#Dänemark #kommunalwahl2025
Sehr guter Artikel in Dagbladet Information, über den Zustand der dänischen #Sozialdemokratie und was dies für die #Linke bedeutet:
Es war keine Überraschung, dass die Sozialdemokraten vom progressiven Kopenhagen abgestraft wurden. Nur jeder achte wählte hier die Partei, die noch vor wenigen Jahrzehnten die Unterstützung von fast vier von zehn Kopenhagenern genoss. Als Ministerpräsidentin hat sich Frederiksen dezidiert gegen den Fortschritt positioniert. Sie führte einen Kulturkampf gegen Einwanderer und Flüchtlinge und machte das progressive Dänemark, das historisch gesehen der politische Verbündete der Sozialdemokraten war, zu deren Gegner. Und ihre Rache am Dienstag war süß, denn sie konnten den Sozialdemokraten schaden und gleichzeitig sich selbst etwas Gutes tun. Die unerwartete Niederlage 2025 bestand darin, dass die Sozialdemokraten auch in Produktionsdänemark abgestraft wurden. Sie hat einen Kampf gegen die Progressiven geführt, um die Partei der Arbeiterwähler zu werden, die sich von Svend Aukens humanistischer und Helle Thorning-Schmidts globalistischer Sozialdemokratie im Stich gelassen fühlten. Jene, die „hart arbeiten“ und erschöpft sind und kein Sushi essen. Frederiksen hat um diese Wähler eine nationale Romantisierung aufgebaut, um sie als entfremdete Sozialdemokraten darzustellen, die darauf warteten, nach Hause zurückzukehren. Zu ihrer Partei. Doch am Dienstag verloren sie die Macht in Gemeinden wie Frederikshavn, Køge, Fredericia, Randers und Næstved, die eigentlich das Fundament von Frederiksens Sozialdemokratie bilden sollten.Diejenigen, denen sie vertraut und in die sie investiert hatte, haben die Sozialdemokraten abgewählt. Das Bündnis, das die Sozialdemokraten ins 21. Jahrhundert tragen sollte, ist zerbrochen. Nicht etwa, weil die Wähler wütend waren und Protestparteien wählten. Weder die Systemkritiker der Einheitsliste noch die rebellischen Nationalisten der Dänischen Volkspartei konnten auf nationaler Ebene Fortschritte erzielen. [...] ansonsten sind es die Übergangsparteien der Sozialistischen Volkspartei und der Liberalen Allianz, die Erfolge erzielt haben. Die Übergangsparteien haben gesiegt. Die Abrechnung mit Frederiksens Sozialdemokratie ist befreiend. Die Mitte-Rechts-Regierung ist und bleibt ein elitäres, populistisches Phänomen, das eine rote Mehrheit im Folketing in eine mögliche blaue Dynamik verwandelt hat. Es muss nun klar sein, dass Verantwortung als leere Worthülse, eine harte Einwanderungspolitik, bürgerliche Wirtschaftspolitik und massive Rüstungsprogramme nicht der richtige Weg für eine Partei sind, von der die Bevölkerung soziale Gerechtigkeit und Gemeinwohl erwartet.
Doch ebenso klar ist, dass weder Pia Olsens Dyhrs SF noch Pelle Dragsteds Enhedslisten noch ein vereintes rotes Bündnis die Sozialdemokraten als Zugang der Linken zur Macht ersetzen können. Die Wahl hat gezeigt, dass es einen Weg zur Macht für die Linke gibt, der die Sozialdemokraten umgeht. Dieser Weg existiert jedoch nur in Kopenhagen.
Deshalb mag Rache heute süß schmecken, ist aber morgen bedeutungslos. Denn der Niedergang der Sozialdemokraten löst an sich keine Probleme der Linken. Und solange die Sozialdemokraten keinen Ausweg aus der Mitte-Regierung finden, wird ihre Krise auch weiterhin die Krise der Linken sein. Mette Frederiksen hat historisch gesehen ein außergewöhnliches Talent bewiesen, völlig neue Standpunkte mit Pathos zu vertreten, als ob es ihr schon immer so vorgekommen wäre. Man kann das Opportunismus nennen. Man kann es aber auch als einzigartige Bereitschaft würdigen, die Sozialdemokraten als Dreh- und Angelpunkt für das rot-grün-progressive Dänemark neu zu erfinden.












