#%C3%96ffentlicherDienst

diesUndDasMitTassen đŸ‡ș🇩Andreas_Sturm
2025-12-03

Die Mitarbeiter*innen sind Spiegel fĂŒr die Gesamtorgansiation. Kultur, Leitbild, Werte, Vorgesetztenverhalten, Fehlerkultur, Belohnungssystem, Bezahlung, Qualifizierungs- und Weiterbildungssystem, Vorgehensmodelle, Toolset. Eine zufriedene, leistungsbereite, leistungsfĂ€hige Belegschaft, die sich mit der Organisation identifiziert, fĂ€llt nicht vom Himmel.

2025-11-28

Aus dem Freundeskreis zum wiederholten mal gehört, dass kommunale Personalchef*innen immer noch glauben „öffentlicher Dienst“ reicht und mehr muss man nicht tun, um Mitarbeitende zu bekommen bzw. zu halten. Und das trotz >15 Entlassungen/KĂŒndigungen in 4 Jahren (die Abteilung hat ~30). Dabei erwarten die einfach nur eine angemessen wertschĂ€tzenden Umgang.
#Kommunales #ÖffentlicherDienst #FachkrĂ€ftemangel #Sozialarbeit

diesUndDasMitTassen đŸ‡ș🇩Andreas_Sturm
2025-11-27

"Turmbau zu Babel" wĂ€hrend die Branche sich als "ITK" bezeichnet, heißt das Amt in dem ich arbeite IuK und das Vergaberecht spricht von IKT đŸ˜‚đŸ«šđŸ˜Ž

Verstehe nicht, warum Behörden, Ministerien, Gesetzgeber fĂŒr alles eigene Begriffe und "Standards" bilden mĂŒssen, obwohl es langjĂ€hrig erprobte Praxislösungen gibt. Schlimmstes Beispiel XRechnung, Zugpferd, edifact INVOICE

Markus Osterhoffsci_photos@troet.cafe
2025-11-25

@Erdrandbewohner absolut eingefrorenes (d.h. kaufkraftverlierendes) Weihnachtsgeld von (ursprĂŒnglich) 30% im #TVL #ÖffentlicherDienst

2025-11-21

Drei Fragen an 
 đŸŽ€đŸ’Źâœïž
Dieses Mal im Fokus: StudienanfĂ€nger*innen des Bachelorstudiengangs „Public Management“ 🎓

Im MĂ€rz erst sind sie mit Herzklopfen ins Studium gestartet – nun kehren sie schon fĂŒr ihr zweites Semester an die Hochschule zurĂŒck.

Wir wollen von unseren StudienanfĂ€nger*innen wissen, wie es ihnen in ihrem ersten Semester erging und was sie in den letzten Monaten innerhalb und außerhalb der Lehrveranstaltungen gelernt haben.

Interesse geweckt? 👀 Jetzt auf einen Studienplatz bewerben unter hs-kehl.de/bpm 🚀

#hskehl #bpmbw #publicmanagement #campusleben #öffentlicherdienst #öffentlicheverwaltung #wasstudieren #startedurch #berufswahl

diesUndDasMitTassen đŸ‡ș🇩Andreas_Sturm
2025-11-12

Kollegin aus anderer Stadtverwaltung "Ich mach seit 20 Jahren IT Beschaffung. Wenn ich so ein Serverdings habe, was in, wie heißt das, Rack oder Schrank glaube ich, geschraubt wird, ist das fĂŒr mich eine Bauleistung, weil es fest mit dem GebĂ€ude verschraubt wird. Ich hab das ja auch noch nie gesehen." 😳 Gute Beamt*innen können eben einfach alles. Frage mich halt, ob es nicht gut wĂ€re, wenigstens Basiskenntnisse zur FachdomĂ€ne zu haben.

