@Laempel **Die große KI-Lüge: Warum nicht die Nutzung das Problem ist – sondern der industrielle Apparat dahinter**
Wir reden ständig über die „Umweltbelastung“ der KI-Nutzung. Über einzelne Anfragen, über Bilderzeugung, über Chatbots mit angeblich gigantischem Verbrauch.
Doch das ist — im Verhältnis — fast irrelevant.
Das eigentliche Problem beginnt viel früher. Und es endet viel später.
Und es wächst gerade in eine Dimension hinein, die kaum jemand öffentlich zu Ende denkt.
Denn: **Die energiefressende, ressourcenverschleißende Katastrophe der KI liegt nicht in der Anwendung. Sie liegt im Training. Und im Business-Modell dahinter.**
### 1. KI als Ausrede, nicht als Werkzeug
Wir erleben gerade eine Kommunikationsstrategie, bei der KI selbst zur politischen Rechtfertigung wird:
– Personalabbau? „Die KI macht’s effizienter.“
– Sparprogramme? „Automatisierung übernimmt.“
– Fehlinvestitionen? „Wir müssen dranbleiben, sonst sind wir zurück.“
KI dient als rhetorischer Joker, um Entscheidungen zu überdecken, die mit Technologie wenig, mit Macht und Sparzwang aber sehr viel zu tun haben.
Das Absurdeste: Während man „Effizienz“ predigt, wird im Hintergrund ein Energie- und Rohstoffbedarf aufgebaut, der in keinem Verhältnis zur tatsächlichen Nutzung steht.
### 2. Kreisgeschäfte: Geld rein, Daten raus, Energie weg
Das heutige KI-Ökosystem ist ein geschlossenes Kreisgeschäft:
Unternehmen entwickeln Modelle, die wiederum genutzt werden, um weitere Modelle zu trainieren, die neue Modelle verbessern sollen, die dann als „Quantensprung“ marketed werden, um… noch mehr Modelle zu trainieren.
Es geht nicht um den Endnutzer.
Er ist nur die Kulisse, die man braucht, um das Ganze „Innovation“ nennen zu können.
In Wahrheit rechtfertigt der Endnutzer nie den gigantischen Ressourcenverbrauch, den diese Trainingsschleifen benötigen. Es *gibt* gar nicht genügend reale Nachfrage, um diese Maschinerie zu legitimieren.
### 3. Die eigentliche Umweltkatastrophe: Training, nicht Anwendung
Die großen Modelle brauchen für ein einziges Training:
– Energie in Größenordnungen kleiner Staaten
– Rechenleistung, die Rechenzentren an ihre Grenzen treibt
– Wasser für die Kühlung, das in Regionen mit Wasserknappheit fehlt
– Hardware, deren Herstellung seltene Rohstoffe verschlingt
Und das alles nicht einmal als Ausnahme, sondern als Dauerzustand:
Neue Modelle werden praktisch permanent trainiert, „fine-getuned“, retrainiert, wiederholt, skaliert.
Die Nutzung hingegen – also das, was wir hier gerade tun – ist der kleinste Posten in einer gigantischen und unnötigen Ökobilanz.
### 4. Der eigentliche Skandal: Wir trainieren für ein Fantasiepublikum
Der Markt tut so, als gäbe es Milliarden Kunden, die jeden Tag Millionen Anfragen stellen würden.
Das stimmt nicht.
Selbst bei steigender Nutzung reicht der reale Bedarf niemals aus, um diesen Energieverbrauch zu rechtfertigen.
Wir trainieren Modelle, weil das Training selbst zum Geschäftsmodell geworden ist.
Wir trainieren Modelle, weil Investoren nur auf Skalierung reagieren.
Wir trainieren Modelle, weil man damit politische Narrative („Digitalstandort!“) bedienen kann.
Wir trainieren Modelle, weil die Firmen sonst nicht erklären könnten, wo das ganze Geld geblieben ist.
Das ist keine Innovation.
Das ist eine Industrialisierung des Leerlaufs.
### 5. Die dunkle Wahrheit: Die KI-Blase wächst, bis sie knallt
Wir haben eine Ressourcenmaschine gebaut, die unabhängig vom Nutzen weiterläuft.
Eine Maschine, die Energie verbrennt, Wasser verbraucht, Rohstoffe verschlingt — nicht, um Probleme zu lösen, sondern um das Wachstum der Maschine selbst zu rechtfertigen.
Gegen diese Absurdität wirkt das gesamte Zeitalter der Industrialisierung fast bescheiden.
Dort wurde wenigstens produziert.
Hier wird trainiert, um zu trainieren.
Die ökologische Wahrheit lautet also:
**Die Nutzung ist nicht das Problem.
Das Geschäftsmodell ist es.**
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