Forschungsdatenmanagement in den Ingenieurwissenschaften – ein Beitrag zum Wissenstransfer
Forschungsdaten sind die Grundlage jeder wissenschaftlichen Erkenntnis. Mit der zunehmenden Digitalisierung der Forschungsprozesse entstehen immer größere Datenmengen. Werden Forschungsdaten effizient und systematisch organisiert, dokumentiert und gespeichert, dann können Wiederholungen kostspieliger und zeitaufwändiger Experimente vermieden werden. In den Ingenieurwissenschaften werden unter anderem Messdaten, Simulationsdaten oder Code erzeugt, die nicht nur die akademische Forschung voranbringen, sondern auch von F&E-Abteilungen, Ingenieurbüros, Behörden und weiteren Praktiker:innen genutzt werden können.
Dies umzusetzen, dabei hilft das Forschungsdatenmanagement (FDM). FDM begleitet alle Phasen der Forschung: von der Planung über die Durchführung bis zur Veröffentlichung der Ergebnisse und der zugehörigen Daten.
FAIR-Prinzipien
Als Leitprinzipien dienen die sogenannten FAIR Principles (vgl. Wilkinson et al., 2016; Chue Hong et al., 2022)[i]. FAIR steht für Findable, Accessible, Interoperable und Reusable. Das heißt, die Daten sollten so aufbereitet und publiziert werden, dass sie auffindbar, zugänglich, interoperabel und nachnutzbar sind. Eine ausführlichere Einführung finden Sie in diesem TIB-Beitrag.
Dies erfordert zwar etwas Einsatz, aber es lohnt sich! Forschungsdaten, die die Grundlage von Papern bilden, die nur einmalig erhoben werden können oder die ein hohes Nachnutzungspotenzial haben, sollten auf diese Weise zur Verfügung gestellt werden.
Abb.: Open Science Training Handbook,
https://book.fosteropenscience.eu/, Lizenz: CC0
Gute Gründe für das FDM
Viele Drittmittelgeber fordern FDM bereits ein, in der akademischen Forschung ist es ein wesentlicher Bestandteil der Berufsethik, der „guten wissenschaftlichen Praxis“.
- FDM hilft aber nicht nur den Nachnutzenden, sondern auch den Forschenden selbst: Während des Forschungsprozesses erleichtert das FDM die Organisation und das Auffinden von Daten innerhalb von Forschungsgruppen, was zu einem effizienteren Arbeiten und soliden Ergebnissen führt. Gute Dokumentation sorgt für einen reibungslosen Wissenstransfer.
- Auch die eigene wissenschaftliche Reputation profitiert: Die Publikation von Forschungsdaten, zum Beispiel in speziellen Data Journals wie Ing.grid – ein Data Journal für die Ingenieurwissenschaften – wird inzwischen als wissenschaftliche Leistung anerkannt.
Unterstützungsangebote
Da FDM besonders in großen Verbundprojekten oder in Kooperation mit Industriepartnern komplex sein kann, gibt es spezielle Unterstützungsangebote.
Die TIB – Leibniz-Informationszentrum Technik und Naturwissenschaften berät Angehörige der Leibniz Universität Hannover sowie von außeruniversitären Forschungsinstituten im Bereich Technik und Naturwissenschaften in allen Fragen rund um FDM. Darüber hinaus engagiert sie sich in der Landesinitiative Forschungsdatenmanagement Niedersachsen, die unter anderem einen Helpdesk für alle Angehörigen von niedersächsischen (Fach-)Hochschulen eingerichtet hat.
Auch bundesweit ist die TIB zum Beispiel in der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur für die Ingenieurwissenschaften (NFDI4ING)[ii] vertreten, die fachspezifische Dienste wie eine virtuelle Forschungsumgebung (Kadi4Mat), ein fachliches Datenmanagement-Planungstool oder FDM-Informations- und Schulungsmaterialien entwickelt sowie Portale zum Auffinden von relevanter Research Software und Forschungsdaten zur Verfügung stellt. Viele dieser Materialien, Informationen und Ressourcen stehen allen Interessierten zur Nachnutzung offen – sie dürfen explizit auch von Praktiker:innen ohne universitäre Anbindung und Fachgesellschaften genutzt werden.
[i] Wilkinson, M., Dumontier, M., Aalbersberg, I. et al. The FAIR Guiding Principles for scientific data management and stewardship. Sci Data 3, 160018 (2016). https://doi.org/10.1038/sdata.2016.18. Für Research Software: Chue Hong, N. P., Katz, D. S., Barker, M. et al. (2022). FAIR Principles for Research Software (FAIR4RS Principles). Zenodo. https://doi.org/10.15497/RDA00068.
[ii] Übersichtsartikel zu NFDI4ING: https://www.dfki.de/web/forschung/projekte-publikationen/projekt/nfdi4ing.
Dieser Text erschien im Juni 2025 in einer gekürzten Fassung in der VDI-Mitgliederzeitschrift
Technik und Leben (02/25).
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