2025-11-11

Die @Cyberagentur sucht eine:n Controller:in (m/w/d) zur VerstÀrkung des Teams in Halle (Saale).
Sie verbinden Zahlen mit Strategie, denken analytisch und möchten ein junges Controlling aktiv aufbauen?
Hier bewerben: t1p.de/y67nw
#Controlling #Finanzen #Cyberagentur #Karriere #Innovation #ÖffentlicherDienst

Das Bild zeigt eine digitale, abstrakte Darstellung in Violett- und Blautönen mit leuchtenden Zahlenfolgen aus Nullen und Einsen, die symbolisch fĂŒr Datenströme und Vernetzung stehen. Im Vordergrund befindet sich der weiße Schriftzug: „Vertrauen und Kontrolle“. Darunter steht: „Karriere: Controller (w/m/d) im Haushalts- und Rechnungswesen – Unsere Zahlen legen wir in Ihre HĂ€nde.“ Oben links ist das Logo der Cyberagentur zu sehen. Unten rechts befindet sich ein QR-Code mit der Beschriftung „Cyber Karriere“ sowie der Schriftzug „Kommen Sie zu uns!“ in hellblauer, handschriftlicher Schriftart. Das Motiv verbindet technische Ästhetik mit dem Thema Verantwortung im Controlling. Montage: freepik/Cyberagentur
diesUndDasMitTassen đŸ‡ș🇩Andreas_Sturm
2025-11-11

Im Seminar gelernt, daß die Vergabe nicht wirklich vereinfacht wird, besonders in NRW wird es kommunal im Gegenteil viel chaotischer, weil demnĂ€chst jede Kommune ihre eigene Vergabesatzung haben kann đŸ˜‚đŸ™„đŸ«©đŸ˜Ž Und die neue Bundesregierung macht genau das, was die Ampel vorhatte, nur Nachhaltigkeit + vier Augenprinzip wurde gekippt.

diesUndDasMitTassen đŸ‡ș🇩Andreas_Sturm
2025-11-06

@Em0nM4stodon Public administration in Germany is investing in machines that control and operate specialised case software for printing paper documents. I have stomach pains from laughing and crying at the same time. That means no digitalisation, no AI, no resource savings, no interfaces, only automation, so we are in the middle of the 4th industrialisation, in the middle of the 1960s.

Komm.ONE AöRKommONE@bawĂŒ.social
2025-11-03

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diesUndDasMitTassen đŸ‡ș🇩Andreas_Sturm
2025-10-29

Ein Argument, das gegen Software / gefĂŒhrt wird: "maintainer burnout", daß der Verlust von core maintainern oft das Aus fĂŒr ein Projekt ist. Das mag stimmen, allerdings habe ich in 30 Jahren auch so viel eingestellte kommerzielle Software & Systeme migrieren mĂŒssen, daß ich den Umgang damit als IT Managementprozess einstufe. Bei Nischenprodukten der kommunalen Verwaltung werden kommerzielle Produkte mit der Rente des einen "(Chef) Entwicklers" abgekĂŒndigt.

diesUndDasMitTassen đŸ‡ș🇩Andreas_Sturm
2025-10-25

@simsus M.E. muss man genau prĂŒfen, wie betriebskritisch, sensibel Prozesse & Daten sind, welcher potentielle Schaden bei Verlust, Datenabfluss, Ausfall entstehen könnte. Besonders mittelstĂ€ndische Unternehmen und erlebe ich da als naiv. Redundanz versprechen die Cloudlösungen ja selber, da will man dann nicht zusĂ€tzlich investieren. Aber wenn im Desasterfall eine Fallbacklösung fehlt, dauert es nur kurz, bis zur Insolvenz / HandlungsunfĂ€higkeit.

2025-10-21

Brennpunkt Bremen

Öffentlicher Dienst — Nirgendwo sonst verdichten sich Armut, FachkrĂ€ftemangel und klamme Kassen so spĂŒrbar wie im Stadtstaat Bremen. In JugendĂ€mtern, Kitas und an der Uni arbeiten BeschĂ€ftigte am Limit – und doch geht es am Ende nicht nur um sie, sondern um das Fundament der Gesellschaft.

Ein Streifzug durch die Stadt zeigt, warum die kommende Tarifrunde der LĂ€nder ĂŒber mehr entscheidet als ĂŒber Prozente. Als ich am Bremer Hauptbahnhof den Zug verlasse und ĂŒber den Vorplatz laufe, kommt in mir eine vertraute Anspannung hoch. Als junges MĂ€dchen war das hier ein Ort, an dem man schnell in Konflikte geraten konnte: Möchtegern Gangster, die sich Respekt verschaffen wollten, MĂ€dchengruppen, die aus Langeweile nach Stress suchten, und eine offene Drogenszene. Nicht selten wurde man abgezogen, manchmal nur mit einem dummen Spruch bedacht, aber immer mit diesem Druck, gleich könnte etwas passieren. Heute aber stehen hier zwei neue GebĂ€udekomplexe: Im sogenannten “Tor zur Innenstadt” sind GeschĂ€fte, eine Drogerie sowie Gastronomie untergebracht. Es ist belebt auf dem Vorplatz, an manchen Tagen steht hier eine SuppenkĂŒche fĂŒr BedĂŒrftige.

