Denn bevor etliche von Jakobus kamen, hatte er mit denen aus den Nationen gegessen; als sie aber kamen, zog er sich zurück und sonderte sich ab, da er sich vor denen aus der Beschneidung fürchtete.
Elberfelder 1871 – Galater 2,12
Zuerst nämlich nahm er zusammen mit den nichtjüdischen Brüdern und Schwestern an den gemeinsamen Mahlzeiten teil. Aber dann kamen Leute aus dem Kreis um Jakobus, die das jüdische Gesetz streng befolgen. Da zog sich Petrus von den gemeinsamen Mahlzeiten zurück und aß aus Furcht vor ihnen nicht mehr mit den Nichtjuden.
Gute Nachricht Bibel 2000 – Galater 2:12
Zunächst hatte er zusammen mit den nichtjüdischen ´Geschwisternan den gemeinsamen Mahlzeiten teilgenommen. Als dann aber einige Leute aus dem Kreis um Jakobus kamen, zog sich Petrus aus Angst vor den Verfechtern der Beschneidung zurück und sonderte sich ´von den Nichtjuden ab.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Gal 2,12
Denn es war so: Bevor einige Leute aus der Umgebung von Jakobus nach Antiochia gekommen waren, aß Kephas zusammen mit den Christen, die aus den nichtjüdischen Völkern stammen. Als diese Leute aber dort angekommen waren, zog er sich von den Nichtjuden zurück und hielt sich getrennt von ihnen, weil er Angst vor denen hatte, die beschnitten waren.
Roland Werner – Das Buch – Gal 2:12
Bei seiner Ankunft in Antiochia erlebte Petrus, daß Juden- und Heidenchristen miteinander aßen, ohne die jüdischen Speisevorschriften zu beachten. Aufgrund einer Vision, die er im Hause Simons des Gerbers gehabt hatte ( Apg 10,9-15.28 ), war er frei genug, mit ihnen zu essen, was er denn auch regelmäßig tat. Diese Praxis war eine eindrucksvolle Demonstration der Einheit zwischen Juden und Heiden in Christus. Als jedoch einige Brüder aus Jerusalem eintrafen, die über sein Verhalten entsetzt waren, zog er sich zurück. Bei diesen Abgesandten handelte es sich um Leute von Jakobus, die beschnitten waren; es ist allerdings zweifelhaft, ob sie tatsächlich mit der Billigung des Jakobus agierten. Nichtsdestoweniger ließ Petrus sich von ihnen beeinflussen und sonderte sich von den Heiden ab. Die griechische Verbform in diesem Satz steht im Imperfekt und deutet damit auf einen allmählichen Rückzug hin. Petrus nahm also wohl allmählich immer seltener an den gemeinsamen Mahlzeiten teil. Vielleicht setzte er sich auch am Anfang der Mahlzeit noch zu den Heidenchristen und beendete das Mahl dann im Kreise von Judenchristen. Durch dieses Verhalten gab er jedoch zu verstehen, daß es zwei Leiber Christi gebe, einen jüdischen und einen heidnischen – das war Häresie. Doch warum ließ Petrus es zum Bruch kommen? Ganz sicher nicht, weil sich seine theologische Einstellung geändert hatte; wahrscheinlich hatte er einfach Angst. Als er vor dem Heiden Kornelius gepredigt hatte, hatte er sich noch mutig vor den anderen Leitern der Jerusalemer Gemeinde verteidigt (vgl. Apg 11,18), doch diesmal kapitulierte er vor einigen seiner jüdischen Freunde.
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
Über den Besuch des Petrus in Antiochien wissen wir nichts Genaueres, auch nicht über den Zeitpunkt. Vermutlich wird es kurz nach dem Jerusalemer Treffen gewesen sein und noch vor der Trennung des Paulus von Barnabas (Apg 15,37ff), denn er wird noch erwähnt. Bei diesem Besuch »war Grund zur Klage wider Petrus«, eigentlich heißt es, Petrus war schuldig geworden, sein eigenes Verhalten verurteilte ihn. Paulus »widerstand ihm ins Angesicht«, er trat gegen ihn auf und zwar Auge in Auge in aller Öffentlichkeit. Auch hier also geht es um eine Auseinandersetzung, nun aber beispielhaft unter Brüdern. Dan wird nicht ausspioniert, verdächtigt, mit herabsetzenden Andeutungen geredet und Lügen in Umlauf gesetzt, wie das die falschen Brüder tun. Diese Auseinandersetzung findet offen, direkt und ehrlich statt. Es mag für Paulus ein Wagnis gewesen sein, den geachteten Apostel in aller Öffentlichkeit auf seine Schuld hinzuweisen, aber unter Brüdern kann es keine Heimlichkeit geben. Sonst fehlt dem Aufdecken der Sünde jegliche Vollmacht.
