach dem großen Brand in 1867, die dafür auch konsultiert werden sollten.

Die einzige niedergelassene Industrie im Ort, Strickwarenherstellung, wurde von einer anderen Arbeitsgruppe daraufhin untersucht, ob Maschinen weiter, anders oder neu eingesetzt werden könnten, wenn die Antriebsart Elektrizität oder das Ausgangsmaterial nicht mehr verfügbar sein würde.
Auch sollte eine ToDo-Liste erstellt werden, welche eventuell Gift austretenden Prozesse frühzeitig abgestellt werden und die Gifte frühzeitig entsorgt werden müssten, um diese Altlasten nicht im Stadtgebiet zu haben, wenn "es soweit war".

Es wurde beschlossen, keine neue Industrie mehr anzusiedeln, es sei denn, sie brächte Fertigung basierend auf regional verfügbaren Materialien in die Stadt, und die Produktion und Entsorgung etwaiger –ungiftiger– Abfälle könnte auch ohne Elektrizität erfolgen.

In den nahebei liegenden Bauernhöfen wurde Inventur gemacht, welche alten Werkzeuge und Maschinen noch rumlägen, die von Mensch oder Pferd betrieben beim Gemüseanbau helfen würden.

Bürger, die mindestens 2 der Mittelalter-VHS-Kurse besucht hatten,
bekamen einen besonderen Pass, der es ihnen erlaubte, in die Stadt zurückzukehren, "wenn es soweit war", und sie sich zu dem Zeitpunkt gerade woanders aufgehalten hatten.

#SSP0-collapse 002

Es war zwar keine Munition mehr in den Gewehren – die war im ersten Herbst zur Wildschweinjagd verwendet worden – aber das wussten die Neuankömmlinge am Tor ja nicht.
Nachts auf den Streifen durch die Gemüsefelder vor der Stadtmauer kamen zur Abwehr der Diebe nur Messer und Kampfsport zum Einsatz.

Die Neuankömmlinge, die sich tagsüber am Tor meldeten und um Einlass baten, wurden genau beäugt und befragt, was sie hier wollten, welche Kenntnisse und Ausrüstung sie mitbrachten und ob sie vorhatten weiter zu ziehen oder zu bleiben.

Die meisten wollten bleiben. Manche kamen allerdings auch in gut bewachten Karawanen an und wollten nur ihre mitgebrachten Waren zum Tausch anbieten und dann weiterziehen. Für die Dauer des Aufenthalts wurden deren Waffen am Tor konfisziert, dann durften sie die Stadt betreten.
Die anderen wurden nach ihren Kenntnissen und, falls sehr nützlich, auch nur nach ihrer mitgebrachten Ausrüstung selektiert.

Seit Neuestem standen nun auch alle Arten von mitgebrachten Musikinstrumenten und Notenblätter auf der Liste der besonders nützlichen Ausrüstung.
Denn nun, im vierten Jahr, hatte sich das neue Stadtleben so weit harmonisiert, dass speziell in der dunklen Jahreszeit der Wunsch nach Unterhaltung so groß geworden war, dass die Gemeinschaft sich darauf geeinigt hatte, sich das ganzjährige Beherbergen und Versorgen von Künstlern zu leisten.

#SSP0-collapse 001

Interesting preprint by @atthenius et al 2024 on the teleconnection of Sahara Greening and ENSO (up to?) 6,000 years ago essopenarchive.org/doi/full/10
"Thus, ENSO's sensitivity to Green Saharan changes in northern Africa reflects the importance of incorporating vegetation and land surface changes in studying past and future climates."

The same team also held an EGU or AGU talk this year about the Green #Sahara's teleconnection to the #Arctic also for the period 6ka and they said "We show that simulations incorporating the Green Sahara yield considerably higher Arctic warming relative to simulations without explicit prescriptions of vegetation changes. " meetingorganizer.copernicus.or

If I had a wish, I'd want the team investigate the common era AD 1000ff, and include the #AMOC reconstruction by @rahmstorf et al 2015, and Nino3.4 by Cook et al 2008.
And incorporate the vegetation cover change due to population changes in the 1610-event and in the 1940-event when (CO2 concentration and CO2 growth dropped dramatically and) AMOC did a nosedive in what looks like a response to both changes in land use.
See my chart below and note that the 1940-event was also accompanied by a large drop in Asia's population growth I hadn't known of yet when I made the chart.

I'll post another chart tomorrow showing Cook's and Rahmstorf's time series and how well they are in sync (when AMOC data is moved 13 years into the future).