RĂŒckblickend wird mir klar, wie rau Bremen an vielen Ecken war – und noch heute ist. Eine Stadt, in der Armut nicht am Rand, sondern mitten im Alltag sichtbar ist. Fast jedes dritte Kind wĂ€chst hier in einer Familie mit Sozialleistungen auf, in Stadtteilen wie Tenever oder Gröpelingen ist es jedes zweite. Im Pisa-Ranking landet das Land regelmĂ€ĂŸig auf den hintersten PlĂ€tzen, und auch das Gesundheitssystem steht unter Druck: Personalmangel in den KrankenhĂ€usern, lange Wartezeiten in Arztpraxen. Bremen ist ein Stadtstaat der GegensĂ€tze – weltoffen, etwas â€œĂ¶ko” und mit einem hohen Anteil an ehrenamtlichem Engagement, aber zugleich zermĂŒrbt von struktureller Armut, hoher Arbeitslosigkeit und einer notorisch leeren Stadtkasse.

Dass ich spĂ€ter selbst in der Jugendhilfe gearbeitet habe – zwei Jahre lang in einer Unterkunft fĂŒr unbegleitete minderjĂ€hrige GeflĂŒchtete – hat meinen Blick geschĂ€rft. Was mir damals begegnete, war keine abstrakte Statistik, sondern harte RealitĂ€t: Jugendliche ohne Eltern, ohne Halt, oft traumatisiert. Dazu eine ĂŒberlastete Verwaltung, die kaum hinterherkam, und Einrichtungen, die mit dem Nötigsten improvisierten. Im Alltag spĂŒrte man, was es heißt, wenn das System brĂŒchig wird.

Und so wirkt Bremen wie ein Brennglas: Armut, Bildungsungleichheit, FachkrĂ€ftemangel, Überlastung der Sozialsysteme – alles ballt sich hier. Wenn man verstehen will, warum die Tarifverhandlungen fĂŒr den öffentlichen Dienst der LĂ€nder so entscheidend sind, dann ist diese Stadt ein SchlĂŒssel.

Jugendhilfe am Limit

Massiv unter Druck steht die Kinder- und Jugendhilfe. Besonders deutlich wird das im Fachdienst Amtsvormundschaft beim Amt fĂŒr Soziale Dienste. Dort ĂŒbernehmen AmtsvormĂŒnder*innen die elterliche Sorge fĂŒr Kinder und Jugendliche, deren Eltern dazu nicht in der Lage sind – etwa, weil sie sucht- oder psychisch krank sind, ihre Kinder misshandeln, im GefĂ€ngnis sitzen oder verstorben sind. Eine große Gruppe sind auch unbegleitete minderjĂ€hrige GeflĂŒchtete, die oft schwer traumatisiert sind.

“Der schlimmste Punkt ist eigentlich, wenn die Fallzahlen zu hoch sind”, sagt Martina Bartels, Mitglied im Gesamtpersonalrat Bremen, Mitte September auf der ver.di-Kundgebung “Wer hilft noch, bevor das Kind in den Brunnen fĂ€llt?” Vor dem Dienstsitz des Senators fĂŒr Finanzen, zwischen Bannern und Transparenten schildert mir die ehemalige Abschnittsleiterin im Fachdienst fĂŒr Amtsvormundschaft die Lage: “Man muss sich vorstellen, man hat 50 Kinder – die gesetzliche Höchstgrenze – zu versorgen. Wir haben die volle Sorge als ,an Eltern statt’. Das heißt, man hat alle Verantwortungsbereiche und haftet mitunter auch, wenn es nachweislich fahrlĂ€ssig ist.”

SpĂ€testens seit dem Fall Kevin weiß Bremen, was das bedeutet. Der zweijĂ€hrige Junge starb 2006 in einer verwahrlosten Wohnung, weil sein Vormund ihn ĂŒber Monate nicht mehr gesehen hatte. Der Amtsvormund hatte damals nach eigenen Angaben im Schnitt 240 FĂ€lle zu betreuen – ein extremes Beispiel dafĂŒr, wie lebensgefĂ€hrlich Überlastung werden kann.