Wie hat sich Petrus nun schuldig gemacht? Zunächst zeigte er seine Freiheit vom Gesetz, indem er »mit den Heidenchristen zusammen aß«. Dabei ist nicht nur ein unverbindliches Nebeneinandersitzen beim Essen gemeint; die Tischgemeinschaft ist der Ausdruck voller brüderlicher Gemeinschaft und bis heute im Orient eine Geste der Zuneigung und des Vertrauens. In den frühen Gemeinden war ja auch das tägliche Herrenmahl, das Abendmahl, noch mit einer Sättigungsmahlzeit verbunden (vgl. 1 Kor 11,20ff), so dass hier engste Gemeinschaft entstand. Allerdings ist nicht ausdrücklich gesagt, es seien die gemeinsamen Abendmahlsfeiern gewesen, von denen sich Petrus zurückzog. Das tat er nämlich »als etliche von Jakobus kamen«. Es sind wohl Judenchristen aus Jerusalem gemeint, die besonders mit dem Herrenbruder Jakobus verbunden waren. Dieser lebte als Christuszeuge gegenüber der gesetzestreuen Judenschaft in Jerusalem selbstverständlich auch nach den jüdischen Speise – und Reinheitsvorschriften. Allerdings war er nicht daran gebunden oder erwartete gar von ihnen Heil und Rettung. Aber er blieb in besonderer Weise den Juden ein Jude, um sie zu gewinnen. Christliche Freiheit weiß durchaus um barmherziges Eingehen auf den anderen. Sie brüstet sich nicht und beschämt oder reizt so den anderen.
Auch Petrus hat ja die jüdischen Speisegebote und die Reinheitsvorschriften nicht einfach verworfen als Apostel. Er bleibt in diesen Dingen weithin seiner jüdischen Tradition und Erziehung verhaftet, nur, diese Gebote haben ihren Anspruch, Wege zum Leben und Heil zu sein für ihn verloren. Nun aber zog er sich von der Tischgemeinschaft mit den Heidenchristen zurück und »sonderte sich ab, weil er die aus dem Judentum fürchtete«. So aber wird die Bruderschaft gebrochen und das Evangelium verraten. Die Schuld des Petrus bestand nicht in seinem jüdischen, koscheren Lebensstil, auch nicht darin, dass er in Antiochien die Freiheit zeigte, mit den Heidenchristen ihre Speisen zu essen. Im Gegenteil, darin wird deutlich, dass eben diese Vorschriften und Gebote ihre verpflichtende Kraft verloren haben für einen Christen. Die Schuld des Petrus liegt darin, dass er sich aus Furcht absonderte und sein Verhalten änderte. Daraus kann geschlossen werden, dass diese Judenchristen, die da gekommen waren, durchaus noch am Gesetz, sogar als notwendigem Zusatz zum Evangelium festhielten. Sonst hätten sie Petrus sein Verhalten und seine Freiheit nicht übelgenommen, er hätte sich also nicht zu fürchten brauchen. Petrus verlässt die Eindeutigkeit der Freiheit im Evangelium, verwirrt die Heidenchristen von Antiochien und bestätigt indirekt die Gesetzlichkeit der Judenchristen, die da kamen. Er handelt aus Menschenfurcht. Paulus nennt sein Verhalten Schuld und Heuchelei. Hier geht es nicht um Nebensächlichkeiten oder sogenannte Mitteldinge. Das Evangelium selbst wird unklar und durch Petrus verdunkelt.