Both "discoveries" had me brood over the possible teleconnection between the two tipping elements AMOC and #Amazon rainforest the other way round than what is known as fact. To me it looks as if it works both ways: the closure of the forest canope in the 1610-event also slowed down AMOC to its then lowest speed ever. And again in the 1940-event.

Since Cook's Nino3.4 and AMOC evolve so similarly in AD, another bit from the ENSO preprint has to be mentioned. 6ka, ENSO was in a permanent La Nina state:
"precessional changes intensified the West African Monsoon (WAM), which further led to a “Green Sahara”, i.e. the expansion of shrub vegetation across northern Africa in place of the present-day Saharan Desert. Basin-wide multi-proxy evidence from the Pacific has indicated that the Middle Holocene was also characterized by a La Niña-like mean state with lower ENSO variability"

And this, lords & ladies, was something Matt England's team found in models 2022: a future AMOC slowdown causes a permanent LaNina agupubs.onlinelibrary.wiley.co
And again in 2023 agupubs.onlinelibrary.wiley.co

And we now need to know: what will be the climate impact on ENSO and AMOC when our tech civilisation crashes, empties all cities and all of Global North where people simply are too tech dependent to survive the crash. Also frees up today's tropical soy and palm tree plantations to be re-conquered by forests, since no one will "need" Nutella or biodiesel anymore.

Change in vegetation drives huge changes in atmospheric currents, water cycle, and regional climates. We owe it to crash survivors to inform them what they'll have to cope with in their region during the decades until the biome changes have fully materialised. I guess 60 years or so until New York, Rio, Tokyo look like a South American jungle with the ruins of skyscrapers piercing the forest canope.
And we owe them the info about what comes after.
That's why I propose official research in #RCPcollapse or #SSP0 .

But legraLeGra's team investigating AMOC, ENSO and vegetation build-up following population drops in the current era (#plague outbreaks as well? From memory 1348, 596, 1890) would be a great first start! Hopefully paving the way to a new full research body that can directly and positively influence how the rural survivors can prepare before, and re-group after the civilisation crash.
#PaleoClimate

2 charts with CO2, AMOC and population during the 1610-event and the 1940-event.

I'll add more information tomorrow when I'll also add the chart with Nino3.4 and AMOC.

@_holger @martinpallmann @rahmstorf

Aber man würde in bestehen bleibender Tech-Zivilisation nicht von 40Gt/Jahr auf 0 gehen, um dann noch 10-20 Jahre die letzte große CO2-Entfaltung zu spüren.
Man wäre schon lange vorher auf so niedrigem Emissionsniveau, dass der letzte CO2-Puls unmerklich verpufft.

Und beim Kollaps, den ich vor 2040 sehe, also wohl bei ~30Gt/Jahr, wird Wildwuchs die Temperatur-Entfaltung vom letzten CO2-Puls dämpfen.

In den Americas, als dort >50mio Menschen an Schwertern und Masern gestorben waren und so ihr Land Use Change aufhörte,
sank durch den nachfolgenden Wildwuchs die CO2-Konzentration um 7-11 ppm.
Nennt sich in der Forschung der "1610-event".
sciencedirect.com/science/arti
Dieses mal werden 90% der Bevölkerung in den stark Tech-abhängigen Staaten in Global North den Löffel abgeben, also 900mio Menschen statt 50mio.
Und alle Städter global. Da kommt was zusammen an CO2, das sofort von neuen Büschen, und dann Bäumen gebunkert wird.

#RCPcollapse #SSP0

@mario_angst_sci @bapeterj
Very useful! Free of charge, too. So cool! Going to use it to improve, map and quantify the inns and outs, milestones and deadlines in my project plan "Avoiding the or Timing of #CivilisationCollapse from Cascading #ClimateChange Impacts on Societies".
The deadline for the first of the essential milestones, a social-politics milestone, is the end of 2024, by the way. Because, to be finished by 2030, a global sub-project has to be conceived in 2025 and subsequently worked on, which requires that milestone to be measurably achieved beforehand.

I describe the above to now ask you: have you heard of anyone professionally mapping the factors for civilisation collapse from cc-impacts, and designing proper project planS for avoiding it?
It would be very useful. When milestones aren't achieved and not appearing to be in the pipeline to be achieved soon-ish after the original deadline, the spreading of hopeium should stop. To be replaced by a focus on post-crash climate research in #RCPcollapse or #SSP0, and for constructing fully automated containment measures for industrial toxins and radiative pollution, and for informing potential survivors on regional specifics for better preparation in small rural communities. 🙂

link.springer.com/book/10.1007

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