Auch Mathias Hirscher, ver.di-Personalratsvorsitzender und frĂŒher selbst Sozialarbeiter im Jugendamt, verweist am Rande der Kundgebung auf Kevin: “Der Fall ist insofern bemerkenswert, weil ganz viele Menschen von ihm wussten. Sogar der damalige BĂŒrgermeister. Am Ende blieb das Jugendamt unten in der Hackordnung und Kevin starb.” FĂŒr die BeschĂ€ftigten ist die Angst bis heute real: “Paragraf 8a SGB VIII regelt das. Alle, die mit Kindern zu tun haben, hĂ€ngen mit drin in der Verantwortung.”

Wie das heute aussieht, beschreibt Hirscher so: “Da geht eine Meldung ein, meinetwegen eine Polizeimeldung oder der Kindergarten meldet sich. Zwei Kolleg*innen gehen los, gucken, was vor Ort los ist. Verwahrloste ZustĂ€nde, Eltern unter Drogen – alles möglich.” Kommt es zu einer Inobhutnahme, stoßen sie sofort an Grenzen: “Wir haben eine Inobhutnahme-Stelle in Bremen, die ist seit geraumer Zeit ausgebucht.”

Ich erinnere mich gut an meine eigene Zeit in der Bremer Jugendhilfe: Eines Tages stand plötzlich ein deutscher Jugendlicher in der Unterkunft fĂŒr GeflĂŒchtete, in der ich arbeitete. Eigentlich hĂ€tte er in einer regulĂ€ren Inobhutnahme-Stelle untergebracht werden mĂŒssen, doch dort war lĂ€ngst kein Platz mehr. Also zog er zwischen junge Syrer und Afghanen, die selbst kaum wussten, wie es fĂŒr sie weitergeht. Eine Notlösung, die fĂŒr alle Beteiligten schwierig war – und zugleich sinnbildlich dafĂŒr, wie das System an seine Grenzen stĂ¶ĂŸt. “Genau so”, sagt Hirscher energisch, “das soll eigentlich nicht sein, aber aus der Not heraus passiert das dann.”

Die Belastung fĂŒr die FachkrĂ€fte ist enorm – fachlich wie psychisch. “Die große Gefahr ist, dass die Kolleg*innen in Situationen kommen, wo sie nicht wissen, was sie erwartet.” Das kann sie selbst traumatisieren. Supervision gebe es zwar, “zehn Termine im Jahr”, aber der “Krankenstand ist atemberaubend”. Viele schleppten eine “Bugwelle” an FĂ€llen vor sich her: “40 laufende FĂ€lle – man muss immer gucken, dass die BĂ€lle in der Luft bleiben.” PrĂ€ventive Hilfen fielen hinten runter: “Dabei wĂ€ren PrĂ€ventivmaßnahmen Gold wert.”

Das Kind nicht fallen lassen

Die Sonne scheint, als die ersten Redner*innen vor dem Finanzressort auftreten. In der Mitte des Platzes steht ein gebastelter Brunnen aus Pappe und Schaumstoff. Darauf lehnt eine Puppe, die ein Kind darstellen soll – ein mahnendes Bild fĂŒr das Motto des Tages. Nach einer halben Stunde kippt das Wetter. Böen reißen immer wieder an den Bannern. Der Himmel zieht zu. Schließlich fegt eine Windböe so stark ĂŒber den Platz, dass der Brunnen wackelt und die Puppe ins Straucheln gerĂ€t. FĂŒr einen Moment sieht es so aus, als wĂŒrde das Kind wirklich in den Brunnen fallen.

“Die Frage ist: Wo wird Geld verteilt – und wo nicht”, ruft Markus Westermann, GeschĂ€ftsfĂŒhrer des ver.di-Bezirks Bremen-Nordniedersachsen, ins Mikrofon, wĂ€hrend er die BlĂ€tter seiner Rede festklemmt. “Wir sind heute hier, um deutlich zu machen, dass im sozialen Bereich, in der Kinder- und Jugendhilfe, wesentlich mehr Geld verteilt werden muss.”

