#Veranstaltungstipp: "Ein Platz im Gedächtnis". Ein inklusives Theaterstück zu den Themen „Euthanasie“, Medizinverbrechen und Zwangssterilisationen an Menschen mit Behinderungen, welches unter anderem auf Recherchen in unserer Abteilung Generallandesarchiv #Karlsruhe basiert.
Aufführung am 6., 7. und 8. Dezember im Interkulturellen Zentrum in #Heidelberg.
📁 „Meine Tochter […] ist doch gesund. […] Sie kann al[l]es, sie kann schneidern, von alten Sachen wieder neues machen. Sie kann stricken, flicken, waschen, bügeln und kochen. Auch rechnen, was eine Hausfrau braucht.“ Mit diesen Worten wehrte sich eine Mutter gegen die vom Erbgesundheitsgericht Heidelberg angeordnete „Unfruchtbarmachung“ ihrer 22-jährigen Tochter wegen sogenannten „angeborenen Schwachsinns“. Ihr Einspruch blieb jedoch erfolglos.
💡 Seit dem 1. Januar 1934 bot das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses die rechtliche Grundlage für die Sterilisation von Menschen mit (vermeintlichen) Erbkrankheiten und schwerer Alkoholsucht, häufig gegen deren Willen, im nationalsozialistischen Deutschen Reich. Insgesamt wurden etwa 400.000 Menschen Opfer dieser menschenverachtenden Ideologie.
Ihr Schicksal kann mithilfe der Überlieferung der Erbgesundheitsgerichten rekonstruiert werden, wobei immer kritisch bedacht werden soll, dass die Akten vorwiegend die Sicht der damaligen Juristen und Ärzte widerspiegeln und die Briefe der Personen, die Einspruch für sich oder ihre Familienmitglieder einzulegen versuchten, nur selten Beachtung fanden. Auch nach 1945 gab es noch lange eine erschütternde und breite öffentliche Unterstützung für die Täter, während die Opfer und ihre Familien weiterhin Diskriminierung und behindertenfeindlichen Haltungen ausgesetzt waren.
❗ Ein Platz im Gedächtnis für diese Menschen. Darum geht es in dem gleichnamigen inklusiven Theaterstück, das ein Laienensemble aus Menschen mit und ohne #Behinderung zu den Themen „Euthanasie“, Medizinverbrechen und Zwangssterilisationen an Menschen mit Behinderungen in Heidelberg in Kooperation mit der kommunalen Behindertenbeauftragten erarbeitete.
👉 Das Stück basiert unter anderem auf Recherchen in unserer Abteilung Generallandesarchiv Karlsruhe. Dort wird die Überlieferung der Erbgesundheitsgerichte für Nordbaden verwahrt, die ca. 32 laufende Meter umfasst: https://t1p.de/2j7mt
Aufgrund der darin enthaltenen sensiblen gesundheitlichen Daten unterliegen die Einzelfallakten strengen Einsichtsregelungen.
Mehr Informationen zum Theaterstück finden Sie unter https://www.theaterheidelberg.de/de/produktionen/19730-ein-platz-im-gedaechtnis
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