Jedes Ding ein Gefäß – Von Rainer Maria Rilke
„Noch für unsere Großeltern war fast jedes Ding ein Gefäß, indem sie Menschliches vorfanden und Menschliches hinzu sparten. Nun drängen, von Amerika her, leere, gleichgültige Dinge herüber, Schein-Dinge, Lebensattrappen. –
Die belebten, die erlebten, die uns mitwissenden Dinge gehen zur Neige und können nicht mehr ersetzt werden. Wir sind vielleicht die letzten, die noch solche Dinge gekannt haben. Auf uns ruht die Verantwortung, nicht allein ihr Andenken zu erhalten. Das wäre wenig und unzuverlässig, sondern ihren humanen und larischen Wert (larisch im Sinne der Hausgottheiten.)
Die Erde hat keine andere Ausflucht, als unsichtbar zu werden: in uns! … Die wir mit einem Teil unseres Wesens am Unsichtbaren beteiligt sind, Anteilscheine (mindestens) haben an ihm, und unseren Besitz an Unsichtbarkeit mehren können während unseres Hier seins, – in uns allen kann sich diese intime und dauernde Umwandlung des Sichtbaren in Unsichtbares, vom sichtbar- und greifbar- sein nicht länger abhängiges vollziehen, wie unser eigenes Schicksal in uns fortwährend zugleich vorhandener und unsichtbar wird“.
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