Als Dr. Martin Hagen ans Mikrofon tritt, mĂŒssen sich die Kundgebungsteilnehmenden richtig in den Wind stemmen, um nicht ins Straucheln zu geraten. Der Vertreter des Senats beschreibt die angespannte Haushaltslage, betont aber, dass die Kinder- und Jugendhilfe politisch priorisiert werde – mehr StudiengĂ€nge fĂŒr FachkrĂ€fte, zusĂ€tzlicher Kita-Ausbau, Aufstockung der Beratungsstellen. “Wir stehen hinter Ihnen”, ruft er den BeschĂ€ftigten zu. “Wir stehen auch mit Ihnen im Wind.” Doch viele winken ab. Zu oft haben sie erlebt, dass Versprechen gemacht, aber nicht eingehalten wurden.

Kinderarmut trifft FachkrÀftemangel

Kaum eine andere Stadt steht so unter Druck wie Bremen: Nirgendwo sonst ist das Risiko fĂŒr Kinder, in Armut aufzuwachsen, so hoch. Gleichzeitig fehlen tausende Kita-PlĂ€tze. 2.500 BeschĂ€ftigte arbeiten in den Einrichtungen von KiTa Bremen, weitere 1.500 bei freien TrĂ€gern (AWO, DRK, Kirchen etc.). Aber das reicht nicht. In den letzten Jahren sind die Kinderzahlen um 20 Prozent gestiegen. Laut Auskunft des Bremer Senats fĂŒr Kinder und Bildung werden bis 2030 voraussichtlich 1.500 Erzieher*innen fehlen.

Hinzu kommt die besondere Rolle der Kitas: Sie sind nicht nur Betreuungseinrichtungen, sondern SchlĂŒssel fĂŒr ArmutsprĂ€vention und Bildungsgerechtigkeit. Doch genau hier wird gespart, Stellen bleiben unbesetzt, Standards werden gesenkt.

“Da ruft eine Mutter beim Jugendamt an – was schon eine RiesenhĂŒrde ist – und wird abgewimmelt mit den Worten: ‘Sie haben ja schon vier Kinder, dann brauchen Sie ja keine Hilfe.'” Erzieherin Janin, die in einer Kita arbeitet, erzĂ€hlt das, wĂ€hrend sie sich mit Kolleg*innen auf der Kundgebung solidarisiert. Sie wirkt immer noch fassungslos, wenn sie diese Szene schildert. “Die Mutter war völlig verzweifelt, sie brauchte dringend Familienhilfe, etwas Struktur im Alltag. Aber sie wurde einfach abgespeist. Am Ende wird das Kind in der Schule auffallen, und dann heißt es wieder: Wer ist schuld?”

“Seit 1. September dĂŒrfen ungelernte KrĂ€fte in Kitas arbeiten. Das FachkrĂ€ftegebot gilt nicht mehr. Und gleichzeitig hat man das erfolgreiche Ausbildungsprogramm PIA eingestellt. Wer so handelt, will gar keine hochqualifizierten Erzieherinnen mehr – sondern billigere.” Karolina Soszynski, PersonalrĂ€tin bei KiTa Bremen

Was im Amt nicht aufgefangen wird, landet frĂŒher oder spĂ€ter in den Kitas – die selbst seit Jahren am Limit arbeiten. Über die HĂ€lfte der FachkrĂ€fte ist inzwischen in Teilzeit, viele haben den Beruf ganz verlassen. Karolina Soszynski, PersonalrĂ€tin bei KiTa Bremen, spricht von einem “kleinen KĂŒrzungsprogramm”: “Seit dem 1. September dĂŒrfen ungelernte KrĂ€fte in Kitas arbeiten. Das FachkrĂ€ftegebot gilt nicht mehr. Und gleichzeitig hat man das erfolgreiche Ausbildungsprogramm PIA eingestellt. Wer so handelt, will gar keine hochqualifizierten Erzieherinnen mehr – sondern billigere.”

Was im neuen Bremer Kinderförderungsgesetz (BremKG) als “EntschĂ€rfung” verkauft wird, bedeutet in der Praxis: grĂ¶ĂŸere Gruppen, weniger Personal pro Kind, weniger Förderung, chronischer Personalmangel. KrankheitsausfĂ€lle reißen weitere Löcher in die DienstplĂ€ne. Notgruppen, verkĂŒrzte Öffnungszeiten, lange Wartelisten sind Alltag.

