Zivilgesellschaft: Markus Beckedahl gründet Zentrum für Digitalrechte und Demokratie
Dieser Artikel stammt von Netzpolitik.org.
Zivilgesellschaft: Markus Beckedahl gründet Zentrum für Digitalrechte und Demokratie
Der netzpolitik.org-Gründer will mit einer neuen NGO für digitale Grundrechte schnell auf Kommunikation von Big Tech reagieren und damit der Zivilgesellschaft eine Stimme geben. Das sind seine Pläne.
21.05.2025 um 11:03 Uhr
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Markus Reuter – in
Demokratie –
keine Ergänzungen Hat keine Angst vor den Großen: Markus Beckedahl. (Hier mit dem damaligen Digital- und Verkehrsminister Volker Wissing.)
– Alle Rechte vorbehalten IMAGO / Mike Schmidt Der Gründer und ehemalige Chefredakteur von netzpolitik.org, Markus Beckedahl, gründet eine neue Organisation für digitale Grundrechte. Das neu geschaffene „Zentrum für Digitalrechte und Demokratie“ will sich auf strategische Kommunikation im Themenfeld spezialisieren und versteht sich als zivilgesellschaftlicher Konkurrent zur Kommunikation von Industrieverbänden wie der Bitkom.
Solche Lobbyverbände stünden bei aktuellen Ereignissen immer schon mit Statements und Pressemitteilungen parat, erklärt Beckedahl. Oft habe dem die Zivilgesellschaft nicht so schnell etwas entgegenzusetzen. Dadurch entstünde oft ein Nachteil für die Zivilgesellschaft in gesellschaftlichen Debatten. Es brauche aber öffentlichen Druck, Gegenmeinungen und neue Narrative, damit sich etwas zum Besseren verändert.
Diese Lücke will der Medienprofi und notorische Internet-Erklärer füllen mit einer Organisation, die sich auf „Rapid Response“, also auf schnelle Reaktionen, versteht. Dafür hat er zusammen mit Campact eine gemeinnützige GmbH gegründet. Campact-Vorständin Astrid Deilmann sagt dazu, ihr Verein möchte damit ein kluges Projekt unterstützen, das die Demokratie verteidige.
Für erst einmal drei Jahre sei das „gemeinwohlorientierte Start-up“ finanziert, erklärt Beckedahl. Es sollen Spenden, Kooperationen und weitere Förderungen dazukommen. Zu Beginn will die NGO ihre Arbeit mit zwei Festangestellten und einigen freien Mitarbeiter:innen aufnehmen.
Schnelle Eingreiftruppe für digitale Grundrechte
Ein thematischer Fokus des Zentrums soll dabei Big Tech sein, also die großen Konzerne wie Meta oder Google, die das Internet und die Realität vieler Menschen prägen. „Ich sehe mit Sorge, wie die großen Plattformen zu politischen Akteuren werden, aber ohne demokratische Kontrolle, dafür mit enormer Macht über Meinungsbildung und Debatten“, sagt Beckedahl. Doch auch zu anderen Themen will sich die NGO äußern, wenn es passt.
Die neue Organisation will Ansprechpartner für Journalist:innen sein und eine Art Mediendienst etablieren, in dem es verlässliche Einordnungen liefert, aber auch konstruktive Lösungsansätze. „Wir haben viel zu oft immer nur gesagt, was nicht gut ist, aber zu selten gesagt, was stattdessen funktioniert“, sagt Beckedahl gegenüber netzpolitik.org. Das Aufzeigen von Alternativen soll deswegen immer ein Teil der Kommunikation sein. Im Auge habe man bei der Kommunikation auch die zahlreichen Digitalreferent:innen, ob in Unternehmen, Behörden, Organisationen und Kommunen.
„Für gesellschaftliche Mehrheiten einsetzen“
Außerdem will die neue NGO mit Partnern zusammenarbeiten, die sich außerhalb der klassischen netzpolitischen Bubble bewegen. Gerade mit ungewöhnlichen und breiten Bündnissen könnten digitale Grundrechte Erfolg haben, so Beckedahl. „Wir wollen uns für gesellschaftliche Mehrheiten für eine gemeinwohlorientierte Digitalpolitik einsetzen.“
Markus Beckedahl hat in den vergangenen beiden Jahrzehnten die digitale Szene in Deutschland maßgeblich mitgeprägt und steht für die Verbindung von Digitalisierung und Grundrechten. Neben netzpolitik.org gründete er auch den Verein „Digitale Gesellschaft“ mit sowie die Netz-Konferenz re:publica.
Auf der diesjährigen re:publica, die kommende Woche stattfindet, wird das neue Zentrum für Digitalrechte an den Start gehen. Zunächst will Beckedahl mit seinem Team etwas experimentieren und nach dem Sommer dann richtig loslegen. Oder, wie er sagt: „Knöpfe drücken und schauen, was passiert“.
Offenlegung: Markus Beckedahl hat netzpolitik.org gegründet und war langjähriger Chefredakteur. Er hat netzpolitik.org im Frühling 2024, zwei Jahre nach der Übergabe an ein neues Chefredaktionsteam, verlassen. Zwischen netzpolitik.org und dem Zentrum für Digitalrechte und Demokratie bestehen keine finanziellen oder personellen Verbindungen.
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Author: Markus Reuter
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