Pressefreiheit: Journalist*innen weltweit in Gefahr
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Pressefreiheit: Journalist*innen weltweit in Gefahr
Die Arbeitsbedingungen von Journalist*innen verschlechtern sich weltweit. Reporter ohne Grenzen zeigt mit der Rangliste der Pressefreiheit einen „historischen Tiefstand“. Allein in Gaza wurden etwa 200 Medienschaffende getötet.
02.05.2025 um 12:37 Uhr
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Christoph Bock – in
Demokratie –
keine Ergänzungen Etwa 200 Journalist*innen bezahlten für ihre Arbeit im Krieg in Gaza mit dem Leben. Auf dem Bild gedenken französische Kolleg*innen den Getöteten.
– Alle Rechte vorbehalten IMAGO / Le Pictorium Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Staaten, in denen Reporter ohne Grenzen (RSF) die Lage der Pressefreiheit als „sehr ernst“ einstuft. Seit 2002, als Reporter ohne Grenzen 2002 begann, jährlich eine Rangliste der Pressefreiheit herauszugeben, war die Unabhängigkeit der Medien noch nie so bedroht. In Deutschland bleibt die Bewertung von RSF etwa gleich, dennoch wird die Nation vom 10. auf den 11. Platz verdrängt.
Für die Analyse stellt Reporter ohne Grenzen jedes Jahr Fragen an Wissenschaftler*innen, Journalist*innen und Menschenrechtsaktivist*innen aus 180 Ländern. Zusammen mit weiteren quantitativen Daten ergibt sich ein Indikator der Pressefreiheit.
200 tote Journalist*innen
Erwartet schlecht ist die Lage in Autokratien wie Russland (Platz 171), wo Medien fest in der Hand von Putin-nahen Oligarch*innen sind. Auch im Iran (Platz 176) bleibt die Lage laut RSF miserabel, so sitzen 23 Medienschaffende im Gefängnis. Schlusslichter der Rangliste bilden Nordkorea (179) und Eritrea (180). In beiden Ländern ist laut Analyse keine unabhängige Berichterstattung möglich.
Am gefährlichsten sei es für Medienschaffende in Israel (Platz 112) und den Palästinensischen Gebieten (Platz 163). In Gaza wurden etwa 200 Medienschaffende getötet. Von den Ländern, in denen kein Krieg stattfindet, ist laut RSF Mexiko (Platz 124) das gefährlichste, wo viele Journalist*innen ermordet werden.
Wirtschaftliche Abhängigkeit
In den meisten Ländern machen wirtschaftliche Herausforderungen den Redaktionen zu schaffen. Laut RSF können sich immer weniger Medien unabhängig finanzieren. So mussten in etwa jedem dritten Land Redaktionen schließen, weil sie ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen konnten. Als Grund nennt RSF unter anderem die Monopolisierung des Werbemarkts. Die großen Tech-Unternehmen übernähmen die Gewinne aus Werbeeinnahmen, die historisch die Medien stützten.
Zudem hänge die Medienfinanzierung teils von internationaler Unterstützung ab: In der Ukraine (Platz 62) sind beispielsweise 90 Prozent der Medienhäuser auf Hilfe aus dem Ausland angewiesen. Bisher kam diese vor allem aus den USA (Platz 57). Sie steht aktuell zur Disposition. Zudem greife die US-Regierung die Presse direkt an, beispielsweise als sie der Associated Press den Zugang zum US-Präsidenten entzog.
Erfreuliche Nachrichten kommen aus Estland, das sich auf den Platz 2 hinter Spitzenreiter Norwegen vorarbeitete. In beiden Ländern sieht RSF „stabile Strukturen, eine hohe gesellschaftliche Wertschätzung unabhängiger Medien und einen starken rechtlichen Schutz der Pressefreiheit“. Auch in Polen (Platz 31) habe sich dank des Regierungswechsels weg von der PiS-Partei die Lage des Journalismus gebessert.
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Author: Christoph Bock
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