Das hat konkrete Folgen fĂŒr die Kinder: “In einer Gruppe mit 20 Kindern haben oft elf oder mehr einen anerkannten Förderbedarf- und dafĂŒr stehen im besten Fall zwei Erzieher*innen. Da kann man nicht mehr von Förderung sprechen”, sagt Soszynski.

In Bremen gilt in kommunalen Kitas der TVöD, bei freien TrĂ€gern meist in AnwendungstarifvertrĂ€gen der TV-L. Momentan wird nach dem Tarifvertrag fĂŒr den Bund und die Kommunen (TVöD) besser bezahlt, der Tarifvertrag der LĂ€nder (TV-L) hinkt hinterher. FĂŒr die BeschĂ€ftigten ist das ungerecht, was ver.di immer wieder thematisiert. Wer kann, wechselt natĂŒrlich in den TVöD oder wegen der Überlastung gleich den Beruf. Doch selbst dort, wo FachkrĂ€fte bleiben, verschĂ€rfen politische Entscheidungen die Misere.

PrekÀre Wissenschaft und studentische Arbeit

Vom Bremer Bahnhof sind es nur ein paar Stationen mit der Straßenbahn bis zur UniversitĂ€t. Die Uni Bremen ist kein klassischer Campus mit roten Backsteinfassaden oder herrschaftlichen FakultĂ€tsgebĂ€uden. Stattdessen reihen sich Betonklötze aneinander, verbunden durch ĂŒberdachte GĂ€nge, in denen man sich leicht verlĂ€uft. Das HauptgebĂ€ude, das GW2, wirkt wie ein gigantisches Labyrinth – ein Relikt der 1970er Jahre, pragmatisch hochgezogen, um möglichst schnell Raum fĂŒr die Massen-Uni zu schaffen. FensterbĂ€nder, graue Flure, TreppenhĂ€user, die auf halber Etage ins Nichts fĂŒhren – fast alles wirkt ein bisschen improvisiert. Und doch hat diese Architektur etwas Ehrliches: Sie zeigt, dass hier kein Elfenbeinturm steht, sondern eine Arbeiteruni.

Ich habe hier selbst studiert, saß in den SeminarrĂ€umen, die heute noch die gleiche Mischung aus Automatenkaffee und Überlastung ausdĂŒnsten. MissstĂ€nde, die bundesweit an Hochschulen herrschen, sind hier besonders sichtbar. Studentische HilfskrĂ€fte (SHK), wissenschaftliche Mitarbeite-r*innen und das Technik- und Verwaltungspersonal halten den Betrieb am Laufen – und doch arbeiten sie oft unter Bedingungen, die mehr an eine Dauerkrise als an eine Hochschule des 21. Jahrhunderts erinnern.

Bundesweit bilden studentische BeschĂ€ftigte mit rund 200.000 Jobs die grĂ¶ĂŸte TariflĂŒcke im öffentlichen Dienst: Seit ĂŒber 40 Jahren sind sie vom Tarifvertrag der LĂ€nder ausgenommen. VertrĂ€ge laufen im Schnitt nicht einmal ein halbes Jahr, Kettenbefristungen sind die Regel, unbezahlte Arbeit und fehlende UrlaubsansprĂŒche Alltag. Die Bremer Studie “Jung, akademisch, prekĂ€r?” hat diese ZustĂ€nde 2023 detailliert dokumentiert. Hier, wo die Probleme so klar auf dem Tisch liegen, hat die Landesregierung einen Tarifvertrag fĂŒr Studierende – den “TVStud” – sogar in den Koalitionsvertrag geschrieben. Umgesetzt ist er bis heute nicht.

Wir sitzen auf den schon ein wenig durchgesessen roten Ledersofas im GW2. Hier, im HerzstĂŒck der Uni Bremen, wo tĂ€glich Studierende, Dozierende und BeschĂ€ftigte ein- und ausgehen, schildert Lehramtsstudentin Saskia Gagel, was sie zermĂŒrbt. Sie kennt die RealitĂ€t studentischer BeschĂ€ftigung aus eigener Erfahrung: Mal ein Zweimonatsvertrag, mal drei Monate – dann wieder gar nichts. “Ich hatte schon drei verschiedene SHK-Stellen in einem Semester”, erzĂ€hlt sie. “Das klingt nach viel Arbeit, war aber vor allem viel Rechnerei: Stunden zusammenzĂ€hlen, BAföG-Grenzen im Blick behalten, hoffen, dass sich Krankenkasse und Job nicht in die Quere kommen.”

