In eigener Sache: Podcast von netzpolitik.org erhält Auszeichnung zum Tag der Pressefreiheit
Dieser Artikel stammt von Netzpolitik.org.
In eigener Sache: Podcast von netzpolitik.org erhält Auszeichnung zum Tag der Pressefreiheit
Wir freuen uns über den Rainer-Reichert-Preis für unseren Podcast „Systemeinstellungen“. Der Bayerische Journalistenverband zeichnet die Folge über das staatliche Vorgehen gegen Fabian Kienert und Andreas Reimann von Radio Dreyeckland aus. Der Preis erinnert daran, wie sehr die Pressefreiheit weltweit unter Druck ist.
02.05.2025 um 18:30 Uhr
– Redaktion – in In eigener Sache – keine Ergänzungen Der Rainer-Reichert-Preis zum Tag der Pressefreiheit – Alle Rechte vorbehalten BJV / Thomas Geiger
Der Bayerische Journalistenverband (BJV) hat uns heute bei seinem bundesweiten Wettbewerb zum Tag der Pressefreiheit ausgezeichnet. Die erste Folge unseres Doku-Podcasts „Systemeinstellungen“ erhielt den ersten Platz in der Kategorie Audio.
Wir freuen uns riesig und sagen Danke. Danke an den BJV für die Ehrung. Danke an das Team, das diesen Podcast möglich gemacht hat. Danke an alle Spender:innen, die unseren kritischen und unabhängigen Journalismus finanzieren!
Bei aller Freude ist die Preisverleihung auch eine notwendige Erinnerung daran, wie stark die Pressefreiheit global unter Druck ist. Wir widmen diesen Preis unseren Protagonisten, Fabian Kienert und Andreas Reimann von Radio Dreyeckland, sowie allen Journalist:innen auf aller Welt, die für ihre Arbeit angegriffen werden.
Ehrung als politisches Signal
Nach einem Grimme Online Award 2024 ist es bereits die zweite Auszeichnung für „Systemeinstellungen“. In dem Podcast erzählen wir die Geschichten von Menschen, die unerwartet ins Visier des Staates geraten und sich durch Repressionsmaßnahmen in ihrem Engagement eingeschränkt sehen, von Klima-Aktivist:innen in Augsburg bis zur evangelischen Pfarrerin, die Menschen in Not Kirchenasyl gewährte.
In der heute ausgezeichneten Folge „Link-Extremismus“ geht es um Journalisten des nicht-kommerziellen Radiosenders Radio Dreyeckland aus Freiburg, deren Wohnungen von der Polizei durchsucht wurden, weil sie in einem Artikel auf das Archiv des Portals linksunten.indymedia.org verlinkt hatten. Wegen eines Links wurden Fabian Kienert und Andreas Reimann in den frühen Morgenstunden von der Polizei aus dem Schlaf gerissen und ihre Wohnungen auf den Kopf gestellt. Erst im Juni 2024 wurde Fabian Kienert vom Vorwurf der Unterstützung einer verbotenen Vereinigung freigesprochen.
„Eine spannende und gelungene Story, inhaltlich stark und auch erzählerisch und technisch auf hohem Niveau“, begründet die Jury ihre Entscheidung. „Der Hörer ist ganz nah dran am szenischen Geschehen, wenn der Protagonist Fabian berichtet, wie die Hausdurchsuchung abgelaufen ist“. Der BJV versteht die Auszeichnung auch als politisches Zeichen und „als eine Art Stoppschild, das dem Staat und den Behörden einmal mehr bewusst machen soll, dass die Pressefreiheit im Grundgesetz steht und von ihnen mit sehr viel Fingerspitzengefühl behandelt werden muss.“
Journalist Fabian Kienert von Radio Dreyeckland zieht aus Anlass der Preisverleihung gegenüber netzpolitik.org Bilanz:
Die Hausdurchsuchung bei Radio Dreyeckland, dem Geschäftsführer von RDL und bei mir, hat der Pressefreiheit großen Schaden zugefügt, der auch nach dem Freispruch bestehen bleibt. Journalist:innen wurden verunsichert, in meine Privatsphäre eingedrungen, persönliche Konsequenzen für Staatsanwaltschaft und Polizei, wie auch eine adäquate Entschädigung bleiben aus. Und leider bleibt auch das ungute Gefühl, dass sich ein solcher Fall in etwas anderer Konstellation durchaus wiederholen könnte. Gerade im Hinblick auf die stetige gesellschaftliche Rechtsentwicklung bleibt die Pressefreiheit ein sehr fragiles Gut, das es zu verteidigen gilt.
Für Host und Produktion von „Systemeinstellungen“ war Serafin Dinges verantwortlich, zur Redaktion gehörten Anna Biselli, Ingo Dachwitz, Chris Köver und Sebastian Meineck. Die Titel-Musik steuerte Daniel Laufer bei, das Cover-Design Lea Binsfeld.
AfD, Nahost und True Crime
Der Bayerische Journalisten-Verband hat den bundesweiten Preis zum Internationalen Tag der Pressefreiheit in diesem Jahr zum zehnten Mal ausgeschrieben. Seit 2024 trägt der Preis in Erinnerung an den 2019 verstorbenen Journalisten Rainer Reichert aus Würzburg den Titel „Rainer-Reichert-Preis zum Tag der Pressefreiheit“.
Erstmalig hat der BJV einen Journalisten des Jahres gekürt: Den Reporter Johannes Reichart vom Bayerischen Rundfunk aus München. Reichart recherchiert seit Jahren AfD, deckte Umsturz- und Bürgerkriegsfantasien in der rechtsextremen Partei auf und wird für seine Arbeit angefeindet. 2024 wollte die AfD den Journalisten von ihrem Parteitag ausschließen und behinderte so seine Arbeit. Der Bayerische Rundfunk musste vor Gericht ziehen, damit Reichart von der Veranstaltung berichten durfte.
Ausgezeichnet in der Kategorie Print wurde die Journalistin Dunja Ramadan für ihre SPIEGEL-Reportage über den palästinensischen Journalisten Wael al-Dahdouh, der seine Arbeit auch dann nicht ruhen lässt, als seine Familie durch einen israelischen Luftangriff getötet wird. In der Kategorie TV/Video erhielt ZAPP-Autorin Konstanze Nastarowitz den Preis für ihre kritische Reportage über die mediale Macht des Anwalts und True-Crime-Podcasters Alexander Stevens. Der Sonderpreis „Junger Journalismus“ ging an Hanna Resch für ihren Artikel „Die Gefahr der Selbstzensur“ im medium magazin, in dem sie über die Sorge vor den Konsequenzen Israel-kritischer Berichterstattung im Nahostkonflikt reflektiert.
Für netzpolitik.org ist es bereits die zweite Ehrung beim Wettbewerb des BJV zum Tag der Pressefreiheit. Im Jahr 2018 erhielten Marie Bröckling, Alexander Fanta und Markus Reuter mit einer Datenrecherche zum Kommunikationsverhalten der Polizei auf Twitter den zweiten Platz.
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Author: Redaktion
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