USA sanktionieren IT-Dienstleister von russischer Propaganda-Kampagne
Dieser Artikel stammt von CORRECTIV.Faktencheck / Zur Quelle wechseln
Hintergrund
USA sanktionieren IT-Dienstleister von russischer Propaganda-Kampagne
Die USA haben den russischen Hosting-Anbieter Aeza sanktioniert. Begründet wird der Schritt mit der Verwicklung in Cyberangriffe und Drogengeschäfte. Aeza war auch Schaltstelle in einer großflächigen Desinformations-Kampagne des Kreml, die unter anderem auf Deutschland abzielt.
von Max Bernhard
, Alexej Hock
, Sarah Thust
02. Juli 2025
Der Gründer von Aeza, Arseniy Penzev (links) und der Geschäftsführer, Juri Bozoyan (rechts), hier in einem Youtube-Video der Firma zu sehen, wurden im Juli 2025 von den USA sanktioniert (Quelle: Youtube; Screenshot: CORRECTIV)Die USA haben den IT-Dienstleister Aeza sanktioniert, der in den vergangenen Jahren zentral in der Verbreitung von russischer Desinformation war. Das US-Finanzministerium begründete den Schritt damit, dass das Unternehmen mit Sitz in St. Petersburg ihre Technik kriminellen Gruppen bereitgestellt habe, die unter anderem die US-amerikanische Verteidigungsindustrie und Technologieunternehmen weltweit angegriffen und ausspioniert hätten. Der Dienst habe außerdem den Online-Drogenhandel „Black Sprut“ im Darknet gehostet. Ebenfalls sanktioniert wurden die Eigentümer Arseniy Penzev, Juri Bozoyan und Wladimir Gast.
Der Schritt dürfte auch der russischen Desinformationskampagne „Doppelgänger“ einen weiteren Schlag versetzen. Wie Recherchen von CORRECTIV zusammen mit der schwedischen NGO Qurium und dem tschechischen Investigativportal Investigace im Juli 2024 aufgezeigt haben, wurde die IT-Infrastruktur von Aeza unter anderem für die Verbreitung von Desinformation gegen die Ukraine und deren Unterstützung genutzt. Mit Fake-Inhalten auf geklonten Nachrichtenseiten bekannter Medien sollten Bürgerinnen und Bürger in westlichen Staaten wie Frankreich, Polen und Deutschland erreicht werden.
Wie CORRECTIV bereits damals berichtete, ließ Aeza neben „Doppelgänger“ auch mutmaßlich Kriminelle auf den eigenen Servern agieren. Im April wurden mehrere Führungskräfte und Mitarbeiter von Aeza in Russland verhaftet und die Büros der Firma durchsucht. Russische Behörden werfen ihnen die Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung und Handel mit Betäubungsmitteln im großen Stil vor.
Ob es einen Zusammenhang zwischen dem Vorgehen der russischen Behörden und dem jüngsten Schritt der US-Behörden gibt, geht aus der Mitteilung des zuständigen OFAC-Amts des US-Finanzministeriums nicht hervor. Auf eine Nachfrage reagierte das Ministerium bis Veröffentlichung nicht.
Sanktionen dürften sich auf deutsche Hosting-Anbieter auswirken
Wie CORRECTIV vergangenes Jahr berichtete, liefen Verbindungen bei Aeza und Co. auch über den deutschen Hosting-Anbieter Aurologic. Das zeigten Analysen von Qurium zu den von der „Doppelgänger“-Kampagne verbreiteten Inhalten.
Nach aktueller Auskunft von Qurium hat Aurologic bis zuletzt Dienstleistungen für den Datenverkehr von Aeza erbracht. Fragen von CORRECTIV dazu, ob Aeza zuletzt noch Kunde war oder mit dem sanktionierten Aeza-Geschäftsführer in Kontakt stand, beantwortete Aurologic-Geschäftsführer Joseph Hofmann nicht.
In einem Foren-Eintrag erklärte ein Profil, das offenbar Hofmann gehört, nach der Sanktionierung: „Wir werden die Situation mit unserem Kunden einschätzen, der nicht Aeza Group LLC ist.“ Sobald man sogenannte Virtuelle Private Server anbiete, „besteht natürlich die Möglichkeit, dass man illegale Endkunden hat“. Aurologic handhabe seine Verträge nach geltendem Recht.
Westliche Firmen wurden immer wieder für russische Desinformation genutzt
Wie CORRECTIV-Recherchen zeigten, nahmen russische Hinterleute über lange Zeit die Dienste mehrerer westlicher Firmen in Anspruch, um die „Doppelgänger“-Kampagne weiter zu steuern – obwohl die EU die für die Kampagne verantwortlich gemachten Firmen schon im Juli 2023 sanktionierte.
In vielen Fällen passierte das ohne Kenntnis der Konzerne. Einige stellten ihre Dienste nach Anfragen von CORRECTIV ein. Das führte dazu, dass die Hinterleute der Kampagne immer wieder auf alternative Dienste ausweichen mussten. Spätestens seit November 2024 ist die Kampagne in ihrer Reichweite deshalb erheblich eingeschränkt.
Redigatur: Sophie Timmermann
Zur Quelle wechseln
Author: Max Bernhard
#dienstleister #kampagne #propaganda #russischer #sanktionieren