“Man weiß nie, ob es im nĂ€chsten Semester weitergeht. Und wenn dann noch die RĂŒckmeldung der Dozentin ausbleibt, ob ĂŒberhaupt eine Finanzierung fĂŒr diese Stelle da ist, sitzt du plötzlich ohne Einkommen da.” Lehramtsstudentin Saskia Gagel

Was auf dem Papier nach Qualifikation aussieht – Tutorien geben, Studierende im Laborpraktikum begleiten, EinfĂŒhrung von StudienanfĂ€nger*innen – bedeutet fĂŒr sie ein Leben im Dauerprovisorium. “Man weiß nie, ob es im nĂ€chsten Semester weitergeht. Und wenn dann noch die RĂŒckmeldung der Dozentin ausbleibt, ob ĂŒberhaupt eine Finanzierung fĂŒr diese Stelle da ist, sitzt du plötzlich ohne Einkommen da.”

Saskia sagt, dass ihre VertrĂ€ge meist ĂŒber 30 oder 50 Stunden fĂŒr zwei Monate laufen. Diese Zeit muss sie selbst aufteilen. “Im Schnitt hatte ich vier Stunden PrĂ€senz pro Woche, plus eine Stunde fĂŒr Vor- und Nachbereitung. Alles andere lĂ€uft auf eigene Kosten.”

Selbst die Basics sind nicht sicher. “Einmal wurde mein Lohn einfach nicht ausgezahlt. Und keiner wusste, wer eigentlich zustĂ€ndig ist. Am Ende habe ich mich tagelang durchgefragt, bis sich endlich jemand verantwortlich fĂŒhlte und mein Geld ĂŒberwiesen wurde.” FĂŒr Saskia bedeutet die Situation: keine Planbarkeit, kein Sicherheitsnetz.

Selbstausbeutung vorausgesetzt

FĂŒr die Postdoc-Forscherin Johanna Fischer bedeutet Arbeit an der Uni Bremen: Immer auf der Kippe stehen. “Mein zweiter Vertrag wurde am 18. Dezember unterschrieben – Beginn war der 1. Januar. Ich saß kurz vor Weihnachten da und wusste nicht, ob ich im neuen Jahr ĂŒberhaupt noch einen Job habe.”

Auch das kein Einzelfall, sondern System. Das Wissenschaftszeitvertragsgesetz erlaubt Befristungen ĂŒber zwölf Jahre: sechs vor, sechs nach der Promotion. Danach ist Schluss – wer bis dahin keine Professur hat, fĂ€llt aus dem System. “Es ist eine Struktur, die Selbstausbeutung geradezu voraussetzt”, sagt Fischer. Schon in ihrer Promotion arbeitete sie faktisch Vollzeit, bezahlt wurde sie aber nur mit 65 Prozent. “Ich habe mehr als 100 Prozent gearbeitet – und trotzdem nur zwei Drittel des Gehalts bekommen.”

“Viele Aufgaben, die eigentlich Verwaltungsangestellte machen sollten, landen bei uns Wissenschaftler*innen.” ReiseantrĂ€ge stellen, Abrechnungen prĂŒfen, RĂ€ume buchen, Protokolle schreiben – Dinge, die sie neben Lehre und Forschung erledigt, weil es an Personal mangelt.

Unter dem Nimbus des “wissenschaftlichen Arbeitens” sind Vertragsbedingungen ĂŒblich, die Selbstausbeutung fast selbstverstĂ€ndlich machen. “Man lernt von Beginn an, wie in der Wissenschaft gearbeitet wird – und macht das alles so mit.” Selbst wer erfolgreich promoviert, fleißig publiziert und Drittmittel einwirbt, bleibt von einem befristeten Vertrag zum nĂ€chsten abhĂ€ngig. Eine planbare Zukunft? Fehlanzeige. “Man baut Lehrveranstaltungen auf, steckt Jahre in Projekte, und nach zwei oder drei Jahren ist wieder alles vorbei.” Diese kurzen VertrĂ€ge, auch bei den studentischen HilfskrĂ€ften, zerstören jede Verbindlichkeit, verhindern den Aufbau von Strukturen.