Gerhard Maier . Edition C
Obwohl Jakobus höchstwahrscheinlich mit Paulus und den anderen einer Meinung darin war und zustimmte, dass die Heiden nicht durch die jüdischen Gebräuche gebunden waren (Apg 15), so war Jakobus doch an diesem Punkt ausgesprochen konservativ. Vielleicht wollte Petrus mit seinem Verhalten die jüdischen Christen in Antiochien warnen, dass ihre Freiheit den eher konservativen Judenchristen in Jerusalem ein tiefer Anstoß war oder dass ihr Verhalten die Verkündigung des Evangeliums unter den Juden behinderte. an den gemeinsamen Mahlzeiten teilgenommen. Gemeinsame Mahlzeiten waren ein Ausdruck der Gemeinschaft und in der Tat ein starker Beweis dafür, dass Christen unabhängig von ihrer Herkunft zu einer gemeinsamen Familie gehörten, dass sie ein und denselben Herrn anerkannten, die eine Taufe empfangen hatten und am selben Abendmahlstisch saßen (Eph 2,11–3,13). Das Verhalten des Petrus (als er mit Heiden aß) stimmte überein mit seiner Erkenntnis nach seinem Besuch in Joppe (Apg 10). Er war durchaus willens, den Heiden Cornelius zu besuchen und mit dessen Familie zu essen (Apg 10,27; 11,3). Wenn nun aber die Heidenchristen keine angemessene Gesellschaft für Judenchristen waren, dann musste es deswegen sein, weil ihr Christsein einen Fehler hatte. Der Glaube an Christus und die Taufe auf seinen Namen waren dann nicht ausreichend und mussten durch irgendetwas anderes ergänzt werden. Und dieses andere konnte nur die Übereinstimmung mit dem jüdischen Gesetz und dessen Bräuchen sein: Die Heiden mussten dann Juden werden. Hier irrte Petrus. mit den nichtjüdischen Geschwistern. Obwohl es nicht ausdrücklich im Gesetz des Mose verboten war, aßen zu dieser Zeit Juden nicht mit den Heiden, genauso wenig, wie sie unreine Nahrung zu sich nahmen oder verunreinigtes Geschirr oder Besteck benutzten und dadurch rituell unrein wurden.
Jablonski – Der Brief an die Galater: Die Freiheit entdecken
Er beginnt mit einer Darstellung der Heuchelei des Petrus in den Versen 11-13 angesichts der Tatsache, dass Petrus auf dem Jerusalemer Konzil in den Versen 1-10 auf der Seite des Paulus stand: „Als aber Kephas nach Antiochien kam, widerstand ich ihm bis ins Angesicht, weil er verurteilt war. Denn ehe jener von Jakobus kam, aß er mit den Heiden; als sie aber kamen, zog er sich zurück und sonderte sich ab aus Furcht vor denen, die von der Beschneidung waren. Und die übrigen Juden verstellten sich auch mit ihm, so daß auch Barnabas von ihrer Verstellung mitgerissen wurde.
Allein die Tatsache, dass Petrus heuchlerisch war, zeigt, dass nicht einmal die Apostel immer inspiriert waren. Sie waren inspiriert, wenn sie die Schrift schrieben; sie waren inspiriert, wenn sie im Namen des Herrn sprachen; aber sie waren nicht immer inspiriert auf einer Tag-für-Tag-, Stunde-für-Stunde-, Moment-für-Moment-Basis.
Nachdem er Jerusalem verlassen hatte, kam Petrus in die Gemeinde von Antiochia, wo Paulus arbeitete. Diese Gemeinde war eine gemischte Gemeinde aus jüdischen und heidnischen Gläubigen. Als er zum ersten Mal kam, hatte Petrus kein Problem damit, mit den Heiden zu essen. Schließlich war er schon in Apostelgeschichte 10 in das Haus eines Heiden gekommen. Aber als jüdische Gläubige aus Jerusalem kamen, zog sich Petrus von den Heiden zurück, obwohl er im Jerusalemer Konzil auf der Seite von Paulus stand. Und die Grundlage für seinen Rückzug war nicht Gewissen oder Überzeugung, sondern Angst (Apg. 15,7-11).
Als Petrus, der Apostel der Beschneidung, sich zurückzog, zogen sich auch die anderen jüdischen Gläubigen der Gemeinde von Antiochien von den heidnischen Gläubigen zurück, einschließlich Barnabas, der es hätte besser wissen müssen, so dass sich in Vers 13 eine Spaltung entwickelte. Es entstand eine Trennung vom Abendmahl und nun gab es zwei Gemeinschaften: eine jüdische Gemeinschaft und eine heidnische Gemeinschaft. Die Vermutung war, dass die Juden etwas hatten, was die Heiden nicht hatten.
Arnold Fruchtenbaum – Das Buch der Galater
https://blog.thomas-pape.de/2025/08/15/am-anfang-hatte-er-sich-naemlich-erst-mal-ganz-normal-mit-den-nichtjuedischen-christen-unterhalten-und-mit-ihnen-was-gegessen/
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