„Ich kenne es sogar von mir selbst“, sagte der Vorübergehende ohne die Spur seiner sonstigen Heiterkeit zu seinem Zeitgenossen, „wie der Weltuntergang zum Sehnsuchtsort jener zu kurz gekommenen Lebenden wird, die zwar das Leben hassen, aber zum Freitod nicht bereit oder zu feige sind. Ihr vordergründiger Hass auf das Leben selbst ist in Wahrheit ein Hass auf die objektive Ungerechtigkeit und die alles durchwaltende Bigotterie, mit der das Unrecht heiliggesprochen wird; und die Vernichtung des Lebens fühlen sie als Gerechtigkeit, als Karma, als etwas Wohlverdientes für die ihnen und ihrem Narzissmuss unverschuldet zuteil gewordenen Lebensbedingungen. Diese Haltung, die man einst nur bei Melancholikern erleben konnte und die im christlichen Kult der Schwäche, Dummheit, Traurigkeit und Sklaverei sogar so prägend für die religiöse Lehre geworden ist, dass man vom Christsein erst als Toter einen Vorteil zu erwarten hat, hat sich in breite Schichten der deutschen Gesellschaft eingeschlichen“.
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https://tamagothi.wordpress.com/2024/02/04/sehnsuchtsort/
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