“Auch fĂŒr Gewerkschaftsarbeit ist das ein echtes Hindernis. Jede Struktur, die du aufbaust, bricht schnell wieder weg”, sagt AndrĂ© Bödecker, ver.di-Personalrat an der Uni Bremen. Er kennt das System von innen – und er kennt die SpielrĂ€ume. “Das Wissenschaftszeitvertragsgesetz erlaubt Kettenbefristungen. Aber wie man sie umsetzt, liegt an den Hochschulen. Man könnte JahresvertrĂ€ge als Regelfall durchsetzen – doch stattdessen werden in Bremen oft deutlich kĂŒrzere VertrĂ€ge angeboten. Als Interessenvertretung auch fĂŒr die SHKs sind wir dran, aber die schiere Anzahl dieser VertrĂ€ge ist eine Herausforderung.”

Bödecker hat einen unverstellten Blick auf die Lage: “Wir bilden bundesweit das Schlusslicht. Auf zwei Wissenschaftler*innen kommt hier nur eine Person in Technik und Verwaltung – anderswo liegt das VerhĂ€ltnis bei eins zu eins.” Die Folgen: Wissenschaftliche Mitarbeiter*innen mĂŒssen Verwaltungsaufgaben ĂŒbernehmen, die eigentlich festangestelltes Personal leisten sollte. Gleichzeitig werden LĂŒcken mit studentischen HilfskrĂ€ften gestopft. “Bis vor kurzem lag ihr Lohn sogar unter dem Mindestlohn.” Doch fĂŒr Bödecker ist klar: “DauertĂ€tigkeiten gehören in Dauerstellen – nicht an HilfskrĂ€fte, die nach zwei Monaten wieder raus sind.”

Besonders bitter findet er den aktuellen Entwurf fĂŒr den Wissenschaftsplan 2030 des Landes Bremen. Auf ĂŒber 140 Seiten komme die BeschĂ€ftigtengruppe Technik und Verwaltung genau einmal vor – in einem Nebensatz. “Das ist blanke GeringschĂ€tzung. Dabei mĂŒsste jeder wissen: Wenn diese Leute eine Woche lang die Arbeit niederlegen wĂŒrden, wĂŒrde hier gar nichts mehr laufen. Man kĂ€me nicht mal ins GebĂ€ude.”

So wird die Uni Bremen zum Spiegelbild: prekĂ€re Studijobs, ĂŒberarbeitete Wissenschaftler*innen, ein ausgedĂŒnnter Verwaltungsapparat. Offiziell gilt die Uni als “Exzellenzstandort”. Doch hinter den Kulissen zeigt sich derselbe Mechanismus wie im Rest der Stadt: Sparlogik, Unsicherheit – und ein System, das von der Selbstausbeutung seiner BeschĂ€ftigten lebt.

Dieser Beitrag ist eine Übernahme aus ver.di-publik, mit freundlicher Genehmigung der Redaktion. Einige Links wurden nachtrĂ€glich eingefĂŒgt.

2025-10-16

Wir wollen nicht, dass pauschal Stellen in der Verwaltung gestrichen werden! Solche vermeintlichen "Einsparungen" rÀchen sich spÀter, wenn benötigte Leistungen der Verwaltung fehlen.

#Kiel #Kommunalpolitik #Ratsversammlung #RvKiel #ÖD #ÖffentlicherDienst #Verwaltung (/t)

bjoern-thoroe.de/2025/keine-st

Herzog August Bibliothekhab_wf@openbiblio.social
2025-10-16

Auf der Suche nach einer vielseitigen Aufgabe im öffentlichen Dienst?

Die Herzog August Bibliothek WolfenbĂŒttel sucht zum nĂ€chstmöglichen Zeitpunkt einen / eine Sachbearbeiter / Sachbearbeiterin in der Verwaltung.

Die befristete Stelle (2 Jahre) bietet flexible Arbeitszeiten, mobiles Arbeiten, Fortbildungen. Bewerbungen sind bis zum 9. November 2025 möglich.

Mehr Informationen hier:
🔗 hab.de/jobs/

#habwolfenbĂŒttel #verwaltung #öffentlicherdienst #bibliothek #hab

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